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Dieser Roman motiviert dazu, die eigene Liebe mit anderen Augen zu sehen
Claire Lombardos „Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ein Roman, der eine Ehe retten kann. Insofern ist die Lektüre allen Menschen zu empfehlen, die in einer Paarbeziehung leben und anstreben, diesen Zustand beizubehalten. Zu erfahren, wie liebe- und rücksichtsvoll die Eheleute Marylin und David Sorenson, die im Mittelpunkt dieses wuchtigen Schmökers stehen, miteinander umgehen, das motiviert, sich auch um seine eigene Liebe zu bemühen.
Die erste Liebesnacht unterm Gingkobaum im elterlichen Garten
In ihrem 720 Seiten starken Roman erzählt Claire Lombardo das Leben der in Amerika lebenden Sorensons: von der ersten Liebesnacht unterm Gingkobaum im Garten von Marylins Eltern über die Geburt der vier Töchter bis hin zum Großelternwerden. Dabei läuft im Alltag des Arztes und seiner Frau, die den Beruf wegen der Kinder bewusst hintanstehen ließ, längst nicht alles rund, weshalb dieses unterhaltsame literarische Werk oftmals so real wie das echte Leben daherkommt.
Claire Lombardo geht jedem Kitsch- und Klischeeanflug aus dem Weg
Jede der vier Töchter verfügt über einen starken Charakter und glaubwürdige Schwächen, fast jede von ihnen wird mindestens einmal vom Schicksal gnadenlos herausgefordert. Was dazu führt, dass die einander über die Jahrzehnte stabil liebenden Eltern, immer neue Katastrophen auszugleichen haben. Aber die Souveränität, mit der sie dies tun, ist bewundernswert und man möchte sich für sein eigenes Leben, seine eigene Beziehung gerne mehr als nur eine Schreibe von dieser Marylin und diesem David abschneiden. Dabei geht Claire Lombardo mit beeindruckender Selbstverständlichkeit jeglichen Kitsch- oder Klischeeanflügen souverän aus dem Weg.
Eine sehr junge Professorin, eine Trinkerin und eine, die Mist macht
Wie sich Marylin und David auch nach dreißig Jahren noch wertschätzen und körperlich begehren, davon lässt sich nur schwärmen. Dabei bereiten ihnen ihre Kinder keineswegs sorgenfreie Tage: Wendy verliert ihren Traummann und tröstet sich in ihrer Wohlstandshölle fortan mit zu viel Weißwein und viel zu jungen Affären. Violet führt eine nach außen vorbildliche Ehe mit zwei glücklichen Kindern, doch eines Tages muss sie vor ihren Familienmitgliedern ein Geheimnis gestehen, das seinen Ursprung in einer amourösen Beziehung hat und den Clan vor eine Zerreißprobe stellt. Liza wird sehr jung Professorin, allerdings findet sie sich bald als alleinerziehende Mutter wieder. Und Grace – um es ganz direkt zu formulieren – macht auch gewaltig Mist.
Streiten, miteinander schlafen, essen, feiern und einander beleidigen
Zwischendurch beschleicht Marylin – sie ist gerade schwanger – die Befürchtung, ihr geliebter David könnte eine Affäre mit seiner Praxiskollegin Gillian haben. Und irgendwann taucht aus dem Nichts ein Familienmitglied auf, das niemand auf dem Ticket hatte. All diese Leute diskutieren, streiten und schlafen (oft) miteinander, sie essen und feiern, sie beleidigen und unterstützen einander. Hier dabei sein zu können, bereitet wirklich – wie es der Titel verspricht – einen der größten „Späße, die wir je hatten“.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ein kluger Roman
Claire Lombardo montiert geschickt im Wechsel Episoden der Vergangenheit mit solchen der Gegenwart. Trotz der Fülle an Figuren und Fakten ist man stets bestens orientiert. Der für die Lebensweisheit, die ihrem Roman entströmt, noch sehr jungen Autorin gelingen viele präzise Beobachtungen. Tatsächlich kann man nur staunen, wie jemand, der gerade mal gute dreißig Jahre alt ist, die Untiefen und Glücksgipfel des Lebens gedanklich bereits so durchdrungen haben kann. Und dass es in diesem jugendlichen Alter möglich ist, so eine kluge, facettenreiche und berührende Geschichte mit derart erzählerischer Leichtigkeit aufs Papier zu werfen. Nachdem man sie fertig gelesen hat, sieht man seine eigene Liebe mit anderen Augen.