ISBN 978-3-492-05982-4

416 Seiten

€ 22,00

Wie haben Frauen Sex und was fühlen sie dabei? Diesen Fragen spürt Lisa Taddeo mit ihrem Roman „Three Women – Drei Frauen“ nach. Ein aufsehenerregender Beitrag zur Diskussion über weibliche Sexualität.

Lisa Taddeo erzählt in „Three Women – Drei Frauen“ von weiblichem Sex

Titelbild three women

©Andrii Zastrozhnov shutterstock-ID 1355124605

Gleich der erste Satz von „Three Women“ löst unmittelbare Reaktion aus

„Als meine Mutter jung war, folgte ihr jeden Morgen ein Mann zur Arbeit, der nur wenige Meter hinter ihr her masturbierte.“ Allein der erste Satz von Lisa Taddeos Roman „Three Women – Drei Frauen“, löst eine unmittelbare emotionale Reaktion aus. Lisa Taddeo, die acht Jahre lang für ihr Werk recherchierte und dafür mehrmals umzog, porträtiert das Leben dreier realer Frauen – Maggie, Lina und Sloane. Wir dürfen bis ins Knochenmark eindringen in deren sexuelle Erfahrungen um Begehren, Verständnis und Bewunderung. In anfänglich etwas gewöhnungsbedürftiger prägnanter journalistischer Art und Weise zieht einen der Roman schnell in einen Sog aus Spannung, dem man sich nur schwer entziehen kann. „Three Women – Drei Frauen“ wirft Fragen auf, eröffnet Möglichkeiten zur Diskussion und ist allein deshalb wertvoll. Wie würde sich z.B. das Bild verändern, wenn bei diesem einen ersten Satz die Rollen des Männlichen und des Weiblichen vertauscht wären?

Mann, Haus, zwei Kinder, kein Zungenkuss. Lina sollte glücklich sein

Auf den ersten Blick scheint Linas Geschichte als die einer frustrierten Hausfrau, die verzweifelt versucht, aus ihrem tristen Alltag auszubrechen, indem sie ihrer verheirateten Jugendliebe hinterherläuft. Doch im Verlaufe ihrer fein gezeichneten emotionalen Landschaft schneidet Lisa Taddeo mit Lina Themen an, die berühren, wütend machen, von Scham gezeichnet sind. Hat Lina überhaupt die gesellschaftliche Legitimation für Unzufriedenheit, wenn ihr Leben doch die allgemeingültigen Kriterien für das ewige Glück erfüllt? Und zeugt es nun eher von Stärke oder von Schwäche, wenn sich eine Frau bewusst in die vermeintliche Opferrolle begibt für solch niedere Gelüste wie jenem nach einem großen Penis? Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas gelingt es Lisa Taddeo, einem auch das ein oder andere Schmunzeln abzuringen, etwa „wenn die Frau den Penis ihres Mannes ansieht wie ein Stück übrig gebliebenen Hackbraten, das sie nicht essen, aber auch nicht wegschmeißen will.“

Sloane ist eine Frau, die bewundert werden will – auch beim Sex

Sloanes Geschichte sprengt den Rahmen sexueller Konventionen. Ihr Mann sieht ihr gerne beim Sex mit anderen Männern zu und auch umgekehrt. Die Deutlichkeit, mit der Lisa Taddeo bewusst macht, dass es immer ein soziales Wagnis ist, sich außerhalb des monogamen Konzepts der Ehe zu bewegen, erschreckt. Besonders indem sie zeigt, wie sehr wir bei der Akzeptanz unserer Taten auf für die Gesellschaft nachvollziehbare Begründungen angewiesen sind. Ist Sloane eine minderwertigere Frau, weil sie sich ihre Selbstbestätigung im Schlafzimmer sucht anstatt beim Töpferkurs? Lisa Taddeos literarische Interpretation von Sloanes Leben haut einem mehrfach um die Ohren wie oft insbesondere Frauen für auch nur ansatzweise sexuell den Tellerrand überschwappende Neigungen verurteilt werden und zwar vor allem – von anderen Frauen.

Teenager Maggie landet in einer Affäre mit ihrem Lehrer Aaron

Maggie ist die längste und auch am meisten aufsehenerregende Geschichte in „Three Women – Drei Frauen“, denn zu Beginn ist sie weniger eine Frau, als vielmehr ein Mädchen, das inmitten des Aufblühens ihrer Sexualität in ein Verhältnis mit dem Lehrer Aaron gerät. Auf brutale Art und Weise begleiten wir sie auf ihrer Achterbahn und sind dabei, wenn ihre kindliche Unschuld Schritt für Schritt verblasst. Doch inwieweit kann man die erwachenden sexuellen Bedürfnisse einer Jugendlichen vor die Verantwortung eines Erwachsenen stellen? Lisa Taddeo beschreibt wie gefährlich Sex werden kann, wenn er instrumentalisiert wird, um Bedürfnisse zu erfüllen, die rein gar nichts mit dem Akt an sich zu tun haben und macht denjenigen den Garaus, die Sex als bloße Befriedigung niederer Triebe sehen, provoziert durch eine Person, die nicht einmal volljährig ist.

Was bleibt hängen von Lisa Taddeos „Three Women – Drei Frauen“?

Mit „Three Women – Drei Frauen“ geht Lisa Taddeo das im Epilog selbst benannte Risiko ein, etwas zu wollen. Sie will, dass wir mitfühlen, dass wir verstehen, dass wir hinterfragen. Nicht nur unser eigenes weibliches Begehren, sondern insbesondere das anderer Frauen und unseren Umgang damit. Sind wir in der Lage vorbehaltlos zu gönnen, uns solidarisch zu zeigen und uns auf die Seite der vermeintlich Schwachen zu stellen, ohne dabei um unsere eigene Stärke zu fürchten? Wie, warum und mit wem Frauen heute Sex haben und was dabei scheinbar erlaubt ist, sind nur einige Aspekte in der hitzigen öffentlichen Debatte, die gerade erst an ihrem Anfang steht. Die Definition von weiblicher Sexualität ist im Entstehungsprozess und Lisa Taddeos Roman ist ein gewichtiger Beitrag dazu. Er fordert alle Frauen und auch Männer lauthals dazu auf, anzuerkennen, wie beschränkt unsere Wahrnehmung ist, wenn wir nur auf die Oberfläche schauen; und wie elementar es deshalb wäre, genauer hinzusehen anstatt zu verurteilen.


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