Kleine Probleme

ISBN 978-3-86971-240-6

198 Seiten

€ 23

eBook: € 19,99

Es ist Silvester und für Lars die letzte Möglichkeit, seine Frau zurückzugewinnen. Nele Pollatscheks „Kleine Probleme“ ist ein innerer Monolog der Wahrheiten.

Nele Pollatscheks Hauptfigur Lars hat das Aufschieben notwendiger Handlungen perfektioniert

Ich war versucht, die Lektüre von „Kleine Probleme“ abzubrechen

Dieser Roman kann eigentlich nicht funktionieren: Neunundneunzig Prozent innerer Monolog für Leserinnen und Leser, die – in dieser Gegenwart, in ihrem Alltag – praktisch sekündlich mit Neuigkeiten und damit Action beballert werden. Und man muss auch sagen, dass es nicht ganz einfach ist, in Nele Pollatscheks „Kleine Probleme“ hineinzukommen. Aber dann, wenn es gelungen ist, wenn man drin ist in dieser uns alle betreffenden Geschichte, dann entfaltet sie eine Sogwirkung und ein Tempo, das man zunächst nicht für möglich gehalten hätte. Ich war auf den ersten hundert Seiten oftmals kurz davor, das Buch zur Seite zu legen. Aber ich habe durchgehalten – und wurde belohnt.

Unser Held hat das Aufschieben notwendiger Handlungen perfektioniert

Nele Pollatscheks Held Lars Messerschmidt ist ein neunundvierzigjähriger, verhinderter Schriftsteller. Seine Frau, eine Lehrerin, hat sich von ihm und in ein Sabbatical nach Portugal verabschiedet. Ein wesentlicher Grund für diese Trennung ist die Tatsache, dass unser Held nichts auf die Reihe bekommt. Lars ist ein Mensch, der das Aufschieben notwendiger Handlungen perfekt beherrscht und sehr darunter leidet. Man kann sich also ganz gut mit diesem Lars identifizieren. Allerdings nervt das auch an ihm und so tut man sich eben anfangs schwer, sich seine ganzen Gedanken über das Aufschieben und Nicht-auf-die-Reihe-Kriegen durchzulesen. Aber keine Sorge: Wer Lars‘ nicht verlässt, wird diesen liebenswerten Loser ins Herz schließen und am Ende dabei sein, wenn er sich völlig unerwartet zum Helden aufschwingt.

Wenn ein Loser ein unerreichbares Ziel vor Augen hat, wird es spannend

Was den trägen Lars, der wohl in so etwas wie einer leichten bis mittleren Depression festhängt, unter Stress setzt, ist dass Silvester bevorsteht und Johanna sowie die beiden gemeinsamen, schon großen Kinder mit ihm feiern wollen. Lars freut sich auf Johanna, die er liebt. Aber er hat auch ein wenig Respekt vor der Wiederbegegnung nach der langen Zeit, denn er weiß nicht, ob sie in noch mag oder gar liebt. Dabei hat er ein großes Ziel: Die beiden haben nie geheiratet – und Lars möchte ausgerechnet jetzt Johanna einen Heiratsantrag stellen.

Lars soll für Johanna bis Silvester einige Aufgaben erledigen

Da Johanna aber ihren Lars kennt, hat sie ihn gebeten, für und vor Silvester einige Dinge zu erledigen: das neu gekaufte Bett der Tochter aufbauen, das Haus putzen, Geschenke einpacken, ein Feuerwerk besorgen, die Dachrinne reinigen und einen Nudelsalat für die Silvesterparty zubereiten. Hinzu kommen Aufgaben, die Lars ohnehin längst hätte erledigen müssen, zum Beispiel seine Steuerunterlagen zusammenzustellen.

Lars nervt anfangs, allerdings gibt es etwas, das ihn für uns einnimmt

So startet Lars in diesen 31. Dezember mit einer To-do-Liste von dreizehn Punkten. Und weil er Johanna liebt und sie (zurück)erobern will, macht er sich daran, die Punkte einen nach dem anderen abzuarbeiten. Was Lars dabei denkt, nervt anfangs, aber je besser wir ihn und seine Gedanken kennenlernen, umso mehr fühlen wir uns ihm verbunden. Denn Lars ist zwar voller Fehler und Schwächen, aber erstens kennt er sie alle und zweitens möchte er sie gerne abstellen. Lars will sich ändern – der Liebe wegen. Und das macht ihn sympathisch.

Nele Pollatscheks Held kann eigentlich nicht gewinnen

Was die ganze Geschichte spannend macht, ist dass Lars eigentlich nicht gewinnen kann: Wie wahrscheinlich ist es denn, dass Johanna ihn noch will? Und wenn sie sich auf einen Versuch einlassen würde: Wie wahrscheinlich ist es, dass sie ihn darüberhinaus auch noch heiraten möchte? Hinzu kommen die ganz praktischen Hürden: Lars hat sich nicht um die Zutaten für den Nudelsalat gekümmert. Er kennt das Rezept von Johannas Mutter und Großmutter nicht. Und irgendwie ist er ja auch ein bisschen depressiv und dadurch gelähmt und so weiter.

„Kleine Probleme“ handelt von einer Liebe in der Sackgasse

Wir wollen jetzt nicht noch mehr verraten, es ist womöglich ohnehin schon zu viel. Am Ende jedenfalls wird alles ziemlich dramatisch: Etliches geht schief, Lars ist gezwungen, auf absurd lustige Weise zu improvisieren, seine körperliche Integrität gerät in Gefahr, aber er behält sein Ziel im Auge: Johanna, die Liebe, die Familie. Wird er scheitern? „Kleine Probleme“ ist ein Roman über kleine Probleme, aber auch über große Themen wie die Frage, was wir bereit sind, für unsere Liebsten zu tun, ob es für eine Liebe in der Sackgasse einen Neuanfang geben kann, über Toleranz und über den Sinn des Lebens.

ISBN 978-3-86971-240-6

198 Seiten

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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