ISBN 978-3-430-21043-0

272 Seiten

€ 22,00

Er ist einer unserer unterhaltsamsten Redner. In seinem Buch „Was Politiker nicht sagen …“ versucht Gregor Gysi die Kunst der Rede in Worte zu fassen.

Gregor Gysis „Was Politiker nicht sagen …“ behauptet, ein Buch über politische Rhetorik zu sein

Titelbild Was Politiker nicht sagen

Hält Gregor Gysis Buch, was sein Umschlag verspricht?

Wer erwartet, das zu bekommen, was auf der Rückseite von Gregor Gysis Buch „Was Politiker nicht sagen … weil es um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht“ steht, wird enttäuscht. Hier verspricht der Verlag, der Autor erkläre, „wie Kommunikation in der Politik funktioniert, welche Fallstricke es gibt, warum im Bundestag oft nicht einmal die Abgeordneten zuhören, wie unangenehme Botschaften sprachlich verschleiert werden und wie man sich in Talkshows um Kopf und Kragen reden kann.“

An was es dem Buch „Was Politiker nicht sagen“ fehlt

Dass ausgerechnet ein Buch über die zu gering vorhandene Wahrheit im Politikbetrieb Unwahres auf dem Umschlag stehen hat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Hat man sich beim Lesen damit abgefunden, nicht das zu bekommen, was versprochen war, bekommt man das Buch schon trotzdem irgendwie durchgelesen. Gregor Gysi ist ja ein unterhaltsamer Mensch mit Erzähltalent, dem man gerne zuhört bzw. „zuliest“. Es fehlt halt an der Struktur in diesem Buch.

Was Gregor Gysis Werk über Rhetorik leisten kann

„Was Politiker nicht sagen“ ist mehr ein Erinnerungsbuch, eine Anekdotensammlung, denn eine Analyse zur politischen Rhetorik. Im Plauderton liefert Gregor Gysi viele kleine Geschichten aus seinem Alltag als Redner im Bundestag und an anderen Orten. Selten wird er so deutlich wie, wenn er den Philosophen Hans-Georg Gadamer zitiert: „Erst mit der Sprache geht die Welt auf.“ Genau das sei – so Gregor Gysi – die Arbeit der Politik: „einander argumentativ die Welt zu öffnen, sie sichtbarer zu machen, ihre Veränderbarkeit aufzuzeigen. Mit Worten kann man Angenehmes tun!“

Wir begegnen Heiner Müller, dem Papst und anderer Prominenz

Meist aber bleibt Gregor Gysi im Erinnerungsmodus und erzählt Erlebnisse mit Heiner Müller oder dem Papst, mit einer Hartz-IV-Empfängerin oder auch heitere Episoden, zum Beispiel diese hier: „Im Übrigen hatten [Norbert] Blüm und ich ein gutes Verhältnis zueinander. Er ist jenseits seiner Ämter ein äußerst kritischer CDU-Politiker geworden. Ich fühle mich mit ihm allein schon durch seinen Witz verbunden. Wir betreten zu zweit eine Berliner Kneipe, ich rufe in Richtung Theke: ‚Zwei Kurze!‘ Die Antwort des Wirts: ‚Det seh ick – und wat woll’n Se trinken?‘“

Das rhetorische Ziel, das Gregor Gysi festschreibt, ist sehr zu begrüßen

Immerhin, was nach der Lektüre hängen bleibt und allen, die Reden zu halten haben, eine Messlatte sein kann, ist das Ziel, das Gregor Gysi an einer Stelle für sich und sein Reden ausgibt: „Ich möchte vermitteln, ich möchte anschaulich sein, ich möchte verstanden werden. Vor allem möchte ich sehen und verstehen. Wenn ich an einem Mikrofon etwas sage, möchte ich, wie es so schön heißt, meine Stimme erheben, aber nicht über die Menschen hinweg.“ Man muss kein Anhänger der Linken sein, um festzustellen, dass ihm dies meist gelingt. In seinen Reden und auch in diesem Buch.

 

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ISBN 978-3-430-21043-0

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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