Zoe lebt in einer von Pandemien und Angst geprägten Welt
Die Welt hat sich verändert. Politisch, kulturell und vor allem ökonomisch. Zoe ist Biologin und beschäftigt sich hauptsächlich mit den aussterbenden Käfern in Deutschland. Ihr Vater ist vor einigen Jahren an einer der Pandemien gestorben, ihre Mutter kämpft mit Alkoholproblemen und ihre 16-jährige Schwester sieht sie kaum. Als Zoes Mutter dann auf eine Kur fahren will, beschließt Zoe nach Frankfurt zu kommen, um ihre Schwester Hanna und Tante Auguste zu besuchen. Schnell stellt sie fest, wie sehr sich Auguste, ebenfalls eine Biologin, verändert hat. Aus Angst vor Bakterien, Viren und Keimen hat sie sich in ihrer Wohnung vollständig isoliert und verlässt das Haus nicht.
2041 gibt es keine EU mehr, dafür eine geheimnisvolle Frauengesellschaft
Bis 2041 hat sich die EU aufgelöst und jedes Land geht seinen eigenen Weg, um seine Bevölkerung zu erhalten. Dafür wurden in Deutschland alle Abtreibungen verboten und Verhütungsmittel werden nicht mehr verkauft, um eine höhere Geburtenrate zu erzielen. Die Natur zieht sich zurück, Arten sterben, und die Welt wird immer heißer. Augustes Freundin Sophie, die sich in einer Untergrundorganisation für Frauen einsetzt, ist verschwunden und kurzerhand beschließen die drei nach ihr zu suchen. Ihre Reise führt sie nach Italien und Schweden und immer wieder tauchen Hinweise auf eine intakte Natur auf, was eigentlich unmöglich sein sollte und auf eine geheimnisvolle Gesellschaft, die nur aus Frauen besteht.
„Endling“ ist ein berührender Roman über eine erschreckende Zukunft
Jasmin Schreiber hat mit „Endling“ einen berührenden Roman über eine angsteinflößende Zukunft geschrieben. Tiere, Insekten und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Menschen werden Grundrechte verwehrt, um eine unglückliche Gesellschaft zu erhalten. Es herrscht Zensur in den Sozialen Medien und rechte, faschistische Politiker sind an der Macht. Doch Jasmin Schreiber widmet sich nicht der frustrierenden Politik, sondern fokussiert sich auf die Natur, die sich nicht von menschlichen Gesetzen erdrücken lässt und ihren eigenen Weg geht.
Jasmin Schreibers Geschichte warnt vor einer gefährlichen Entwicklung
Ein anderer, sehr interessanter Aspekt sind die Frauengesellschaften, die von der Natur beschützt werden, damit keine Männer dort leben können. Die Natur, die sonst überall zu Grunde geht, blüht an diesen Orten regelrecht auf; hier gibt es kein Artensterben, eher eine Weiterentwicklung. Was dadurch deutlich wird, ist die Notwendigkeit weiblicher Lebewesen, sowohl für die konservativen Politiker, als auch für die Natur. Sollten sich die Frauen entscheiden müssen, wo sie leben, ist klar, wo die Mehrheit hinwollte. Jasmin Schreiber schafft mit ihrem Roman gleichermaßen eine Dystopie und eine Utopie, die beide in einer kaputten Welt koexistieren und uns vor einer gefährlichen Zukunft warnen.
Eine angenehme Sprache, ein hohes Erzähltempo, eine offene Frage
Jasmin Schreiber verwendet eine angenehme Sprache, so dass man tatsächlich schnell durch das Buch kommt. Teilweise zu schnell und die Ereignisse überschlagen sich, was jedoch auf den immer näherkommenden Abgrund hinweist, auf den die Erde zu rollt. Auch endet „Endling“ abrupt und lässt einen im Ungewissen, wie die Gesellschaft sich weiterentwickeln wird.
Jasmin Schreiber greift wichtige Themen wie Feminismus und Natur auf
Beabsichtigt oder nicht, erinnert Jasmin Schreibers „Endling“ an Frank Schätzings Welterfolg „Der Schwarm“ von 2004, in dem es ebenfalls um den Klimawandel und eine ignorante Gesellschaft geht. Jasmin Schreibers Geschichte spielt aber vor allem auf dem europäischen Kontinent und an Land. „Endling“ ist ein gelungener Roman über Feminismus und die Natur der Zukunft.