Wir-sitzen-im-Dickicht-und-weinen-Felicitas Prokopetz

ISBN 978-3-8479-0161-7

206 Seiten

€ 22,00

eBook: € 21,99

Kann man der eigenen Familiengeschichte entkommen? Felicitas Prokopetz versucht sich in ihrem Roman „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ an einer Antwort.

Felicitas Prokopetz‘ Roman „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist ein wichtiges, erfrischendes Buch

Wir-sitzen-im-Dickicht-und-weinen buchtipp

Zwei Ereignisse bringen die alleinerziehende Valerie aus dem Lot

Valerie Steinberg ist eine alleinerziehende Mutter, die ihr Leben, so wie sie es eingerichtet hat, glaubt, im Griff zu haben. Doch dann wird sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Ihr 16-jähriger Sohn Tobi, ihr ein und alles, beschließt, für ein Jahr auf eine Internatsschule in England zu gehen. Valerie zweifelt, ob dies das Richtige für seine Entwicklung ist. Zeitgleich wird ihre Mutter Christina durch eine Krebsdiagnose geschwächt und ist auf Valeries Hilfe angewiesen. Was macht dies mit Valerie, wie wird sie sie mit diesen beunruhigenden Tatsachen umgehen? Felicitas Prokopetz führt uns in die Vergangenheit, um Valeries heutige Handlungsweisen und Beweggründe zu beleuchten.

„Wir sitzen im Dickicht und weinen“ erzählt von mehreren Generationen Frauen

Der Roman „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ spielt in Österreich und in der Schweiz. Das Buch beschreibt in 48 Kapiteln Lebensabschnitte von vier Frauen: von Tochter, Mutter und den beiden Großmüttern, die mit individuellen, aber auch zeitgeschichtlichen politischen und gesellschaftlichen Bedingungen zu ringen haben. Die Kindheit der Großmutter mütterlicherseits, Martha, ist geprägt von einer kühlen Mutter, die Marthas Kreativität nicht zu schätzen weiß und das Kind streng in häusliche Pflichten einbindet. Charlotte, die Großmutter väterlicherseits, sieht sich mit dem Krieg und den damals herrschenden patriarchalischen Regeln konfrontiert. Christina wiederum, Valeries Mutter, versucht sich von familiären Zwängen zu befreien, sich selbst zu finden und überlädt ihre Tochter schon frühzeitig mit sehr viel Verantwortung.

Es geht Felicitas Prokopetz um die inneren Zwänge ihrer Figuren

Valerie und ihr Sohn Tobi gehen jeden Sonntag zur Freundin und genießen dort die familiäre Atmosphäre und lassen sich mit einem Mittagessen verwöhnen. Valerie selbst lehnt eine feste Bindung ab. Felicitas Prokopetz‘ Roman handelt von äußeren und inneren Zwängen, die in jeder Generation anders zutage treten. Jede Frau kommt zu Wort. Es geht um die Rolle der Frau über drei Generationen. Wie eine Zeitzeugin beschreibt Felicitas Prokopetz die jeweilige Situation. So gelingt ihr ein so spannendes wie witziges Buch. Jeder Abschnitt hallt nach. Die kurzen Kapitel, die mit Fußnoten erklärten Dialekte, die phantasievollen Grabreden auf Valeries Vater und die Dialoge zwischen Mutter und Tochter und Mutter und Sohn, die teilweise haarsträubend sind, geben dem Roman den Kick, das Vergnügen und sie fesseln.

Tradition oder Aufbegehren – wie sieht das ideale Leben einer Frau aus?

Dieses Buch ist nur möglich durch drei Generationen sich entwickelnder Frauen, die jetzt durch die Sicht der Autorin Gehör bekommen. Was noch vor Jahrzehnten mangels Aufklärung und politischer und gesellschaftliche Situation so nicht möglich war, erzählt Felicitas Prokopetz wie selbstverständlich. Sie lässt ihre Protagonistinnen Schlüsse ziehen, die durch deren gesellschaftliche und politische Situation nicht immer oder sehr schwer umsetzbar waren. Was ist die ideale Möglichkeit für eine Frau zu leben? Um diese Frage kreist die Autorin und beschäftigt sich in dem Zuge mit traditionellen Rollenverteilungen, mit Aufbegehren und Verändern, mit freier Entscheidung, der Möglichkeit zur Entfaltung und der Gefahr gesellschaftlicher oder familiärer Ächtung.

Damit sie sich lebendig fühlen kann, muss sich Valerie ihren Ängsten stellen

Worüber vor Jahrzehnten nur ein Psychologe Auskunft geben konnte, ist heute durch Aufklärung und Auseinandersetzung ins selbstverständliche Bewusstsein der jungen Generation getreten. Dafür haben auch vorangegangene Frauengenerationen gekämpft. Ängste und Unsicherheiten bleiben, aber Frauen haben nun mehr Möglichkeiten, sich durch das Benennen und Aussprechen zu verändern. Um lebendig zu werden, muss sich auch Valerie ihren Zwängen und Ängsten stellen. Kluge Sätze wie „manchmal verirrt sich die Angst, man glaubt, vor etwas anderem Angst zu haben“, durchziehen den Roman.

Ein wichtiges, ein erfrischendes Buch der jungen Autorengeneration

„There is al lot that you can‘t change when you are a kid. But you can pack for the journey …“ wird zu Beginn Jeanette Winterson zitiert. Das ist das, was dieser Roman verspricht und ihn zu lesen ist ein Abenteuer an sich. Es gibt schaurige Szenen, in die man eingreifen möchte, witzige Szenen, intelligente Schlussfolgerungen, sensible Beschreibungen, authentische Charaktere. Der Titel „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist sehr poetisch und deutet bereits die Hoffnung an, dass sich etwas ändern könnte. Das aufzuzeigen ist Felicitas Prokopetz mit Kunstfertigkeit gelungen. Für mich ist „Wir sitzen im Dickicht“ ein wichtiges, ein erfrischendes Buch der jungen Autorengeneration.

ISBN 978-3-8479-0161-7

206 Seiten

€ 22,00

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