ISBN 978-3-95713-156-0

€ 20,00

Großtante Marga wollte nicht mehr leben. Aber wir hatten da einen Plan – und Komplizen: die Blindenbücherei, eine engagierte Buchhändlerin und Hörbücher. Eine Kolumne über Bücher gegen die Einsamkeit.

Steinleitners Woche über eine alte Dame, die nicht mehr leben will – bis sie das Hörbuch für sich entdeckt

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Titelbild Kolumne Steinleitners Woche lesen hilft bei Einsamkeit

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Großtante Marga mag nicht mehr leben –können wir das akzeptieren?

Großtante Marga ist 96 und sieht fast nichts mehr. Seit ihr Mann Bernd vor acht Jahren gestorben ist, hat sie zudem die Lust am Leben verloren. Marga ist nicht meine richtige Großtante, sie wurde von meinen Eltern sozusagen adoptiert. Aber sie lebt zu weit weg, als dass wir uns vernünftig um sie kümmern könnten. Umziehen mag sie nicht mehr. „Da bring ich mich vorher um!“, drohte sie einmal, als wir ihr dies vorschlugen. Dass sie nicht mehr leben mag, wissen wir schon lange und das macht uns traurig, denn Großtante Marga ist eigentlich fit, sie sieht blendend aus, und lässt man einmal beiseite, dass ihre Augen nicht mehr gut sind, dann könnte sie es eigentlich noch schön haben im Leben.

Wir haben eine Möglichkeit gefunden, Marga wieder Lebenslust zu machen

Vielleicht haben wir jetzt eine Möglichkeit gefunden, Marga noch einmal ein wenig ins Leben zurückzuholen. Es gibt nämlich die DZB, die Deutsche Zentralbücherei für Blinde. Sie versorgt blinde und sehbehinderte Menschen mit Literatur. Und zwar nicht nur in Brailleschrift, was Marga nichts bringt, weil sie die Blindenschrift mit 96 Jahren nicht mehr lernen wird, sondern auch mit Hörbüchern und Zeitschriften. Der Service ist kostenlos und Marga kann sich die Hörbücher sogar schicken lassen. Auch einen Downloadservice gäbe es, doch das kommt für Marga wegen der technischen Hürden nicht in Frage.

Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde bietet einen starken Service

Toll ist zudem, dass die DZB mit über 60 Stadt- und anderen Bibliotheken zusammenarbeitet. Tatsächlich haben wir jetzt eine Bücherei in Margas Nähe gefunden, die sich mit der DZB verbunden hat. Bei unserem letzten Besuch sind wir mit Marga – sie wollte erst natürlich nicht! – hingefahren. Seit sie einige Mitarbeiterinnen kennengelernt hat, hat sie auch die Scheu verloren, dort anzurufen, um sich telefonisch beraten zu lassen. Mein Gefühl ist, dass ihr diese Gespräche über Literatur mehr geben als nur eine Bestellmöglichkeit. Sie hat wieder Kontakt zu Menschen, die im Leben stehen.

Auch Buchhändler kümmern sich oftmals rührend um ihre Kundschaft

Weil mich dieser kleine Erfolg begeistert hat, habe ich in der Buchhandlung, die bei Marga um die Ecke liegt, angerufen und von meiner Großtante erzählt. Ich habe sie gefragt, ob es denkbar wäre, dass Marga sich auch von der Buchhandlung telefonisch beraten lässt und die Hörbücher, die sie bestellen möchte, nach Hause geliefert bekommt. Die Buchhändlerin hat sich über meine Frage gewundert. Sie sagte, sie habe eine ganze Reihe älterer Kundinnen und Kunden, die genau dies machten. Auch habe sie etliche Lesefreunde reiferen Alters, die in die Buchhandlung kämen, um einfach mal mit jemandem sprechen zu können. Sie habe als Buchhändlerin auch eine soziale Aufgabe und die nehme sie gerne an.

Mittel gegen Einsamkeit: Lesen, Hörbuchhören, mit Buchhändlern schnacken

Was sie denn solchen Kundinnen und Kunden für Bücher und Hörbücher empfehle, wollte ich wissen. Es sei vor allem fröhliche Literatur. Denn bei manchen habe sie das Gefühl, dass sie – ähnlich wie Marga – eher lustlos vor sich hinlebten. Sie habe aber auch eine echte Krimi-Omi, die stehe auf Fitzek & Co. Der könne es gar nicht spannend und gruselig genug sein. Am Ende des Telefonats schlug die Buchhändlerin vor, dass Marga doch mal auf eine Lesung in die Buchhandlung kommen könne. Das gehe schließlich auch ohne Sehkraft. Und man sei unter Leuten. Mit diesem Vorschlag wollen wir Marga bei unserem nächsten Besuch überraschen. Ich bin mir sicher, dass ihr das gefallen wird. Die Buchhändlerin sagte, sie schenke auch stets Prosecco aus. Marga war früher, als Bernd noch lebte, eine partyfreudige Person. Das mit dem Prosecco wird ihr gefallen.


ISBN 978-3-8321-8381-3

256 Seiten

€ 24,00

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ISBN 978-3-86484-527-7

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€ 20,00

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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