ISBN 978-3-492-97083-9

ca. 140 Seiten

€ 8,99

Die große Frage ist, ob man das Konzept „Fernsehserie“ auf eine Romanserie übertragen kann. BUCHSZENE.DE-Kolumnistin Frau Bluhm verrät, was sie von Steinleitners & Edlingers „Ambach“ hält.

Kolumnistin Frau Bluhm erklärt, was sie von Steinleitners und Edlingers Krimiserie „Ambach“ hält

Frau Bluhm liest „AMBACH“: 5 von 5 Blu(h)men

5 Blumen Frau Bluhm liest


Felix Ambach ist Single, erfolglos und pleite

In der neuen Krimiserie des Autorenteams Jörg Steinleitner und Matthias Edlinger begegnen wir dem Prototyp eines Loser: Felix Ambach ist all das, was sein Bruder nicht ist: Beruflich ausgesprochen unerfolgreich, Single und pleite. Als dann sein verhasster, weil von den Eltern immer bevorzugter Bruder Christian, ihm auch noch die Frau ausspannt, akzeptiert sich Felix endgültig in seiner Rolle als schwarzes Verliererschaf der Familie. Er vertrödelt sein Leben, hangelt sich von Aushilfsjob zu Gelegenheitsarbeit, während Christian Karriere als Kunstexperte macht.

Doch dann entwickelt er einen Racheplan

Doch zehn Jahre später reicht ein simples Telefonat mit seinem Bruder, um alle Triggerpunkte in Felix zu aktivieren. Das Fass läuft über, und der sonst eher träge Felix schmiedet einen Plan, mit dem er seinen Bruder beruflich und persönlich vernichten will. Viel zu spät erkennt Felix, welche Kreise sein anfänglich eher harmloser Racheplan gezogen hat. Er gerät an die falschen Leute, trifft schlechte Entscheidungen, und bald ist es sein eigenes Leben, das auf Messers Schneide steht.

Kann man sich an dieses neue Format gewöhnen?

Nachdem ich die erste Folge von „Ambach“ gelesen hatte, wurde mir von Steinleitner und Edlinger die Frage gestellt, ob man sich denn als Leser an dieses neuartige Format gewöhnen könne – sechs Kurzromane in drei Bände zu drucken und den Leser am Ende jedes Band mit einem Cliffhanger, also einer offenen Szene allein zu lassen. Das haben sich Steinleitner und Edlinger bei bekannten Fernsehserien abgeschaut. Aber geht das auch mit Romanen?

Meine Aussage war ziemlich negativ

Ich gebe zu, meine Aussage war ziemlich eindeutig negativ. Aber nun, da ich die ganze Staffel (wie ich die Bücher mittlerweile für mich nenne) gelesen habe, muss ich dieses Urteil revidieren. Die Idee, das Konzept “Fernsehserie” in eine literarische Form zu bringen, ist meines Erachtens von Steinleitner und Edlinger wahnsinnig gut umgesetzt. Man ist es gewohnt, dass beim Lesen eines Buches ein innerer Film entsteht, aber hier entsteht tatsächlich eine ganze Serie. Das Konzept, bekannte Bücher in Serien umzuwandeln (bestes Beispiel vielleicht Rizzoli and Isles) ist bekannt und gängig. Dies andersherum zu praktizieren ist neu, ja, am Anfang ungewohnt. Wenn man sich aber eingängig damit beschäftigt, innovativ und erfrischend anders.

Denn diese sechs kurzen Bücher haben wirklich alles, was eine gute Krimiserie braucht:

1. der Hauptprotagonist wird gut, authentisch und publikumssnah eingeführt, sein Charakter bleibt beständig, bis die große innere Wandlung, mit Zwischenstation über einige Tiefen vollzogen wird. Man leidet mit ihm, man verflucht ihn, man möchte ihn gegen die Wand klatschen und man bibbert um ihn, aber zum Finale steigt er wie Phönix aus der Asche und man findet ihn in seiner neuen, gewandelten Form so sexy, dass man total überzeugt davon ist, immer schon total überzeugt von ihm gewesen zu sein. Die nächste Staffel schaut man natürlich auch. Wegen ihm!

2. Es gibt sämtliche Formen von Nebencharakteren, die alle gut definiert und irgendwie mit dem Handlungsstrang verbunden sind. Da ist der Bösewicht (Hugo), der Idiot (in diesem Fall ganz eindeutig die Polizei), die Sirene (Dana) und der Antagonist (Gabriel). Im besten Fall, so auch hier, ist von Anfang bis Ende nicht wirklich klar, wer da eigentlich welche Rolle spielt.

3. Es gibt schillernde und exzentrische Nebenfiguren, die das Bild rund und bunt machen. Außerdem muss natürlich der eine oder andere auch als Opfer herhalten. Meine Lieblingsrandfigur ist und bleibt der Schrotthändler Milan. „Journalist in Maschine kannst du drei Stunden später Journalist kippen ins Klo“, sagt er einmal, als es um die Entsorgung einer Leiche geht. Super der Typ!

4. Die Handlungsorte sind gleichzeitig malerisch und trotzdem bei Bedarf gruselig und spannend verwendbar.

5. Die Geschichte ist stimmig, folgt einem roten Faden und wird in der Finalfolge der Staffel so aufgelöst, dass einerseits die Geschichte glaubwürdig zu Ende erzählt wird; andererseits aber auch die Möglichkeit für eine Anknüpfung an Staffel 2 besteht. Ich sehe den neuen Felix Ambach schon richtig vor mir, wie er mit all seinen körperlichen und seelischen Narben auch in der nächsten Staffel wieder als glorreicher Held dasteht. Möglichst ohne Undercut. Er könnte, geläutert und geprägt durch die Ereignisse der Vergangenheit seine Talente nutzen, um Gutes zu tun, sogar irgendwann mit der Polizei arbeiten. Die hätten es weiß Gott nötig.

Mein Fazit

Man kann vielleicht ziemlich große Begeisterung meinerseits zwischen den Zeilen lesen und so kommt es, dass ich die Frage, die mir Steinleitner und Edlinger zu Anfang des Lesens stellten, nun beantworten kann: Kann man sich als Vielleser an ein derart neuartiges Format gewöhnen? Ja, kann man, man kann ihm sogar vollkommen verfallen.

Vielleicht sehen wir uns ja wirklich zu der zweiten Staffel von AMBACH wieder!

Leseprobe von AMBACH

ISBN 978-3-492-97083-9

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/frau-bluhm/" target="_self">Frau Bluhm</a>

Frau Bluhm

Geboren 1984 in Aschaffenburg, studierte Katharina Bluhm Psychologie und arbeitet seither als Erzieherin. Sie liebt Bücher und Filme. Seit 2017 bewertet sie in ihrer Kolumne „Frau Bluhm liest“ für BUCHSZENE.DE mit Begeisterung, aber auch kritisch Bücher jeden Genres. Sie lebt mit ihrer Familie in Aschaffenburg.

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