ISBN 978-3-95876-822-2

ca. 352 Seiten

€ 19,90

Eine alleinerziehende Mutter, eine japanische Tochter, eine LKA-Kommissarin und mehrere Leichen. In einem passionierten Werkstattbericht macht Thomas W. Krüger Lust auf seinen Krimi „Verheißung des Todes“.

Im Werkstattbericht erzählt Krimiautor Thomas W. Krüger, wie offen er an die Schreibarbeit geht

Titelbild Verheißung des Todes

Eine alleinerziehende Mutter, eine japanische Tochter und das LKA

Mit meinem neuesten Roman habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt: Was passiert, wenn die Protagonisten aus meinen unterschiedlichen Universen aufeinandertreffen? Ein Cross-over entsteht. Das Ergebnis heißt „Verheißung des Todes“. Neun Kapitel mit jeweils sechs Szenen, drei Hauptprotagonisten, dazu sechs gewichtige Nebenprotagonisten – alles im Dreiklang. Die Hauptdarsteller: eine alleinziehende Mutter mit ihrer japanischen Tochter, eine spröde LKA-Kommissarin in fester Beziehung und dazu ein paragrafentreuer junger Kommissar, der auch mal seine Freundin im Bett sitzen lässt, wenn er zu einem Mordfall gerufen wird.

Ein US-Soldat wird ermordet und ein Kunsthistoriker stirbt

Eine Mordserie an US-Soldaten im Rhein-Main-Gebiet und ein toter französischer Kunsthistoriker im Main stellen die LKA-Kommissarin vor viele Fragen, bis sie eigenmächtig mit Ermittlungen in Paris beginnt und auf ein unglaubliches Komplott stößt, das sie in tödliche Gefahr bringt. Ein Kaufhausdiebstahl lässt die alleinerziehende Mutter an der Redlichkeit ihrer Tochter zweifeln und eröffnet ihr schließlich eine unglaubliche Wahrheit über den Schulalltag ihrer Tochter. Der Kommissar wird zum Bindeglied der beiden Protagonistinnen, als er gegen die Mutter und für die Kommissarin ermitteln muss. Eine geheimnisvolle Entführung und ein blutiger Terroranschlag auf einer Autobahn schweißen das Trio schließlich in ihrem gefährlichen Kampf gegen die Hintermänner zusammen. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, das sich von Butzbach in der Wetterau, über München bis an den Starnberger See spinnt.

Meine Katzen dürfen beim Schreiben um mich herumschleichen

Das Abenteuer – oder besser: Mein Abenteuer mit diesem Roman – begann vor etwa einem Jahr, als ich die ersten Zeilen niederschrieb. Wie immer beim Schreiben brauche ich Ruhe, keine verbalen Störgeräusche in der Wohnung, vor allem kein Radio, das vor sich hin dudelt. Ich muss mit mir allein sein. Außer meinen Katzen, die um mich herum schleichen und nach Aufmerksamkeit maunzen, doch das ist okay. Musik tönt aus den Lautsprecherboxen an meinem Computer – aber nur instrumentale Musik. Am meisten liebe ich epische Musik. Klassische Filmmusiken gehen aber auch. Das ist zugleich Motivation und Inspiration zum Schreiben für mich. Meine Gedanken schweifen in alle Richtungen, entdecken neue Welten, fühlen die Schwingungen der Musik, lassen mich in Fantasiewelten blicken, die in meinem Kopf entstehen. Die beste Voraussetzung fürs Schreiben. Aber ich muss aufpassen, dass ich mich nicht in den Tiefen der Schwingungen verliere und aus dem geplanten Thriller plötzlich ein Fantasyroman wird.

Welcher Sinn spielt mir hier einen Streich?

Und schon fliegen meine Finger über die Tastatur, tippen Buchstaben um Buchstaben, Sätze entstehen. Aber halt – da ist ein „e“ zu viel am Wortende. Haben sich meine Gedanken überholt oder sind meine Finger zu flink? Diese zusätzlichen Buchstaben an einem Wort, wo sie nicht hingehören, gehören zu meinen allerschlimmsten Tippfehlern. Sie entstehen unbewusst. Welcher Sinn spielt mir hier einen Streich? Das habe ich bis heute weder verstanden noch abstellen können. Passiert euch das auch?

Ich höre meine Heldinnen reden und spüre sie sogar

Das Kopf-Kino geht los. Ich sehe meine Heldinnen und Helden agieren, höre sie reden und spüre sie sogar fühlen. Manchmal rede ich für sie, teste ihre Stimmungen und Tonlagen, um das exakte Adjektiv zu finden. Manchmal weine ich sogar mit ihnen – oder für sie? Stimmungen und Atmosphären sind wichtig für mich. Erst sie machen aus den Charakteren echte Menschen wie du und ich. Menschen, die ich liebend gerne mal live kennenlernen würde. Ich bin in meine Charaktere verliebt, andererseits würden sie nicht leben. Eine eigene Welt – meine Welt, die ich ersinne, in die ich nicht selten flüchten wollte.

Meine Romane schreiben sich während des Schreibens

Wie immer habe ich keinen fertigen Plot, nur einen groben Umriss: Kapitelanzahl, Haupt- und Nebencharaktere, Spielorte, das mögliche Ende der Geschichte. Was mitten drin passiert – ich habe keine Ahnung. Ich lasse mich treiben beim Schreiben, denn der Roman schreibt sich während des Schreibens. Während der Arbeit kommen mir so viele Ideen, entwickeln sich Handlungsstränge, von denen ich vorher keine Vorstellung hatte. Dabei entstehen mitunter neue Charaktere, eröffnen sich neue Spielorte.

Manchmal weiß ich zu Beginn selbst nicht, wer der Böse ist

Ich schrieb mal einen Roman, da wusste ich am Anfang nicht einmal, wer der Böse war; das ergab sich erst am Ende und hatte einen großen Vorteil: Der Leser konnte es nicht erraten während des Lesens, denn alle Figuren waren verdächtig und erst am Ende verdichtete sich der Böse – ohne jedoch als völlige Überraschung dazustehen, denn natürlich muss sich das alles passend aus der Geschichte heraus entwickeln. Bei meinem aktuellen Roman war der Böse allerdings von Anfang an gesetzt. Dennoch ergab sich während des Schreibens ein Fakt, mit dem dich nie gerechnet und den ich auch nicht beabsichtigt hatte – und der doch am Ende einfach nur genial ist und die Sache richtig rund macht. Es hat mit dem Bösen zu tun, mehr kann ich nicht offenbaren, ohne zu spoilern.

Die Hauptfigur Julia kenne ich schon von meiner Andvari-Saga

Wie bereits erwähnt, ich liebe meine Charaktere. Als Beispiel die alleinerziehende Mutter, Julia Jenning, die ich seit ihrem zehnten Lebensjahr kenne. Jetzt ist sie 26 Jahre alt. Julia als junges Mädchen ist die Tochter der Hauptfigur meiner Andvari-Saga und wird mit ihren Eltern in die blutige und gefährliche Jagd nach dem Schatz der Nibelungen verwickelt. Die Saga endet, als Julia 13 Jahre alt ist. Und dann überlegte ich gemeinsam mit dem Verlag eine neue Reihe und wir entwickelten die Julia-Mystery-Crime-Reihe, mit einer Julia, die zehn Jahre älter ist. Aber was geschah in den vergangenen zehn Jahren?

Der Leser leidet mit Julia – und er liebt mit ihr

Für mich als Autor war es fantastisch, einen Charakter zu haben, den ich bereits kannte, der eine Vorgeschichte besaß. Ich musste nur diese zehn Jahre füllen. Das tat ich auch und dichtete Julia eine dramatische und traurige Zeit an – und ließ sie in der neuen Reihe sich in neue Abenteuer stürzen. In den beiden Folgebänden vertiefte ich die Ereignisse in ihrer Vergangenheit mehr und mehr, brachte sie dem Leser näher, ließ ihn mit Julia lieben und leiden. Entstanden ist ein fantastischer Charakter, den man glaubt seit der Kindheit zu kennen – im wahrsten Sinne des Wortes. Das macht Julia meines Erachtens so lebendig.

Wie die Idee für die elfjährige Japanerin Aiku entstand

Und dann ist da das japanische Mädchen, die Tochter von Julia. Ich weiß nicht, war es meine Patentochter mit ihrem Faible für ostasiatische Musik und Kultur oder mein Besuch beim „Tag der offenen Tür“ am Gymnasium meines Patensohns, als ich auf eine Japanisch-AG aufmerksam wurde? Vermutlich beides. Ich war so fasziniert von dem Flair und Feeling, dass ich mir sagte: Julia verbringt die „verlorenen“ zehn Jahre in Japan. So kam ich mit der Lehrerin der AG ins Gespräch und gewann sie für mein Buchprojekt: japanische Sprache in meinen Romanen. So entstand Aiku, das heute elfjährige Mädchen. Und natürlich ist – zumindest im Roman – das Leben kein Ponyhof: Julia und Aiku verbindet eine tieftraurige Vergangenheit, die sich in Tokio ereignet hat und in Rückblenden erzählt wird.

Ich lernte viel über die japanische Kultur und Küche

Die Lehrerin war begeistert von meiner Idee und hat mich unterstützt, wo immer sie konnte. In den ersten Bänden beschränkt sich die Darstellung lediglich auf japanische Dialoge, im aktuellen Roman lebt Julia mittlerweile in einer umgebauten Villa im japanischen Stil. Besonderes Vergnügen bereitete mir – ich, der für jedes gute Essen zu haben bin – die Beschreibung einer Szene, in der Julia mit ihrer Tochter und einer Freundin japanischen Speisen frühstückt. Meine Recherche gestaltete sich sehr umfangreich und ich lernte viel über die japanische Kultur.

Für „Verheißung des Todes“ hatte ich mir eine Vorgabe gemacht

Gewöhnlich entwickle ich Kapitel nach Kapitel. Das heißt, habe ich ein Kapitel fertig geschrieben, erstelle ich die Struktur für das folgende Kapitel. Im aktuellen Roman hatte ich mir zusätzlich als Vorgabe gesetzt, dass meine Hauptcharaktere den gleichen Anteil pro Kapitel bekommen, also bei jeweils sechs Szenen bekommt jeder Charakter zwei Szenen. Das bedeutet wiederum, dass der Roman nur aus der Sicht dieser drei Charaktere geschrieben ist, was einerseits unterschiedliche Blickrichtungen zulässt, andererseits aber die „guten“ Charaktere plötzlich und unvermittelt mit dem Bösen konfrontiert werden – was meines Erachtens die Spannung erhöht. Denn das Böse agiert „unsichtbar“ im Hintergrund und kann jederzeit zuschlagen. Das gleiche galt für die finale Handlung: Erst mit Kapitel 8 und 9 erstellte ich den Plot für den Ausgang der Geschichte.

Der Titel meines Kriminalromans hat eine doppelte Bedeutung

Genauso unklar war der Titel des Romans, der sich erst in der Schlussphase des Schreibens herauskristallisierte. Auch hier war mir der Dreiklang wichtig: drei Wörter. Die zündende Idee brachte mir die Sekte, die in dem Roman auftaucht, und ihre Videobotschaft. Die Anhänger verheißen eine „neue Welt“. Aber sie bringen nur Terror und Tod. So kam ich auf „Verheißung des Todes“. Doch der Titel hat darüber hinaus eine doppelte Bedeutung: Julia, als alleinziehende Mutter, baut sich mit ihrer Tochter ein neues Leben auf. Seit einem Jahr leben sie gemeinsam in Butzbach, haben all das Leid hinter sich gelassen. Aber es ist eine trügerische Ruhe, eine trügerische Verheißung, denn ihr gefährlichster Feind kehrt zurück und nimmt Rache.


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Syndikat

Das Syndikat ist der Verein der deutschsprachigen Kriminalschriftsteller*innen. Gegründet 1986 zählen zu seinen Mitgliedern berühmte Autoren wie Sebastian Fitzek und Ingrid Noll. Das Syndikat organisiert jedes Jahr die CRIMINALE und vergibt bei dieser Gelegenheit den Glauser-Preis für den besten Kriminalroman.

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