Moorlichter-Nicola-Foerg

ISBN 978-3-7408-2213-2

256 Seiten

€ 16,00

Ein Jäger ist tot. Die Kitzretter sind verdächtig. Nicola Förgs „Moorlichter“ kreist um Natur und Tier, Jagd und Wald. Im Interview enthüllt die Autorin spannende Hintergründe.

Nicola Förg spricht im Interview über ihren neuen Weinzirl-Krimi “Moorlichter”

Moorlichter interview

Frau Förg, nach „Zornige Söhne“ legen Sie in diesem Jahr mit „Moorlichter“ bereits Ihren zweiten Krimi vor. Sind Sie ein Workaholic?

Es war in der Tat sportlich, ein Schreibmarathon im Jahr 2023. Es war aber auch ein selbstgewähltes Schicksal! „Zornige Söhne“, in dem es unter anderem um den Konflikt zwischen der Babyboomer Generation und der Gen Z geht, ist Teil einer Bestseller-Serie mit Irmi Mangold, die seit 15 Jahren jedes Jahr in schöner Regelmäßigkeit erscheint. Die andere Serie mit Kommissar Weinzirl läuft in lockerer Folge und auf Lesungen haben mich immer wieder Weinzirl-Fans angesprochen, dass sie den Kommissar so vermissen – sozusagen auf vielfachen Wunsch entstand „Moorlichter“.

Diesmal geht es um die Jagd: Der Tote war Jäger, Reh- und Biberhasser. Es geht um das Spannungsfeld von Naturschutz versus Wirtschaftsinteressen. Wie nah sind Sie an solchen Themen dran?

Wir leben sehr ländlich, versorgen Tiere, leiden, wenn sie krank sind, versuchen Heu zu machen – was uns by the way im Regen- und Gewittersommer emotional schwer gebeutelt hat. Wir haben einen kleinen Wald, kämpfen wie alle gegen Windbruch und den Borkenkäfer.

Ihre Themen sind also andere als die von Mietern im dritten Stock in der Großstadt?

Ja. Als ich letztes Frühjahr die Arbeit einer Kitzretter-Gruppe als Journalistin begleitete, war es da – das Thema! Es ist großartig, wie eine Drohne Kitze vor dem sicheren Mähtod retten kann, es ist unschätzbar, dass Ehrenamtler Zeit und Passion einsetzen, früh aufstehen und alles geben, um ein Tierkind zu retten. Aber das gefällt lange nicht allen, da gibt es durchaus Stimmen die sagen „Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh.“

Sie behandeln in Ihren Kriminalromanen gerne kritische Themen, z.B. auch Umweltschutzthemen. Allerdings haben wir solche Motive bislang vor allem in der Irmi-Mangold-Reihe verortet. Nehmen Sie Ihrem Kommissar Weinzirl nun die Leichtigkeit?

Ich glaube nicht. Die Weinzirl Reihe bleibt die regionalere, auch die humorigere, die dem Leben im Voralpenland nachspürt. Aber auch Kommissar Weinzirl beschäftigt sich seit „Schussfahrt“ mit dichten Themen, sei es die Flutung des Forggensees oder die rätselhafte Geschichte der Römer am Auerberg, immer verwoben mit einer spannenden Krimihandlung. Diesmal ist die Spannung eingebettet in die aktuelle Diskussion rund um die Wichtigkeit des Waldes als CO2- Speicher. „Wald vor Wild“ ist die Devise, Rehe werden zu Schädlingen, aber am Reh gebricht unser Wald wahrlich nicht! Gerade was Wald, Forst und Jagd betrifft, kursiert sehr viel gefährliches Halbwissen! Auch um da etwas Licht in den Wald zu bringen, entstand das Buch und ich hatte den Eindruck, das müsse der Weinzirl ran!

Sie erzählen in Rückblicken und mittels eines alten Tagebuchs auch die tragische Geschichte eines Bauernmädchens, das anders war, durch eine Hasenscharte entstellt.

Es geht immer auch darum, wie stark die Vergangenheit über die Gegenwart bestimmt. Das Mädchen wäre nach heutigem Wissen eine Autistin, ihre Lippen-Gaumen-Spalte würde man heute operieren. Ende der 1950er Jahren hat so ein Kind viel Schmach erlitten. Wenn eine nicht der Norm entspricht und dann auch noch außerhalb des Dorfes lebt, ist man schnell aussätzig. Man wird zur Hexe, zum Kretin. Ausgrenzen ist immer leichter als nachzufragen.

Der Vater, ein Witwer, ist mit zwei Mädchen überfordert.

Die Kinder in der Schule sind grausam, sexuelle Begehrlichkeiten gibt es auch – und die Dörfer schweigen. Wie sie das bis heute tun, es ist bis heute da, dieses dörfliche Schweigen! Am Ende kommen die größten Gefahren immer von draußen, da hält man zusammen. Man will keine Konfrontation und auf keinen Fall irgendwo reingezogen werden. Man solidarisiert sich eher mit den Tätern als den Opfern. Und ich nehme gerade die letzte Zeit wahr, dass ganz aktuell der Graben zwischen Stadt und Land immer größer wird – gefährlich größer für eine Gesellschaft!

Die Geschichte, die Sie in „Moorlichter“ erzählen liegt auch räumlich sehr nahe an Ihrem Heimatort. Ist das in gewisser Weise brisant?

Auch wenn Weinzirl diese böse alte Familiengeschichte tief drinnen trifft und manche Leser treffen wird: Diese Geschichte, all ihre Akteure, sind erfunden. Leser neigen dazu, wenn ihnen Geschichten geografisch auf den Pelz rücken, wenn die Orte real sind, auch die Geschichten dahinter für real zu erachten. „Die Förg“ hat niemand gemeint, aber sie will ihre Geschichten in einer realen Landschaft verorten und kein Lummerland mit dem Dorf Oberöd vor den Bärenbergen erfinden.

Sie haben ja sogar echte Schulaufsätze von Kindern aus der Zeit Ende der 50er Jahre, Anfang der 60er Jahre gelesen und daraus exzerpiert.

Und meine Verblüffung war die der Kommissarin Evi: auf mehreren Seiten kaum Rechtschreibfehler, die Schrift wie gestochen, differenzierte Wortwahl. Und das waren Dorfkinder einer einfachen Volksschule: Kein Kind 2024 brächte das auch nur ansatzweise zusammen.

Weinzirl ist ja ein durchaus attraktiver Mann, aber auch ein Grantler? Hat er wieder Frauenprobleme?

Das Buch endet mit der Passage: „Weinzirl lächelte Poldi an, der ihn wieder unverwandt ansah. Es gab keine Alternative zur Liebe.“ Poldi ist ein Hund, Weinzirl will sich schon einlassen auf Gefühle. Und da ist ja auch diese Biologin … Weinzirls treue Fans wollen natürlich auch wissen, wie es privat weitergeht. Und so wie man Unterhaltung mit Information verquicken kann, braucht der Krimi genauso auch Privatleben der Ermittler*innen, das aber so, dass es die Spannung nicht überborden sollte. Die Dosis macht das Gift!

Gibt es ein Thema, das Sie in einem zukünftigen Buch unbedingt behandeln möchten?

Ich habe tatsächlich nicht zig Themen „auf Halde“, die ich dann mal abfeiern möchte. Bisher war da aber immer eine Initialzündung, bei der ich wusste: Das wird ein Buch. Irmi Mangold Nummero 16 wird 2025 erscheinen, dort geht es unter anderem um Künstlerinnen-Biographien, um verkannte Frauenpersönlichkeiten. Auch hier ist Entwarnung für die Fans: Irmi macht auch als Pensionistin weiter.

ISBN 978-3-7408-2213-2

256 Seiten

€ 16,00

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