die-traeumenden-von-madrasAbraham Verghese

ISBN 978-3-458-64393-7

894 Seiten

€ 28,00

Er erzählt vom malerischen Indien, von begnadeten Ärzten, von Liebe und Tod. Abraham Vergheses „Die Träumenden von Madras“ ist ein großartiger historischer Roman.

Abraham Vergheses „Die Träumenden von Madras“ ist ein süffig zu lesendes, monumentales Familienepos

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„Die Träumenden von Madras“ ist ein erzählerisches Meisterwerk

Um ehrlich zu sein: Ich habe Abraham Vergheses Roman „Die Träumenden von Madras“ nur gelesen, weil er mir von einer Freundin empfohlen worden ist und ich sie nicht enttäuschen wollte. Denn eigentlich zählen weder historische Romane zu meiner bevorzugten Lektüre, noch sprach mich der etwas kitschig klingende Titel „Die Träumenden von Madras“ an. Ich begann also aus Höflichkeit meiner Freundin gegenüber zu lesen. Und dann geschah etwas Faszinierendes: Der beinahe 900 Seiten umfassende Roman verschluckte mich auf den ersten Seiten und spuckte mich erst ganz am Ende, einigermaßen berauscht, wieder aus. Abraham Verghese ist hier ein epochales Werk gelungen, das aus ganz unterschiedlichen Gründen nichts weniger als ein Meisterwerk ist.

Die Geschichte beginnt bei einer 12-Jährigen im Indien des Jahres 1900

Für seine drei Generationen umfassende Geschichte versetzt uns Abraham Verghese zunächst ins Kerala des Jahres 1900, also in den Südwesten Indiens. Wir sind dabei, wie die zwölfjährige Mariamma gezwungen wird, einen Mann zu heiraten, den sie nicht heiraten will. Fortan lebt sie in Parambil, inmitten von Flüssen und Kanälen, Palmen und Jackfruchtbäumen und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie vermisst ihre Mutter, und ihr Mann scheint sich kaum für sie zu interessieren.

Die Familie hütet ein düsteres – ein tödliches Geheimnis

Doch bald findet sie in ihrem fünfjährigen Stiefsohn Jojo einen Gefährten, der nicht von ihrer Seite weicht. Als er, der stets das Wasser gescheut hat, bei einem Unfall ertrinkt, kommt sie einem Geheimnis ihrer neuen Familie auf die Spur: Seit Generationen gibt es immer wieder Familienmitglieder, die eine unerklärliche Angst vor dem Wasser haben; viele von ihnen ertrinken. Doch was dahintersteckt, bleibt ein Rätsel, das erst viel später aufgelöst wird.

Mariamma ist eine liebevolle, von allen respektierte Matriarchin

Mariamma nimmt ihr neues Leben an, sie bekommt eine behinderte, aber umso mehr geliebte Tochter, und wird zu einer einfühlsamen Matriarchin. Im Dorf, wo sie Zeit ihres Lebens eine Sonderstellung einnimmt, nennt man sie „Big Ammacchi“. Parallel zur Geschichte dieser Familie erzählt Abraham Verghese auch davon, wie der Fortschritt Parambil verändert. Während in der Welt Kriege toben und Indien der Befreiung zustrebt, werden in Parambil Straßen und Schulen gebaut, die Häuser mit Elektrizität versorgt und die Menschen endlich medizinisch betreut.

Der Fortschritt der Medizin und das abgehobene Leben der Kolonialherren

Es ist faszinierend, wie und was Abraham Verghese hier erzählt: Der Schriftsteller, der hauptberuflich als Arzt und Professor an der Stanford University School of Medizine arbeitet und mit „Rückkehr nach Missing“ bereits einen Weltbestseller vorgelegt hat, schildert Indien und seine Menschen in so schillernden wie realistischen Farben. Er zeigt die Entwicklungen in der Behandlung Kranker, beschreibt minutiös und spannend Operationstechniken und macht auch verständlich, was es bedeutete, in einem Land zu leben, das bis 1947 britische Kolonie war. Nicht nur Schicksale der einheimischen Bevölkerung zeichnet er mit großer Präzision, sondern auch das teils abgehobene Leben englischer Ärzte und anderer Privilegierter.

Abraham Verghese erzählt von Liebe ohne kitschig zu sein

Abraham Verghese verwickelt uns in die Liebesgeschichten seiner Figuren – ohne kitschig zu werden –, er lässt uns an ihren Niederlagen teilhaben und an ihren Erfolgen. Abschnitte der Geschichte spielen auch in Schottland. Obwohl der Autor ein riesiges kulturelles und historisches Wissen auffährt, ist „Die Träumenden von Madras“ stets beste Unterhaltung. Ja, die Tatsache so viel Konkretes über das Alltagsleben im Indien jener Zeit zu erfahren, treibt einen beim Lesen regelrecht weiter. Abraham Verghese hat großartige Recherchearbeit geleistet und er erzählt derart fesselnd, dass man in dieser anderen Epoche, dieser faszinierend anderen Kultur vollkommen versinkt.

die-traeumenden-von-madrasAbraham Verghese

ISBN 978-3-458-64393-7

894 Seiten

€ 28,00

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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