Frau Bluhm liest „Perfect Day“: 4 von 5 Bluhmen
Anns liebevoller Vater soll zehn Mädchen ermordet haben
Als wenige Wochen vor Weihnachten Ermittler vor der Haustür stehen, um Anns Vater wegen vermeintlich zehnfachen Mordes in Untersuchungshaft zu nehmen, gerät das Leben der 24-jährigen Studentin aus den Fugen. Der renommierte Philosophie-Professor weigert sich standhaft eine Aussage gegenüber der Polizei zu machen. Ann kann nicht glauben, dass ihr liebevoller Vater fähig wäre, zehn Mädchen zu ermorden und den Weg zu den Leichen mit roten Schleifen im Wald zu markieren. Ihr Vater kann nicht der seit über zehn Jahren gesuchte Schleifenmörder sein, und Ann wird es beweisen. Koste es, was es wolle.
Romy Hausmann spielt in „Perfect Day“ geschickt mit den Perspektiven
Romy Hausmann erzählt ihren Thriller aus vier Perspektiven: Den Hauptteil der Handlung erleben wir aus der Sicht von Ann, die im Winter 2017 versucht, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Im gleichen Zeitraum gibt es immer wieder Einschübe, die stets mit „WIR“ betitelt sind und scheinbar die Perspektive des Schleifenmörders beschreiben. Weiterhin tauchen Passagen eines scheinbar von Ann geführten Interviews mit dem Mörder aus dem Jahr 2021 auf. Die vierte Perspektive bilden kleine Aufsätze, die aus der Sicht der kindlichen Ann verfasst sind und sich um die Definitionen verschiedenster Gefühle drehen.
Am Ende fügt sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen
Die Autorin kombiniert also verschiedene Storylines, die am Ende ein großes Ganzes ergeben. Als ich begriff, wie genau all diese Perspektiven einen großen Sinn ergeben, stand mir vor Überraschung und Spannung der Mund offen. Das Durchhalten hat sich wirklich gelohnt, obwohl es genau diese ständigen Unterbrechungen des Erzählflusses waren, die mir das Einlassen auf das Buch zunächst ziemlich erschwert haben.
Ein mentales Katz-und-Maus-Spiel – ein inneres Spiegellabyrinth
Romy Hausmann spielt über den gesamten Roman hinweg mit den Perspektiven und den Tücken der Wahrnehmung. Was war zuerst da: Die Indizien oder die eigene Persönlichkeit? Es ist ein mentales Katz-und-Maus-Spiel, in das die Autorin uns hineinführt. Quasi ein inneres Spiegellabyrinth. Gemeinsam mit Ann begeben wir uns auf die Suche nach der Wahrheit. Wer hat diese zehn armen Mädchen wirklich umgebracht? Eine neue Spur scheint auf einen anderen Täter hinzuweisen. Doch ist es vielleicht Anns dringlicher Wunsch – den Vater unschuldig zu wissen – der die Indizien subjektiv in die Richtung lenkt, die genau diese beweisen könnte?
Wir versinken regelrecht in Anns Paranoia – und dann kommt das Ende
Es ist beeindruckend, wie Romy Hausmann uns beim Lesen komplett in Anns subjektiv gesteuerte Wahrnehmung hineinzieht. Wir versinken regelrecht mit Ann in ihrer sich immer weiter wachsenden Paranoia, bis wir irgendwann überhaupt nicht mehr wissen, was jetzt eigentlich wirklich passiert ist. Und dann überrollt uns das vollkommen überraschende Ende.
„Perfect Day“ ist ein packender Thriller mit überraschenden Wendungen
Romy Hausmann besitzt ein großes Talent darin, die Informationen über ihre Protagonisten immer nur häppchenweise und genau zur richtigen Zeit herauszugeben. Dies, und die wirklich spannende und gut erzählte Grundgeschichte mit ihren vielen unvorhersehbaren Wendungen, machen „Perfect Day“ zu einer Lektüre, die man sich unbedingt einmal ansehen sollte – gerade dann, wenn man schon viele Thriller gelesen hat.
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