Frau Bluhm liest „Inspector Chopra und der Juwelenraub“: 4 von 5 Blu(h)men
Ein Roman mit Indien-Flavour – „Inspector Chopra und der Juwelenraub“
Lange verband man Indien mit den typischen Bollywood-Filmen um Shahruck Khan, in denen viel getanzt und gesungen und noch viel mehr geliebt und gelitten wurde. Mit dem Überraschungserfolg „Slumdog Millionaire“ und seinen acht Auszeichnungen bei den Acadamy Awards 2009 machte der britische Regisseur Danny Boyle Indien dann kinotauglich. Seitdem folgten viele seinem Beispiel, denn Filme, die Indien zum Thema machen, sind schwer angesagt. Nun kommt der Indien-Flavour auch literarisch zu uns in die Bibliotheken, denn Vaseem Khan schickt in „Inspector Chopra und der Juwelenraub“ seinen Landsmann Chopra ins Rennen.
Der Elefant Ganesha ist so etwas wie Inspector Chopras Dr. Watson
Sherlock hat Watson, Hercule Poirot hat seinen Hastings und Miss Marple vertraut auf den ihr treu zur Seite stehenden Mr. Stringer. Inspector Chopra hat Ganesha. Nur ist Ganesha kein trotteliger Kommissar und auch kein treuergebener Verehrer, nein, Ganesha ist ein Elefantenbaby. Ein Jahr alt und schon stolze 900 Kilogramm schwer, begleitet der außergewöhnlich empathische und kluge Elefant den Inspector a.D. überall hin und bildet schon bald den Mittelpunkt der Welt von Inspector Chopra und seiner Familie. Und natürlich hilft Ganesha dem angesehenen Privatdetektiv bei der Arbeit, wie auch im Fall der geraubten Kronjuwelen, die in Mumbai direkt aus dem Museum geklaut werden.
Wer hat die britischen Kronjuwelen aus dem indischen Museum geklaut?
Ein Skandal erschüttert Mumbai, als sich erstmals seit Menschengedenken die britischen Kronjuwelen in einem indischen Museum befinden. Denn obwohl die Sicherheitsvorkehrungen nicht schärfer sein könnten, passiert das Unvorstellbare: Während einer Museumsführung, bei der zufälligerweise auch Inspector Chopra und seine Frau Poppy anwesend sind, fallen alle Besucher plötzlich in Ohnmacht. Als sie wieder erwachen, ist die Königskrone samt wertvollem Diamant verschwunden. Kurze Zeit später wird ein Verdächtiger festgenommen: Ein alter Arbeitskollege von Chopra soll der Missetäter sein. Doch Garewal beteuert seine Unschuld und bittet den ehemaligen Polizisten den Fall aufzuklären. Chopras Erzfeind, der Commissioner Suresh Rao vertritt die Anklage. Und Inspector Chopra beginnt zu ermitteln.
Vaseem Khan öffnet die Augen für das wunderschöne Indien und seine Bewohner
Wahrscheinlich wissen die meisten Menschen, so wie ich, nur das Nötigste über Indien: Saris, Bollywoodfilme, Curry – und viele, viele Menschen. Vaseem Khan entführt uns mit seinem Roman mitten hinein ins bunte Alltagsleben von Mumbai. Angenehm nebenbei bekommt man so viele kleine Einzelheiten über die Kultur und Bräuche des Landes vermittelt. Dem Autor gelingt es dabei vortrefflich anhand Chopras und seiner kleinen Familie, eine „Die-ganze-Welt-ist-ein-Dorf-Atmosphäre“ zu schaffen. Denn wenn man Chopra, Poppy und vor allem Ganesha erstmal kennengelernt hat, ist es ganz schnell egal, dass sie sich am anderen Ende der Welt befinden und in einer Kultur leben, die so völlig anders ist als unsere. Ihre Probleme sind nämlich universell. Außerdem beschreibt Vaseem Khan alle Personen in diesem Buch so liebevoll und detailgenau, dass man sofort hingerissen ist.
Wer Ganesha nicht sofort ins Herz schließt, der hat keines!
Und da ist ja auch noch Ganesha, der überaus kluge Elefant. Elefanten sind für mich von jeher total faszinierende Geschöpfe, doch seit dem kleinen Tempo in „Hatari!“ (einem Film mit John Wayne von 1962) hat die Welt keinen süßeren, gewitzteren und schlaueren Elefanten als Ganesha gesehen. Die Passagen, in denen der Inspector mit seinem kleinen, dickhäutigen Freund unterwegs ist, sind einfach nur entzückend, ganz so wie Ganesha selbst. Ich finde: Wer den kleinen Elefanten nicht sofort ins Herz schließt, der hat keines!
Und hier kommt Frau Bluhms eindeutiges Fazit
Vaseem Khans „Inspector Chopra und der Juwelenraub“ ist ein locker-leichtes und stellenweise sehr lustiges Buch über den grundanständigen Inspector Chopra und seine verworrenen Ermittlungen mit dem putzigen Elefantenbaby Ganesha. Daumen hoch und vier Bluhmen!