Eine Privatschule mit feinen Studenten und fiesen Methoden
Die Bishop DuMaine ist eine amerikanische Privatschule, die ihren Absolventen Zugang zu den Eliteunis garantiert und dies sogar oftmals mit Stipendium. Allerdings werden in dieser feinen Schule die Schüler nicht nur zu Bestleistungen gedrillt, es finden auch täglich Mobbing und Ausgrenzung statt. Dies liegt am Ungleichgewicht zwischen den privilegierten und wohlhabenden Schülern und jenen, die sich die Schule nur wegen eines Stipendiums finanzieren können. Das Mobbing und die Bloßstellungen ist jedoch nicht nur zwischen den Schülern Gang und Gäbe, auch einige Lehrer demütigen jene Schüler, die in ihren Augen nicht den hohen Erwartungen der Privatschule entsprechen.
Vier rebellische Schülerinnen gründen eine geheime Gruppe
Weil die Schülersprecherin Kitty diese öffentlichen Demütigungen gegen den Strich gehen, gründet sie die geheime Gruppe DGM. Mit dazu gehören Bree – sie ist die Tochter eines erfolgreichen Politikers; außerdem Margot – sie war selbst Mobbingopfer; und schließlich Olivia, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und eine psychisch kranke Mutter hat. Ziel von DGM ist es, die Mobbingopfer zu stärken und durch Aktionen mit ihren Peinigern auf Augenhöhe zu stellen. Dies geschieht beispielsweise durch das Veröffentlichen peinlicher Privatvideos auf Schulveranstaltungen. Mit ihren Aktionen ziehen die vier Mädchen allerdings auch viel Hass auf sich.
Plötzlich sind Kitty und ihre Freundinnen des Mordes verdächtig
Da DGM im Geheimen operiert und außer den Mitgliedern niemand ihre Identität kennt, setzt die Schulleitung alles daran, die Mitglieder der Gruppe zu enttarnen. Hierfür werden Schüler instrumentalisiert und aufgestachelt – zur Not auch mit Gewalt. Kurze Zeit nach der letzten öffentlichen Aktion von DGM wird ein Schüler der Bishop DuMaine ermordet. Es finden sich Hinweise, die DGM schwer belasten. Die Polizei versucht daraufhin die Identität der Mitglieder herauszufinden. Anfangs halten die vier Mädchen fest zusammen und sind von ihrer Unschuld überzeugt, allerdings bekommen Kitty, Olivia, Bree und Margot immer wieder Umschläge, in denen sich dunkle Geheimnisse der anderen DGM- Mitglieder verbergen. Bald ist sich keine mehr sicher, ob nicht doch eine der anderen hinter der Tat steckt und die vier Mädchen reagieren sehr misstrauisch aufeinander. Dann passiert ein weiterer Mord.
Gretchen McNeils Roman wurde für Netflix verfilmt
Das Jugendbuch „Get Even – Unsere Rache ist süß“ ist ausschließlich jenen Leser*innen zu empfehlen, die Reihen und Fortsetzungen mögen. Am Ende des ersten Teils überschlagen sich die Ereignisse und diese sind wie ein Paukenschlag. Die Geschichte endet nicht einfach mit einem Cliffhanger, sondern wird mitten in der Handlung abgebrochen, weshalb ich sofort nachschauen musste, wann die Fortsetzung erscheint. Schließlich bin ich jetzt total angefixt, und es wurde bislang weder geklärt, wer hinter den Morden steckt, noch ob das schwer verletzte DGM-Mitglied überlebt. Zudem gerät ein weiteres DGM-Mitglied ins Visier der Polizei. Wer mag, kann die Wartezeit auf den zweiten Band mit der gelungenen, gleichnamigen Netflix-Serie, die auf dem Buch basiert, überbrücken.
Eine Außenseiterin, eine Sportlerin, eine Schauspielerin und eine Streberin
In Gretchen McNeils Roman ist einfach alles stimmig, aber am meisten überzeugen die Figuren und die Atmosphäre. Die vier Hauptprotagonistinnen kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus und entsprechen den gängigen und äußerst unterschiedlichen Stereotypen (eine Außenseiterin, eine beliebte Sportlerin, eine hübsche Schauspielerin und eine unscheinbare Streberin). Dadurch, dass sie sich solidarisieren und für ein gemeinsames Ziel kämpfen, entwickeln sie große Stärke. Gretchen McNeil beschreibt die sehr unterschiedlichen Lebensumstände, Hobbies, Freundeskreise und Interessen der vier Mädchen sehr gut. Besonders gut gefällt mir, dass keines der DGM-Mitglieder perfekt ist. Alle haben sie Schwächen und außerdem in ihrer Vergangenheit Dinge getan, für die sie sich schämen. Die Dialoge zwischen den Schüler*innen enthalten oftmals Jugendsprache. In anderen Romanen wirkt so etwas oftmals konstruiert, aber in diesem Fall kommen die Dialoge erfrischend, ehrlich, authentisch und in keinster Weise aufgesetzt rüber. Vielmehr fühlt man sich beim Lesen oftmals in die eigene Schulzeit zurückversetzt und kann sich das Gelesene sehr gut bildlich vorstellen. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, kommen auch Themen wie die erste Verliebtheit und Dates nicht zu kurz. Die Spannung leidet darunter nicht und es wird auch nie kitschig.
„Get Even – Unsere Rache ist süß“ verströmt unbehagliche Atmosphäre
Das Highlight „Get Even – Unsere Rache ist süß“ stellt allerdings die unfassbar authentische Atmosphäre dar. Durch den Leistungsdruck und die verschiedenen persönlichen Verhältnisse der Schüler herrscht an der Schule durchgehend Neid und Missgunst. Dies wird durch einige Lehrer immer weiter angestachelt, führt zu Bloßstellungen und schürt eine Atmosphäre aus Angst. Die Schüler lernen schnell, dass sich jeder selbst der Nächste ist und man durch Egoismus seine Ziele am besten erreicht. Niemand schreckt davor zurück Mitschüler anzuschwärzen, wenn er darin einen Vorteil sieht. Zusätzlich werden zahlreiche Schüler auch noch zu Hause unter enormen Leistungsdruck gesetzt, was die unbehagliche Atmosphäre noch fördert. Gretchen McNeil stellt zudem die Entwicklung der Beziehungen der einzelnen DGM-Mitglieder sehr glaubwürdig dar: Zunächst halten die Mädchen zusammen, aber nach und nach führen erste Zweifel zu Reibereien, was letztendlich in Misstrauen und gegenseitigen Verdächtigungen endet.
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