Paul Austers Hauptfigur ist emeritierter Philosophieprofessor
Seymour T. Baumgartner, die Hauptfigur von Paul Austers Roman „Baumgartner“, war Professor für Philosophie und hat die siebzig hinter sich. Seine Frau Anna, eine Lyrikerin, die er sehr liebte, ist tot, seine eigene Gesundheit ist auch nicht die Beste, und so schleppt er sich durch die Tage. Mal gelingt ihm dies besser, mal weniger gut.
Baumgartners Frau starb vor neun Jahren in einer Welle im Meer
Baumgartners Alltag besteht aus den Verrichtungen des Alltags – Handwerker, Briefträgerin, Zählerableser – aus Schreibversuchen und Erinnerungen: Wie er Anna kennenlernte vor einem halben Jahrhundert, wie sie einander liebten, wie Anna vor neun Jahren in einer riesigen Welle im Meer starb.
Man weiß nicht so genau, wo Paul Auster hinwill mit einem
„Baumgartner“ dürfte Paul Austers kürzester Roman sein. Er ist mit der literarischen Eleganz geschrieben, die wir von einem der besten lebenden amerikanischen Schriftsteller gewohnt sind. Dennoch wird die Lektüre eher den eingefleischten Auster-Fans Freude machen. Dies liegt zum einen an seiner Handlungsarmut, zum anderen daran, dass einem bei der Lektüre die große Frage fehlt, die einen dazu motivieren könnte weiterzulesen, weil man sie gerne beantwortet hätte. Man weiß nicht so genau, wo Paul Auster hinwill mit einem. Und das fühlt sich beim Lesen nicht spannend, sondern ermüdend an.
„Baumgartner“ ist traurig und heiter zugleich
Paul Auster ringt derzeit mit einer Krebserkrankung. Dafür ist sein Roman erstaunlich heiter. Der Roman „Baumgartner“ lebt vom hintersinnigen Humor seines Schöpfers und von allerlei literarischen Anspielungen. Wie der große Schriftsteller von Baumgartners Liebe zu Anna erzählt und von ihrem Tod, das berührt. Zwischendurch fühlt man sich dabei ertappt, an Paul Auster und seine Frau Siri Hustvedt zu denken, die – wie Baumgartners Anna – Schriftstellerin ist.
Es ist ein Roman über das Alter, die Liebe und den Tod
Gegen Ende kommt der Roman noch einmal richtig in Schwung: Denn eine Studentin hat sich angekündigt. Die junge Bebe Coen will eine wissenschaftliche Arbeit über Annas schriftstellerisches Werk verfassen. Voller Vorfreude bereitet der alte Baumgartner das Haus für die Literaturwissenschaftlerin vor. Wie Paul Auster ihn dabei zeigt, das lässt einen tatsächlich mitfiebern mit seinem liebenswerten Helden: „Baumgartner ist vor Vorfreude so außer sich wie ein kleiner Junge, der die Tage zählt, bis die Schule endlich in die Sommerpause geht.“ Bahnt sich da noch eine Überraschung an?