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Ein Umweltaktivist. Ein ermordeter E-Zigaretten-Hersteller. Und der Dampfer „Prinz Heinrich“. Syndikats-Autor Peter Gerdes verrät im Werkstattbericht wie hart die Arbeit an „Langeooger Dampfer“ war.

Wie Sie von der Nordsee immer wieder überrascht werden, erzählt Peter Gerdes in seinem „verflixten“ 7. Inselkrimi „Langeooger Dampfer“

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Titelbild Langeooger Dampfer Syndikat

Kann man über einen Sandhaufen in der Nordsee noch Neues schreiben?

Der verflixte siebte Inselkrimi. Was soll man denn über einen Sandhaufen in der Nordsee noch Neues, Weltbewegendes schreiben? Wo doch die ganze Küste schon überschwemmt ist mit Ostfrieslandkrimis! Außerdem schwächelt der alte Verlag, wer weiß, ob er dem Buch noch genügend Rückenwind mitgeben kann, wenn es womöglich sein letztes sein wird?

Sollte ich das Schreiben lassen und lieber Tischler werden?

Motivationsprobleme, Abbruch nach dem ersten Viertel. Könnte dies der erste von mittlerweile 16 Kriminalromanen sein, der unvollendet in der digitalen Schublade verschwindet? Gut möglich. Warum überhaupt noch Krimi, warum nicht ein anderes Genre? Oder vielleicht doch noch Tischler werden, ich bin doch geschickt mit den Händen …

Die Arbeit fürs Syndikat ist ein guter Vorwand, um nicht zu schreiben

Nein, wenn schon Flucht, dann nach vorn. Noch einmal mitten hinein ins Krimigetümmel, die vernachlässigten Kontakte zum SYNDIKAT reaktivieren, den Rat der Kolleginnen und Kollegen suchen. Am besten auf einer CRIMINALE, dem alljährlichen Festival. Warum nicht mal selbst eine CRIMINALE planen und organisieren? Warum nicht CRIMINALE-Beauftragter werden? Gesagt, gewagt, getan. Problem gelöst: Gar keine Zeit mehr, um noch Krimis zu schreiben.

Aber der Drang zu schreiben lässt sich nicht so einfach unterdrücken

Aber es passiert etwas im Oberstübchen. Angesichts dieser Vielfalt an Facetten, dieser Fülle an Formen, dieses Reichtums an Stoffen in der Szene ist die Lust plötzlich wieder da. Der Drang zu schreiben, Bewegendes spannend zu erzählen. Keine öde Nummer sieben abzuarbeiten, sondern etwas literarisch zu realisieren, das plötzlich ans Licht will und seinen Platz in der Welt beansprucht. Keine Zeit zum Schreiben? Ach was, Ausreden sind keine Option.

Irgendwann steht der Plot von „Langeooger Dampfer“

Der vage Plot von „Langeooger Dampfer“ gewinnt auf einmal Linie und Struktur: Kurz vor den ersten Dampfertagen wird Robin Seefeld, Umweltaktivist und Onlinehändler, brutal ermordet. Wenig später stirbt Karl Antes, sein Partner im E-Zigaretten-Geschäft, an Bord des Dampfers „Prinz Heinrich“. Die Mordmethode ist identisch. Journalist Marian Godehau stößt bei seinen Recherchen auf eine Gruppe von Identitären, die sich auf Langeoog niedergelassen hat. Dabei kommt er Hauptkommissar Stahnke in die Quere. Ihre alte Rivalität flammt wieder auf. Und nicht nur die …

Muss ich meinem treuen Helden wirklich so wehtun?

Und weiter geht’s: Charaktere werden geschärft, Szenen umgeschrieben, manches gelöscht. Tut nicht weh, denn das Neue, Bessere drückt den Milchzahn beiseite. Der Roman bekommt Tiefe, fast unvermutet. „Ach, so ist das also!“, murmele ich beim Schreiben. Beim Showdown bleibt mir beinahe die Luft weg. Das Ende ist etwas mutwillig. Muss ich meinem treuen Helden so wehtun? Ich kenne ihn doch, das wird er mich noch spüren lassen. Spätestens im nächsten Buch.

Manchmal ist es eine reine Freude, Krimiautor zu sein

Der neue Verlag ist gefunden, die Verhandlungen sind geführt. Verträge über dieses Buch und das nächste werden unterschrieben, drei vergriffene Werke werden neu veröffentlicht. All das geschieht Corona zum Trotz. Neue Lesungen werden geplant, alle unter freiem Himmel, im Sommer geht das, später wird man sehen. Bald geht es wieder mit der „Koralle“ durch den Leeraner Hafen, auf „Kriminelle Hafenrundfahrt“ mit Lesung an Bord. Vorbei an der „Prinz Heinrich“, dem über hundert Jahre alten, komplett überholten Traditionsschiff und Ideengeber. Jedes Mal, wenn wir daran vorbei schippern, scheint mir die elegante Schönheit mit ihren Bullaugen zuzuzwinkern. Manchmal ist es eine reine Freude, Krimiautor zu sein.

Über Peter Gerdes

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Werkstattberichte aus dem Syndikat: Wie arbeiten Kriminalschriftsteller? Was inspiriert sie zu ihren Romanen? Welche Marotten quälen sie beim Schreiben?

 

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