Frau Bluhm liest „Ashes and Souls“: 2 von 5 Blu(h)men
Mila hat eine außergewöhnliche magische Gabe
Nach dem Tod ihrer Mutter möchte Mila endlich herausfinden, wo ihre Wurzeln liegen und reist von Berlin in ihre Geburtsstadt Prag. Wo andere Besucher die goldene Stadt sehen, sieht Mila unendlich viel Grau. Denn das ist ihre Gabe, oder ihr Fluch, je nachdem wie man es nennen will: Mila kann sehen, wer bald sterben wird, denn diese Menschen verlieren in ihren Augen jedwede Farbe. Mit nichts anderem als einem alten Polaroidfoto, macht die junge Frau sich auf ihr Geheimnis zu ergründen. Dabei gerät sie zwischen die Fronten uralter Mächte, die nicht wollen, dass Mila mit ihrer mysteriösen Gabe das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit durcheinanderbringt. Doch ist es gerade der Ewige Tariel, der im Reich der Dunkelheit zuhause ist, der plötzlich zu Milas Retter und Beschützer wird. Und Mila beginnt zu begreifen, dass die Auffassung, die man im Allgemeinen von Gut und Böse hat, nicht unbedingt zutreffend ist.
„Ashes and Souls“ ist als Zweiteiler konzipiert
Mit „Ashes and Souls“ wagt sich Ava Reed zum ersten Mal an eine Fantasy-Story, der als Zweiteiler geplant ist. Im Gegensatz zu ihren vorher erschienenen Jugendbüchern wie zum Beispiel „Alles, nichts, und ganz viel dazwischen“ ist dieses neue Werk der Autorin nicht in der Ich-Perspektive und im Präsens verfasst. Ich persönlich finde diese Entscheidung zweifelhaft, ist es doch gerade Ava Reeds wundervolles Einfühlungsvermögen in ihre jeweilige Heldin, die ihre Bücher immer so besonders macht. Genau dies aber geht im vorliegenden Roman etwas verloren. Dadurch dass Ava Reed ihre Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, bleibt am Ende jede der drei Figuren ein wenig oberflächlich und undurchsichtig. Die für Ava Reed so typische Charakterbildung fehlt.
Mila stört das Gleichgewicht der Kräfte
Das fast schon philosophische Zusammenspiel dieser drei Erzählperspektiven zwischen Tariel (Licht), Asher (Dunkelheit) und Mila als neutraler Instanz in der Mitte, gefällt mir hingegen sehr gut. Die Themen „Engel“ und „Unsterblichkeit“ sind nicht neu in der Jugendfantasy, doch hat Ava Reed hier einen schönen innovativen Ansatz gefunden. Laut der Geschichte existieren Dinge wie Gott, der Teufel oder Himmel und Hölle nicht. Dafür gibt es ein Gleichgewicht zwischen allen lebenden Individuen der Erde. Diese Balance wird durch Milas Kräfte (die sie eigentlich gar nicht haben dürfte) nun empfindlich gestört. Die Reise, die die drei Protagonisten dadurch antreten, liest sich spannend und interessant. Doch auch hier fehlt mir immer wieder ein wenig Tiefe. Warum handeln die Personen, wie sie handeln? Was bringt Asher dazu, nach Jahrtausenden der Existenz ausgerechnet Mila seine Aufmerksamkeit zu schenken? Die ganze Sache mit „Liebe auf den ersten Blick“ zu erklären, finde ich zu flach und einfallslos. Da hätte ich mir eine tiefere Erklärung gewünscht.
Was mir gar nicht gefällt an Ava Reeds neuem Buch
Dennoch baut der Roman einen wirklich guten Spannungsbogen auf. Der endet allerdings abrupt mitten in der Handlung und soll im zweiten Band fortgesetzt werden. Ich persönlich bin über diesen Aufbau nicht glücklich. Zwar bin ich ein Fan von Reihen und finde auch Cliffhanger durchaus in Ordnung. Doch sollte man die Rahmenhandlung wenigstens zu einem „kleinen Ende“ zu führen, bevor man abbricht, sonst wird man einfach mitten in der Geschichte stehen gelassen und muss wie bei einer Seifenoper auf die nächste Folge warten. Trotz meiner Motzerei werde ich die nächste „Folge“ von „Ashes and Souls“ natürlich in jedem Fall lesen, denn bei aller Kritik hat Ava Reed einen unvergleichlich schönen und wunderbar zu lesenden Stil.