In Zeiten des Todes Luca DAndrea

ISBN 978-3-608-50185-8

736 Seiten

€ 26,00

eBook: € 20,99

Ein Serienmörder wütet unter den Prostituierten Bozens. Luca D’Andrea im Interview über seinen Thriller „In Zeiten des Todes“, den er hart an der Realität verfasst hat.

Luca D’Andrea ist der neue Star der Thriller-Szene. Sein Krimi „In Zeiten des Todes“ ist stark

In Zeiten des Todes interview

Herr D’Andrea, Ihr neuer Thriller „In Zeiten des Todes“ handelt von einem Serienmörder, der in Bozen Prostituierte brutal ermordet. Ihre drei Hauptfiguren sind der Kommissar Luther Krupp, die Polizistin Arianna Lici und der junge Journalist Milla. Alle drei arbeiten an der Aufklärung der Mordfälle mit. Was zeichnet sie aus?

Jede von ihnen basiert auf realen Personen, aber im Gegensatz zu den anderen Figuren des Romans habe ich mich von den „Originalen“ entfernt, eben weil ich kein „lokales“, sondern ein universelles Buch schreiben wollte. Jede der drei Figuren, die Sie hervorgehoben haben, steht für eine Frage. Was ist Gerechtigkeit? Wo ist die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache? Und: Können wir das Böse verstehen? Nicht das kleine Böse, das des „normalen“ Verbrechens, sondern das sinnlose Böse, mit dem man sich nicht abfinden kann. Krupp, Lici und Milla verkörpern diese Fragen.

Welche Rolle spielt der Journalist Milla in dem Ganzen? Er jagt ja nicht nur den Serienkiller, sondern sieht auch die Arbeit der Polizei sehr kritisch …

Milla verkörpert die Art von Mensch, die wir sind, wenn wir anfangen zu verstehen, dass wir die Welt zuerst ohne Angst beobachten müssen, wenn wir sie verändern wollen. Auch wenn das ein beängstigender Gedanke ist. Denn die Realität ist widersprüchlich, grausam und frustrierend. Milla entdeckt, dass wir gerade in den dunkelsten Stunden das wahre Gesicht dessen sehen, was wir kennen. Und vor allem, dass wir gerade dann, wenn die Dunkelheit zu siegen scheint, erfahren, was für ein Mensch wir wirklich sind.

Die Opfer des Serienmörders sind allesamt Prostituierte, teils blutjung. Und fast alle sind drogensüchtig. Ihre Beschreibungen wirken unglaublich echt. Haben Sie selbst direkt in diesem Milieu recherchiert?

Ich bin im damals schlimmsten Teil der Stadt geboren und aufgewachsen. Viele meiner Jugendfreunde sind auf diesen Straßen ums Leben gekommen, entweder durch die Drogen, die dort verkauft wurden, oder durch die ziellose Gewalt, die für bestimmte Milieus typisch war.

Wenn man Ihren Thriller liest, drängt sich die Vorstellung auf, dass das auch einen sehr guten, sehr spannenden, aber vielleicht auch erschreckenden Film ergeben würde. Ist eine Verfilmung geplant?

Vielen Dank für die netten Worte. Ja, die Vorproduktion ist im Moment im Gange. Es wird kein Film sein, sondern eine Fernsehserie. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen, außer, dass auch deutsche Leser den Film sehen können, da es sich um eine internationale Produktion handelt und nicht um eine rein italienische.

Sie haben angedeutet, dass die Recherche Ihnen leichtfiel, weil Sie das kriminelle Milieu gut kannten.

Ja, ich erinnere mich sehr gut daran. Kurz gesagt: Ich erkenne Heroin leicht, wenn ich es sehe. In meiner Kindheit und Jugend war es leicht, die Drogenabhängigen auf Spielplätzen oder in Gassen zu finden. Als ich beschloss, dass es an der Zeit war, darüber zu schreiben, begann ich, mir Namen und Gesichter einzuprägen. Ich spürte sie auf und stellte ihnen Fragen.

Wie haben Sie das Vertrauen der Frauen gewonnen?

Das war nicht schwer. Die Leute wissen, wer ich bin, sie wissen, was ich tue, und sie wissen, dass ich ein Mann bin, der sein Wort hält. Wenn ich verspreche, keine Identitäten oder Quellen preiszugeben, ist es sicher, dass ich nie den Mund aufmachen werde. Ich war sehr transparent: „Das habe ich vor – wollen Sie mir helfen?“ Natürlich haben viele dieser Zeugen die Aussage verweigert, und ebenso viele haben mir Lügen aufgetischt, die für das Guinness-Buch der Rekorde würdig wären. Aber es gab auch solche, die mir buchstäblich ihr Herz ausschütteten – aus Wut, aus dem Wunsch nach Wiedergutmachung oder einfach aus Zuneigung zu den Mädchen. Ohne diese Menschen, auch diejenigen, die mich täuschen wollten, denn auch in der Lüge steckt immer ein Körnchen Wahrheit, hätte es diesen Roman nicht gegeben.

Ihr Roman legt nahe, dass es auch in den Reihen der Polizei schlechte Menschen gibt. Wollen Sie über diesen Teil der Geschichte ein wenig mehr verraten?

Das ist auf jeden Fall schwierig zu beantworten, denn es gibt viele Leute, die ein schlechtes Gewissen haben und es kaum erwarten können, mich vor Gericht zu zerren. Und ich verbringe meine Zeit lieber mit Schreiben, als meinen „Schrank der Schande“ zu öffnen, um in einem Gerichtssaal einigen Leuten die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Außerdem möchte ich in dem Roman nicht nur die Schwierigkeit hervorheben, mit den Emotionen umzugehen, die aufkommen, wenn man mit bestimmten Realitäten konfrontiert wird, sondern auch die Schwierigkeit, Menschen zu finden, die der Aufgabe gewachsen sind. Viele Ermittler sind großartige Menschen, die wirklich daran interessiert sind, das Böse zu stoppen und der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Aber es gibt ebenso viele Polizisten, die es nicht wert sind, die Uniform zu tragen, für die zu viele ihr Leben gelassen haben. Platon sagte, man solle die Besten unter den jungen Menschen für die Politik und die Wahrung der „öffentlichen Angelegenheiten“ ausbilden. Tun wir das wirklich?

Sicherlich werden auch viele Urlauber Ihren Kriminalroman lesen. Sie selbst leben in Bozen: Ist Bozen sicher oder treibt sich dort noch immer ein Killer herum?

Bozen ist immer noch eine Kleinstadt, vielleicht ein wenig langweilig – und genau deshalb fühle ich mich hier wohl. Ich bin jemand, der die Ruhe im wirklichen Leben liebt, vor allem in Zeiten intellektueller und künstlerischer Unruhe. Natürlich machen sich auch in Bozen die Probleme der Gegenwart bemerkbar, aber Touristen sollen gerne kommen und diesen seltsamen Ort besuchen, über den alle reden, den aber nur wenige wirklich kennen. Denn das Gefährlichste, was ihnen begegnen könnte, ist ein tätowierter Schriftsteller, der mit seinem Boston Terrier spazieren geht. Sie sehen beide wild aus, aber man sollte ein Buch ja nicht nach seinem Umschlag beurteilen, richtig?

Sie beschreiben alles derart journalistisch und realistisch, dass man beim Lesen das Gefühl hat, all dies sei wirklich genau so geschehen. Wie real ist Ihr Kriminalroman? Gab es wirklich in den 1990er Jahren eine derartige Mordserie in Bozen?

Ja, es gab eine Mordserie. Ich war damals ein Teenager, und heute, mehr als drei Jahrzehnte später, kann ich mit Sicherheit sagen, dass diese Ereignisse meine Einstellung zum Schreiben tief geprägt haben. Deshalb denke ich manchmal, dass dies das Buch ist, das ich schreiben „musste“.

Wie sind Sie vorgegangen?

Ich habe nicht nur sehr gründlich Quellen recherchiert – schriftlich, aber auch mündlich – und zwei Jahre lang mit Zeugen, Zeitungsartikeln und Gerichtsakten gearbeitet, sondern auch die Erfahrungen aus meinen früheren Romanen genutzt, um den Leser in eine Geschichte eintauchen zu lassen, die, obwohl sie von wahren Begebenheiten handelt, fesselt wie der beste Thriller, den ich schreiben konnte. Sonst hätte ich einen Essay geschrieben. Aber in dieser Geschichte fand ich die Elemente, um eine universelle Geschichte zu erzählen, mit ihren Dramen, ihren unerwarteten Lichtblitzen, ihren Schatten und ihrer Menschlichkeit.

@buchszene Ein Serienmörder wütet unter den Prostituierten Bozens 😥 Dieser Thriller ist hart an der Realität verfasst.. 😱 Unser Chefredakteur und Schriftsteller hat das neue Buch "In Zeiten des Todes" von Luca D'Andrea schon mal für euch gelesen. #lucadandrea #inzeitendestodes #buchszene #thriller #buchrezension #booktokgermany #bozen #bozenkrimi ♬ original sound – buchSZENE

ISBN 978-3-608-50185-8

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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