Ein Mörder, der an einer Galerie der Toten arbeitet. Tatorte, die über die gesamten USA verstreut sind. Chris Carters „Blutrausch“ ist der neunte Band der Serie um den Psychologen Robert Hunter.

Chris Carters Thriller „Blutrausch” ist gruselig und genial wie ein guter Horrorfilm

Frau Bluhm liest: „Blutrausch“ 5 von 5 Blu(h)men

5 Blumen Frau Bluhm liest


„Blutrausch“ ist ein weiterer großartiger Thriller von Chris Carter

Alle Jahre wieder … kommt das Christkind, der erste Schultag nach den Sommerferien und pünktlich wie ein Uhrwerk: der neue Thriller von Chris Carter. Schon bevor ich „Blutrausch“ gelesen hatte, wusste ich einfach, dass dieser Roman großartig ist. NACHDEM ich ihn gelesen habe, kann ich es auch noch beweisen.

Ein Mörder, der daran arbeitet, eine Galerie der Toten zu erschaffen

Die Reihe um den forensischen Psychologen Robert Hunter und seinen LAPD-Partner Carlos Garcia geht in die nächste Runde: Dieses Mal bekommen die Ermittler der UV-Einheit (die Spezialeinheit für besonders gewalttätige Fälle) es nicht nur mit einem außergewöhnlich kaltblütigen Exemplar der Serienmörder-Gattung zu tun, nein, noch viel schlimmer: Sie müssen mit dem FBI zusammenarbeiten. Grabenkämpfe und Probleme mit der Zuständigkeit erschweren die Jagd nach dem Mann, der sich selbst das Ziel gesetzt hat, eine Galerie der Toten zu erschaffen. Dabei macht er weder vor unaussprechlicher Grausamkeit, noch vor Bundesgrenzen halt. Bald verteilen sich die Tatorte über die ganzen Vereinigten Staaten. Hunter steht vor einem Rätsel, denn irgendwie wollen die zusammengetragenen Fakten und Beweise einfach nicht zusammenpassen. Ein Opfer jagt das nächste und die Ermittler scheinen immer einen Schritt hinter dem Mörder her zu hinken, bis etwas geschieht, mit dem keiner vorher gerechnet hat.

Wieso kann der Thriller eigentlich nicht auch „Galerie der Toten“ heißen?

„Blutrausch“ ist der neunte Fall für Ausnahme-Ermittler Robert Hunter. By the way: Im englischen Original heißt das Buch „The Galery of the Dead“. Wieso kann es auf Deutsch nicht auch so heißen? Was wäre so schlimm an „Die Galerie des Todes“ gewesen? Da aber alles andere an Chris Carters Büchern einfach genial ist, kann ich gerne darüber hinwegsehen.

Chris Carters Cliffhanger sind so brillant, dass sie einen umhauen

Man sollte meinen, dass eine Reihe, die so viele Fälle vorweisen kann, sich irgendwann abnutzen würde. Weit gefehlt, denn Chris Carter schafft hier etwas, was in der Thriller-Welt seinesgleichen sucht: Obwohl er seine Hauptprotagonisten stetig und authentisch weiterentwickelt, erfindet er die Rahmenbedingungen innerhalb derer sie agieren in jedem Buch neu. Keiner seiner Mörder gleicht dem anderen und jeder Lösungsweg ist neu und immer wieder atemberaubend spannend. Dies gelingt ihm mit seinen eigenen, sehr charakteristischen Stilmitteln. Beispielsweise beendet Chris Carter jedes der Kapitel mit eigenem Cliffhanger, was die atmosphärische Dichte der Bücher beispiellos spannend gestaltet. Der Witz dabei: Es muss nach dem Cliffhanger noch nicht mal das Schlimmste eintreten, doch er bleibt dabei so unberechenbar, dass sich der Leser immer das Schlimmste ausmalt, was das Ganze fast noch dramatischer macht, als es sowieso schon ist. Und verstörend dramatisch sind die Szenarien allemal, da macht auch dieser Mörder keine Ausnahme. Chris Carter schreckt nicht einmal vor den dunkelsten Trieben der Menschheit zurück. Vielmehr blickt er dieser Düsternis und allen dort lauernden Schrecken direkt ins Auge und geht immer einen Schritt über die Grenze. Einfach gruselig und dabei fantastisch großartig durchdacht und geschrieben.

Da kann man nur staunen – „Blutrausch“ bietet beste Horrorspannung

Bereits im ersten Kapitel erwartet uns die gewohnte atmosphärische Spannung. Ähnlich vergleichbar mit einem Horrorfilm, wo man auch schon in der ersten Szene genau spürt, dass etwas passieren wird. Man weiß nur noch nicht was. Dieses erste Kapitel von „Blutrausch“ ist so typisch Carter, dass man sich auf der ersten Seite schon in der Welt der Serie angekommen und zuhause fühlt. Gleichzeitig wäre man überall lieber als im Zuhause der jungen Frau, um die es darin geht. Und dieses erste Kapitel hält, was es verspricht, denn die aufgebaute Spannung reißt, wie von Chris Carter gewohnt, kein einziges Mal im Laufe von mehr als 400 Seiten ab. Gleichzeitig kommen einem die 400 vor wie 200, denn in typischer Carter-Manier wird man beim Lesen von Seite zu Seite und von Kapitel zu Kapitel gemeinsam mit dem Mörder durch das Buch gejagt. Die letzten 50 Seiten geben einem dann den Rest. An einer Stelle war es so schlimm, dass ich fast nach hinten geblättert hätte. Gut, dass ich es nicht getan habe, denn für alle Fans der Reihe wartet im letzten Kapitel noch ein kleiner, aber sehr feiner Bonus. Ohne spoilern zu wollen: Mich hat das Ende, das gleichzeitig der Anfang für das zehnte Buch ist, schier fassungslos und mit offenem Mund zurückgelassen.

Aber mit der nervigen FBI-Agentin Erica Fisher passiert was

Doch wie oben schon erwähnt, bekommen wir auch wieder schöne und unbekannte Aspekte der Ermittler zu sehen, die uns im Laufe von acht Büchern ans Herz gewachsen sind. Ich habe mich als bekennender Carlos-Fan sehr über seine sehr präsente Rolle im Buch gefreut. Seine verbalen Zusammenstöße mit der unglaublich nervigen FBI-Agentin Erica Fisher waren herrlich ironisch. Im Übrigen ist dies der einzige negative Aspekt von „Blutrausch“. Diese Frau ist echt die Pest. Aber ohne zu viel verraten zu wollen: Das Karma war auf meiner Seite. Und nach dem Cliffhanger von „Blutrausch“, kann ich es kaum erwarten, den nächsten Band zu lesen. Band 10 muss her – so schnell wie möglich!

ISBN 978-3-548-28953-3

448 Seiten

€ 11,99

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/frau-bluhm/" target="_self">Frau Bluhm</a>

Frau Bluhm

Geboren 1984 in Aschaffenburg, studierte Katharina Bluhm Psychologie und arbeitet seither als Erzieherin. Sie liebt Bücher und Filme. Seit 2017 bewertet sie in ihrer Kolumne „Frau Bluhm liest“ für BUCHSZENE.DE mit Begeisterung, aber auch kritisch Bücher jeden Genres. Sie lebt mit ihrer Familie in Aschaffenburg.

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