Ein blasses, schlankes Mädchen im Kleid, mit Samtband um den Hals
Genau ein Foto ist von der bedeutenden US-amerikanischen Schriftstellerin verifiziert. Es zeigt die am 10. Dezember 1830 in Amherst, Massachusetts, geborene Emily Elizabeth Dickinson im Alter von 16 Jahren. Auf dem berühmten Porträt ist ein blasses, schlankes Mädchen in einem dunklen Kleid zu sehen, mit Samtband um den Hals und aufmerksamem Blick in die Kamera.
Emily Dickinson ist eine geheimnisvolle Figur der Literaturgeschichte
„Für immer und ewig wird sie nur dieses Gesicht sein. Diese Maske“, schreibt Dominique Fortier. „Emily Dickinson ist eine weiße Leinwand, ein unbeschriebenes Blatt.“ Umso mehr Blätter hat Emily Dickinson selbst im Laufe ihres nur 56 Jahre währenden Lebens gefüllt – mit Hunderten von Gedichten, mit Gedanken und Sentenzen, aber auch mit Korrespondenzen an auserwählte Menschen, Bekannte und Verwandte, die ihr nahstanden. Abgesehen von der Vorliebe zu weißer Kleidung mit zunehmendem Alter ist über ihr weiteres Leben nur wenig mehr bekannt.
Dominique Fortier erzählt einfühlsam und poetisch
So vollbringt Dominique Fortier in „Städte aus Papier“ nichts weniger als ein literarisches Wunder: Einfühlsam und poetisch zeichnet die preisgekrönte kanadische Schriftstellerin Emily Dickinsons Leben in kleinen Szenen nach. Sie beschreibt ihre Eigenwilligkeit von klein auf, ihr großes Interesse für die Natur und ihre frühe Vorliebe, „allein mit ihren Gedanken in der Stille eingeschlossen zu sein“.
„Städte aus Papier“ ist eine grandiose Hommage an die Schriftstellerin
Die „Einsiedlerin aus Amherst“ trotzte den gesellschaftlichen Erwartungen ihrer Zeit, sie blieb ledig und kinderlos und zog sich schließlich ganz in ihr Zimmer zurück. Dort schrieb sie Gedichte, die sie nie veröffentlichen wollte – berührende Zeilen über die Natur, über Einsamkeit, Schmerz, Glück, Ekstase, Liebe, den Tod und darüber, dass sie sich als Frau oft fehl am Platz fühlte. Was für eine grandiose Hommage!