Frau Bluhm liest: „Radio Hearts“ 4 von 5 Blu(h)men
Der Held von Florentine Kriegers „Radio Hearts“ ist Moderator
Jeden Freitagabend geht Radiomoderator Fred mit seiner Sendung „Radio Hearts“ an den Start. Die Sendung dient vor allem dazu, Songs als Liebesgrüße zu spielen und öffentliche Verkupplungsaktionen zu starten. Die Sendung ist der Renner bei allen Zuhörern, nur gibt es ein Problem: Fred kann mit dem ganzen Romantik-Getue nichts anfangen und bei den Liedern von Celine Dion oder Mariah Carey würde er am liebsten den Kopf auf die Tischplatte hauen. Dummerweise bekommen das irgendwann die Zuhörer mit und schließlich auch Freds Chef. Letzterer verordnet seinem Moderator eine sechswöchige Auszeit, die es ihm ermöglichen soll, seinen weichen, romantischen Kern zu finden. Ansonsten soll es das mit der eigenen Sendung gewesen sein. Klar, dass da guter Rat teuer teuer ist, doch Fred lässt keine Gelegenheit aus, um sich in Sachen Romantik weiterzubilden.
Was Fred über das Romantisch-Sein denkt, ist zum Totlachen
Zunächst einmal sei gesagt, dass ich es als sehr erfrischend empfinde, einen Liebesroman mal aus der Sicht eines Mannes erzählt zu bekommen. Freds Gedanken fand ich beim Lesen oftmals zum Totlachen und ich könnte mir vorstellen, dass es tatsächlich ziemlich viele Geschlechtsgenossen gibt, die sich sehr gut mit dem sympathischen Radiomoderator identifizieren können. Ich als Frau erkenne zumindest vieles von meinen Freunden in ihm wieder. Es ist ein Genuss Fred bei seiner Reise zur Romantik über die Schulter zu schauen.
Auf der Suche nach Romantik nutzt Fred wirklich jede Quelle
Und was für einen Weg Fred da zurücklegt! Eines muss man ihm nämlich lassen: Er hängt sich voll rein. Wie jeder moderne Mensch vertraut er natürlich zuerst auf Alleswisser Google, doch als ihm das nicht weiterhelfen kann, zieht er jeden zur Rat, der ihm nur einfällt: seinen besten Freund, Kumpels, seine Ex-Freundin, die zufälligerweise nach der Beziehung mit ihm lesbisch wurde und sogar seine Mutter (diese kurzen Abschnitte fand ich zum Schießen!). Keiner kann ihm wirklich weiterhelfen und so verkehrt findet sich Fred ja selbst auch gar nicht. Selbst bei einer Therapeutin besorgt er sich Termine. Doch alles scheint zum Scheitern verurteilt, als plötzlich Lena die Bühne betritt. Die besitzt einen Plattenladen, einen Mops namens Herkules (seitdem ich dieses Buch gelesen habe, überlege ich, ob ich mir auch einen Mops anschaffen soll) und ziemlich viel Humor. Und sie will Fred, als Dank für die kompetente Beratung in ihrem Laden Romantik-Unterricht erteilen. So begleiten wir Lena und Fred bei Fake-Dates vorm Bärengehege (ja, das ist tatsächlich romantisch!) bis hin zur Gondelfahrt und sind live dabei, als Fred endlich versteht, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist romantisch zu sein, wenn man es denn nur für die richtige Frau ist.
Florentine Kriegers „Radio Hearts“ ist ideal für den Sommerurlaub
Wie oben schon erwähnt, ist Fred einfach ein grundsympathischer Zeitgenosse mit dem man gerne knapp 300 Seiten verbringen will. Mir hätten ein paar Seiten mehr sogar noch besser gefallen; solche, die dem Buch ein wenig mehr Tiefe verliehen hätten, denn die Story an sich bleibt sehr an der Oberfläche. Und doch trifft Florentine Krieger in „Radio Hearts“ einen herrlich humorvollen und dabei poetischen Ton, der dem ein oder anderen bestimmt ein paar herrliche Stunden im Sommerurlaub schenken kann. Dieser Roman ist eine kurzweilige, lustige und gut zu lesende Geschichte, perfekt verpackt zwischen zwei Buchdeckeln. Gerne mehr davon.
Florentine Krieger 1971 im Rheinland, studierte Florentine Krieger in Köln Politik und Afrikanistik und arbeitete viele Jahre als freie Journalistin. Sie hat bereits erfolgreich mehrere Bücher als Self-Publisherin veröffentlicht und lebt mit Mann und Hunden im Bergischen Land, wo sie mitten im Grünen ihre Romane schreibt. |
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