Marie, die er liebt – und Hamza, der mal sein bester Freund war
Wie kann man sich derart täuschen? Und wie kann jemand einen so eiskalt anlügen? „Jemand, dem du mehr vertraut hast, als irgendwem sonst auf dieser verfickten Welt?“ Während der 15-jährige Nelson in der Dunkelheit durch einen Kartoffelacker stolpert, schießen ihm diese Fragen durch den Kopf. Und sie alle haben eine Richtung: Marie, die er liebt. Und Hamza, der mal sein Blutsbruder und bester Freund war.
Nelson löscht alle Fotos von Marie und Hamza auf seinem Handy
Nelson bleibt stehen, schaut das Foto von Marie auf seinem Handy an. Er hat es auf dem Sportfest gemacht. Er vergrößert es, sodass Maries Kopf den gesamten Bildschirm ausfüllt, und streicht mit dem Finger vorsichtig über ihr blondes Haar. Dann löscht er es. Und gleich danach löscht er noch jedes einzelne Bild seines Kumpels Hamza. Es sind Hunderte. Eine halbe Stunde steht Nelson mitten in der Nacht auf einem nach Jauche stinkenden Feld und löscht Fotos.
Er hat einen schwarzen Vater, sie hat getrennte Eltern
Aber von vorn: Carolin Hristev erzählt ihren Debütroman „Keiner zwischen uns“ in lebensnaher Jugendsprache und aus zwei Perspektiven. Jener von Nelson und der von Marie: Sie ist die Neue in der Klasse. Marie ist blond und kommt aus Hamburg. Sie besuchte dort eine Privatschule und sie ist „schlau wie nichts“, wie Nelson es formuliert. Manche halten sie für eine Streberin. Aber Nelson mag sie. Vom ersten Moment an. Nelson hatte einen schwarzen Vater und eine deutsche Mutter. Der Vater ist gestorben, seine Mutter muss wegen ihrer schweren Krankheit immer wieder ins Krankenhaus. Weil ihn das alles beschäftigt, schreibt er Rapmusik. Das hilft gegen das Vermissen und den Schmerz. Auch bei Marie ist nicht alles okay: Ihre Eltern haben sich vor einem halben Jahr getrennt. Jetzt lebt Marie allein mit ihrer Mutter.
Die Klassenfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern
Als die Klassenfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern ansteht, wächst in Nelson eine kleine Hoffnung: Vielleicht kann er da mit Marie zusammenkommen? Aber der Lehrer sucht langweilige Programmpunkte heraus und Mecklenburg-Vorpommern ist ausländerfeindlich, schlecht für einen Jungen mit dunkler Haut. „Deutsche Kinder braucht das Land, sonst geben wir es aus der Hand“, steht auf den Wahlplakaten. Oder „Natürlich deutsch!“ und „Natürlich blond!“ Marie findet diese Plakate schlimm und wird dabei erwischt, wie sie eines „bearbeitet“: Sie macht aus „Natürlich blond!“ ein „Natürlich blöd“.
Carolin Hristev erzählt mitreißend von Liebe und Freundschaft
Eigentlich könnten Marie und Nelson, die Helden dieses erfrischenden Romans, prima zusammenpassen. Also – sie passen ja auch eine ganze Weile super zusammen. Bis zu diesem einen Tag, an dem Hamza Nelson ein Geheimnis verrät, das ihn vollkommen umhaut: Wenn das rauskommt, wird nicht nur Hamzas Leben auf eine harte Probe gestellt werden! Aber was noch übler ist: Der gefährlichste Typ der Klasse kennt die Wahrheit auch. Nelson muss entscheiden, was eine Freundschaft ihm wirklich wert ist.
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