Ein Jahrzehnt, betrachtet durch die Liebespaare der Epoche
Florian Illies‘ Idee ist bestechend: die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts neu zu erzählen – betrachtet durch die Augen der größten Liebespaare der Epoche. Denn natürlich zählt diese Zeit zu den aufregendsten des vergangenen Jahrhunderts. Und zugleich ist es verlockend, den „Stars“ jener bewegten Jahre sprichwörtlich hautnah zu kommen.
Sartre isst Käsekuchen, Henry Miller und Anaïs Nin genießen Eskapaden
Der Autor nimmt uns mit nach Berlin zum Käsekuchen-Essen am Tisch von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Er verführt uns zu wilden Nächten in Paris an der Seite von Henry Miller und Anaïs Nin in Paris. Wir sind dabei, wenn Marlene Dietrich sich in Hollywood täglich neu verliebt und begegnen im Exil Bertolt Brecht und Helene Weigel, Thomas und Katia Mann, Hannah Arendt und vielen anderen.
Die Fitzgeralds setzen ohne Not ihre Ehe aufs Spiel
An der Côte d’Azur setzen F. Scott und Zelda Fitzgerald ohne Rücksicht auf Verluste ihre Ehe aufs Spiel. Walter Benjamin sucht auf Ibiza nach Liebe und findet Haschisch, Kurt Weill finanziert mit den Tantiemen der „Dreigroschenoper“ seiner Frau Lotte Lenya und ihrem Liebhaber die Casinorunden in Monte Carlo – und Erich Kästner erzählt seiner Mama von den neuesten Flirts in Berlins Romanischem Café. Das sind die Abenteuer.
Die Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar
Spannend ist die Lektüre aber auch, weil die Zeit, die Florian Illies beschreibt, so viel mit unserer Gegenwart gemeinsam hat: Die politische Lage spitzt sich zu, die Kultur erlebt einen Höhepunkt und einen Absturz. Die Nationalsozialisten schüren Ressentiments, die gesellschaftlichen Gegensätze radikalisieren sich. Die Lust nach Freiheit trifft auf eine erschütternde Spießigkeit. Und am Horizont lauert bereits der Krieg.
Liebschaften, Alibi-Ehen, Fluchten – alle Spielarten der Liebe
Mit eleganter Feder entwirft Florian Illies ein lebendiges Mosaik größerer und kleinerer Liebschaften aus der Kunst- und Geisteswelt. Er erzählt von Schriftstellerinnen und ihren Musen, Künstlern und ihren Geliebten, emanzipierten Schauspielerinnen und verstörten Gatten, Alibi-Ehen und verzweifelten Fluchten, Ménages à trois und überhaupt allen Spielarten der Liebe.
Florian Illies hat sorgfältig recherchiert und er erzählt geschmeidig
So ist „Liebe in Zeiten des Hasses“ ein Dokument für die große Leidenschaft und Freiheitsehnsucht, die jene ungeheuerliche Epoche prägte. Es ist sorgfältig recherchiert und geschmeidig erzählt. Es ist nichts weniger als ein lesenswertes Buch.
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