Ein ukrainischer Kampfsportler als Kindermädchen
Die Idee, einen ukrainischen Kampfsportler zum Kindermädchen zu machen, ist so abwegig und lustig, dass mir gleich klar war: Dieses Buch des österreichischen Comedians Dirk Stermann möchte ich lesen. Der Kampfsportler heißt „Maksym“, genau wie das Buch, das der Verlag missverständlicherweise als Roman bezeichnet, da es sich eher um die Anekdotensammlung eines Fernsehprominenten handelt. Ich-Erzähler ist Dirk Stermann und einen großen Teil der Komik und Spannung erzielt er damit, dass man beim Lesen ständig darüber spekuliert, was nun Stermanns wahres Leben ist und was Fiktion.
Dirk Stermann ist ein Jahr lang alleinerziehender Vater
Zur Grundkonstellation der Geschichte: Die Frau des Ich-Erzählers Dirk Stermann – eine wesentlich jüngere Künstlerin – will ein Jahr lang in New York arbeiten und fordert nun von ihm ein, in dieser Zeit die Verantwortung für den gemeinsamen Sohn zu übernehmen. Der vierjährige Hermann Stermann trägt den großen Vornamen seines Großvaters. Weil Dirk Stermann jede Woche eine Fernsehsendung moderieren und jedes Jahr hunderte von Auftritten als Kabarettist auf Kleinkunstbühnen absolviert, braucht er in der Kinderbetreuung Unterstützung. Auf die Stellenanzeige bewirbt sich eine Vielzahl an Kandidatinnen, zum Beispiel auch eine schöne Anastasia, die Stermann gerne anstellen würde. Aber Stermanns Frau entscheidet sich – ohne Stermann zu fragen – für Maksym. Er ist der Mann mit einer den gesamten Rücken bedeckenden Bärentätowierung und verfügt über beste Kontakte in die Unterwelt, die Stermann im Rahmen von Honorarstreitigkeiten noch hilfreich sein werden.
Anekdoten eines Lebens als Fernsehstar und Kabarettist in Österreich
Leider lässt sich der Autor sehr viel Zeit damit, richtig in die Maksym-Geschichte einzusteigen. Man muss mehr als die ersten 100 Seiten durchhalten, bis der herrlich unwahrscheinliche Babysitter seine Aufgabe antritt. Beinahe hätte ich die Lektüre abgebrochen, weil Stermann diese Strecke mit vielen Episoden und Anekdoten seines bewegten Lebens als Fernsehstar und Kleinkünstler füllt. Es sind dies durchaus lustige Geschichten, die der Erzähler da kredenzt, aber man hat halt eigentlich eine andere Erwartung. Irgendwann geht es dann aber doch los und der Kampfsportler entpuppt sich als sympathischer, zu allerlei Überraschungen fähiger Erzieher. Er wird dem kleinen Hermann zum Freund und bringt eines Tages sogar dem großen Stermann das Boxen bei.
Wie gut ist Dirk Stermanns Buch „Maksym“?
Zwischendrin assoziiert sich Stermann durch sein Leben. Er erzählt von Begegnungen mit anderen berühmten Leuten, von Taxifahrern, von seinen Shows, von seiner aus Duisburg stammenden Familie, von seiner großen Tochter und von seiner ersten, gescheiterten Ehe. Auch wenn man deswegen das Buch nicht liest, muss man sagen: Der Mann beherrscht sein Handwerk, seine Beobachtungen von Mitmenschen sind meist lustig. Pointen setzt er gekonnt und nimmt wirklich jede einzelne mit, die am Wegrand liegt. Die gelegentlichen Ausflüge ins Zotige sind auszuhalten und die Selbstironie, mit der er erzählt, ist sympathisch. Dirk Stermanns „Maksym“ ist ein Buch, das es nicht gebraucht hätte, das man aber – je länger man darin liest – immer lieber mag. Wer heitere Unterhaltung schätzt, der ist hier richtig.
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