Erinnerungen Wolfgang Schäuble

ISBN 978-3-608-98704-1

656 Seiten

€ 38,00

eBook: € 29,99

Er war Innenminister, Finanzminister und Bundestagspräsident. Außerdem der am längsten amtierende Bundestagsabgeordnete. In seinen „Erinnerungen“ blickt Wolfgang Schäuble zurück.

Wolfgang Schäubles „Erinnerungen – Mein Leben in der Politik“ erschien kurz nach seinem Tod

Erinnerungen – Mein Leben in der Politik bestseller check

Die Lektüre von Wolfgang Schäubles „Erinnerungen“ hat sich gelohnt

Dieses Buch mit den Memoiren des ehemaligen Bundesinnenministers, Bundesfinanzministers und Bundestagspräsidenten, ist kein Werk, das man mal so eben nebenbei liest. Wolfgang Schäubles „Erinnerungen – Mein Leben in der Politik“ sind ein dickes politisches Brett, für das man sich Zeit nehmen muss. Ich habe tatsächlich mehrere Monate für die Lektüre dieses Buchs gebraucht. Mein Fazit: Es hat sich gelohnt!

Wolfgang Schäubles Wandlung als Politiker wird greifbar

Faszinierend an Wolfgang Schäubles Erinnerungen ist die Wandlung, die dieser Mann im Laufe seiner 50-jährigen politischen Karriere durchlaufen hat: Genoss er als junger Mann noch den Ruf eines politischen Hardliners, gewann er mit zunehmender Erfahrung auch den Respekt politisch anders Denkender. Diese Entwicklung eines Konservativen mit sozialem Gewissen mitzuverfolgen, sorgt für eine spannende Lektüre.

1972 war Wolfgang Schäuble für die CDU erstmals „Unser Mann in Bonn“

Wolfgang Schäuble nimmt uns mit zu seinen politischen Anfängen als Bundestagsabgeordneter der CDU, der er – wenn man ihm Glauben schenken soll – gar nicht werden wollte. Schließlich habe er ein hervorragendes juristisches Examen absolviert und hätte auch anderswo Karriere machen können. Aber so wurde er für die CDU „Unser Mann für Bonn“, wie es auf dem Wahlplakat 1972 geschrieben steht, und wurde der Abgeordnete mit der längsten Amtszeit im Bundestag. Was man dem Foto – es ist im Buch abgedruckt – nicht ansieht, ist die Tatsache, dass Wolfgang Schäuble bei den Fotoarbeiten einen Radiergummi im Nacken trug, weil ihm der Kragen des spontan ausgeliehenen Hemds zu weit war. Das Buch enthält nicht viele Fotos, dafür sind diese aber meist aussagekräftig und in ihnen und ihrer Kommentierung wird auch Wolfgang Schäubles Humor regelmäßig erkennbar.

1984 wurde Schäuble unter Kanzler Helmut Kohl erstmals Minister

Wir folgen Wolfgang Schäuble durch alle Stationen seines Schaffens – von der Zeit als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion (1982 bis 1984) über jene als Bundesminister in Helmut Kohls Kanzleramt (1984 bis 1989), bis hin zu den verschiedenen anderen Ministerposten, von denen sicherlich der des Finanzministers in den Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrisen (2009 bis 2017) der herausfordendste war. Auch dem Attentat vom 12. Oktober 1990, dem Wolfgang Schäuble bei einer Wahlkampfveranstaltung zum Opfer fiel, widmet sich der Autor ausführlich. Der Mann, der hätte tot sein können, war fortan ein Politiker im Rollstuhl. Was dies für ihn bedeutete, schildert Wolfgang Schäuble mit berührenden Worten. Und doch bleibt er auch hier stets der analytische Denker, der er Zeit seines Lebens war.

Helmut Kohl kommt in Schäubles Wertung erstaunlich positiv weg

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl, ohne den Wolfgang Schäubles Aufstieg undenkbar ist, kommt in den Memoiren erstaunlich positiv weg. Dies überrascht umso mehr, als Helmut Kohls Weigerung in der Spendenaffäre, die Namen der Spender preiszugeben, beinahe auch Wolfgang Schäubles politisches Ende besiegelt hätte. Auch Helmut Kohls Nach-Nachfolgerin Angela Merkel widmet sich Wolfgang Schäuble intensiv. Unter ihr absolvierte er die meisten Jahre im Ministeramt. In Bezug auf die Kanzlerin findet der Politiker deutlich kritischere Töne, was die Beurteilung ihrer Regierungszeit angeht. Überraschend ist, wie der Mann, der ein halbes Jahrhundert Bundestagsabgeordneter war, über seine einstigen SPD-Konkurrenten Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine urteilt: Den Altbundeskanzler hält Wolfgang Schäuble für intellektuell nicht satisfaktionsfähig. Wohingegen er Oskar Lafontaine für dessen politische und sonstige Intelligenz wertschätzt, ihm aber politische Irrwege unterstellt.

Wolfgang Schäuble nimmt in „Erinnerungen – Mein Leben in der Politik“ kein Blatt vor den Mund

Überhaupt sind Wolfgang Schäubles Erinnerungen angenehm klar formuliert, was Konkurrenten, politische Gegner und auch Freunde angeht. Offensichtlich hatte der ehemalige Minister, beim Schreiben den Tod vor Augen – Wolfgang Schäuble starb am 26. Dezember 2023 an Krebs – nicht das Gefühl, wem auch immer zuliebe, um den heißen Brei herumreden zu müssen. Diese Klarheit ist es, die sein Buch lesenswert macht. Und diese Klarheit mag auch verzeihen, dass seine Memoiren an mancher Stelle schon ein intensives politisches Interesse erfordern, um dranzubleiben. Es ist ein sehr detailliertes Werk. Wer sich für die Politik und Zeitgeschichte der vergangenen 50 Jahre begeistert, für den ist dieses Buch eine mitreißende Lektüre. Wer sich nur ein wenig für Politik interessiert, der sollte die Hände davonlassen, denn wie gesagt: Hier bohrt einer dicke politische Bretter, der genau weiß wie das geht.

@buchszene 🙌 Er war Innenminister, Finanzminister und Bundestagspräsident. Außerdem der am längsten amtierende Bundestagsabgeordnete. In seinen "Erinnerungen" blickt Wolfgang Schäuble zurück. Unser Chrefredakteur Jörg Steinleitner stellt euch das Buch vor. 🙂 Den Buchtipp findet ihr außerdem bei uns auf buchszene.de! #wolfgangschäuble #erinnerungen #buchszene #klettcotta #klettcottaverlag #politik #politiker #deutschepolitik #spannendegeschichte #insights #leben #biografie #bundestag #gesellschaft #buchtipp #buchblogger #buchtok #buchtokdeutschland #leseempfehlung #lektüre ♬ Originalton – buchSZENE

ISBN 978-3-608-98704-1

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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