flamingo-paradies-frank-pulina

ISBN 978-3-384-08861-1

300 Seiten

€ 20,00

In seinem Jugendbuch „Flamingo Paradies“ nimmt uns Frank Pulina mit in das Leben eines Mädchens, das in enger Verbundenheit mit der Natur aufwächst und einen Aufbruch wagt.

Frank Pulinas „Flamingo Paradies“ entführt uns auf eine Insel zwischen Pazifik und Indischem Ozean

flamingo paradies interview

Herr Pulina, nach Ihrem Roman „Wuhan Virus Genesis“, in dem Sie eine Geschichte rund um das Corona-Virus erzählten, widmen Sie sich nun einem völlig neuen Thema. Wovon handelt Ihr neuer Roman „Flamingo Paradies“?

Das Buch „Flamingo Paradies“ bringt uns das Leben auf einer Insel, fernab unserer geordneten Strukturen in Europa ein Stück näher. Auf einer Insel verläuft das Leben in anderen Bahnen. Wenn man längere Zeit dort verbringt, ist die Wahrnehmung vieler Dinge eine andere. Das Zeitgefühl geht verloren, dafür rücken andere Dinge des Lebens in den Vordergrund: Der Regen, der Wind und die Strömung des Ozeans bestimmen den Rhythmus der Natur und aller Menschen auf der Insel.

Was sind Ihre Hauptfiguren Aju und David für Menschen? Könnten sie ein bisschen genauer beschreiben?

Aju ist ein junges Mädchen. Sie wächst im Haus ihrer Oma auf und ihr Tag beginnt meist früh um vier. Sie schleppt Eisblöcke von der Eisfabrik hinunter zum Hafen, damit die Besitzer der Essstände ihre Vorräte damit kühlen können. Sie kann sich nicht daran, jemals einen Tag ohne Arbeit verbracht zu haben.

Aju fühlt sich als Außenseiterin. Warum ist das so?

Weil sie glaubt, keine Eltern mehr zu haben und weil sie spürt, anders zu sein, als die anderen Kinder in ihrem Alter.

Und David?

Er ist ein Kind wie wir, aus Europa und anfänglich nur zu Besuch auf der Insel. Die Jacht seiner Eltern ist gestrandet, die Weiterreise während der Regenzeit zu gefährlich. Er ist schon aufgrund seines Aussehens und seiner Sprache ein Außenseiter. Das führt die beiden zusammen.

Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Aju und ihre Familie im Alltag zu kämpfen haben?

Aju hat das Glück eine schlaue Großmutter zu besitzen. Die Familie besaß ein Goldgeschäft in der alten Heimat. Doch die Rücklagen sind irgendwann aufgebraucht und so haben sich die Familienmitglieder, jeder für sich, auf der Insel eingerichtet. Der eine fischt auf der hohen See, der andere ist Friseur, ein anderer verkauft frische Nudeln. Aber die Insel liegt in einem Gebiet, welches von mehreren Ländern beansprucht wird und große Schiffe fischen illegal vor den Küsten. Durch ihre Fangmethoden bedrohen sie das Überleben des Habitats. Die Menschen fühlen sich ohnmächtig gegenüber den Großen da draußen. Das sind die Schwierigkeiten der Familie, von denen Aju am Anfang natürlich nichts bemerkt.

Aber Aju ist ein schlaues Mädchen …

Genau, und bald wird die Insel für sie sehr überschaubar und sie sieht ihre Zukunft nicht in schillernden Farben vor sich, wenn sie auf der Insel bleiben sollte. So beschließt sie nach einer Möglichkeit zu suchen, die Insel zu verlassen.

Ist Ajus Schicksal exemplarisch für viele Kinderschicksale auf der Welt?

Ajus Schicksal ist bestimmt kein Einzelfall. Das persönliche Streben nach Glück, oder was man dafürhält, treibt den Egoismus der Massen manchmal zu weit. Ein Widerspruch an sich, wie ich finde. Wir sollten Glück als das nehmen, was es ist. Einen temporären Zustand. Glück ist nicht für ewig, nicht planbar und nicht garantiert. Ajus Familie kämpft um das Überleben und steckt sich Ziele, wie wir alle. Die permanente Suche nach einem schönen Leben, lässt die Familie manchmal vergessen, dass das Glück doch manchmal ganz nah sein kann.

Was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?

Wenn man so viel Zeit an Häfen und Flughäfen verbringt, hat man gute Gelegenheiten Menschen zu beobachten. Es ist die Geschichte eines Mädchens, die mir auf einem Flug auf eine dieser Inseln erzählt wurde.

Und eine Geschichte, die uns in eine völlig andere Welt entführt …

Wenn man die Insel betritt und sich auf die Gegebenheiten einlässt, verschwindet das Zeitgefühl sehr schnell. Es gibt keine Reichtümer auf den Inseln des Archipels, außer den Schatz der Menschen, die ihre Geschichten erzählen und mit der intakten Natur leben, weil sie sie achten und für ihren Lebensunterhalt benötigen.

Das sollte für uns eigentlich alle selbstverständlich sein.

Ja, aber wir leben meist in Städten und sind sehr weit entkoppelt, von dem was Natur wirklich bedeutet. Mein Roman „Flamingo Paradies“ soll eine Brücke für uns zu dieser Welt sein. Zu einer Welt, die fast niemand von uns kennt. So spielt die Zeit kaum eine Rolle. Alles was zurückliegt ist gestern, alles was vor uns liegt morgen. Die Bewohner auf der Insel machen keinen Unterschied zwischen Morgen, Übermorgen oder dem nächsten Jahr. Dieses Gefühl, welches einen unweigerlich beim Betreten der Insel überkommt, in Worte zu fassen und Bilder zu erzeugen, das war meine Intention. Es ist, würde ich sagen, fast ein Buch ohne Worte, jedenfalls so wie wir sie normalerweise verwenden würden.

Sie schildern die Orte sehr anschaulich. Gibt es eine reale Insel, an die Sie gedacht haben, während Sie schrieben?

Es gibt die Insel. Sie liegt zwischen dem Pazifischen und Indischen Ozean, zweihundert Kilometer nordöstlich von Singapur. Sie ist mit dem Wasserflugzeug oder einer Fähre zu erreichen. Sie gehört zu den Anambas Inseln und ein Teil der Geschichte spielt auf der Insel Pulau Bawah.

Wie haben Sie recherchiert?

Alle Orte habe ich persönlich besucht und kenne die Gegend sehr gut. Es ist ein äußerst liebens- und lebenswerter Platz auf unserem schönen Erdball.

Sie arbeiteten schon als Pilot, Journalist und Fotograf – sind Sie ein Abenteurer?

Oh ja, das war mein erster Gedanke, auf jeden Fall, aber mittlerweile tragen doch die genannten Tätigkeiten nicht mehr unbedingt das Attribut eines abenteuerlichen Berufes. Somit ist Schreiben zum eigentlichen Abenteuer geworden.

Schreiben Sie lediglich, um Menschen zu unterhalten, oder wollen Sie mit Ihren Büchern die Welt auch ein wenig besser machen?

Der Leser soll Freude an der Geschichte haben und ein Gefühl für das Leben auf diesem, den meisten doch unbekannten Ort bekommen. Jeder Einzelne möge zu seinen persönlichen Schlüssen kommen, was er aus der Geschichte mitnehmen kann. Das Buch ist eine Denkanregung. Viele Möglichkeiten, viele Wege stehen uns in unserem Leben offen. Es ist nur unsere Entscheidung, was wir daraus machen.

Was meinen Sie, welche Leserinnen und Leser besondere Freude an Ihrem Roman haben?

Das Buch richtet sich an alle Interessierten von jung bis alt, die Ajus Leben begleiten und verfolgen möchten und Eindrücke vom Inselleben weit, weit weg von jeglicher Zivilisation bekommen möchten, so wie wir sie kennen und gewohnt sind.

Arbeiten Sie schon an Ihrem nächsten literarischen Werk? Können Sie darüber etwas verraten?

Ja, sehr gerne. Ich schaue in alle Richtungen und habe kein spezielles Genre, welches ich bediene. Mein nächstes Buch erscheint im Dezember. Es trägt den Titel „Irminsul“. Der Roman ist im 13. Jahrhundert angelegt und zeigt den Werdegang des Ritters Irminsul von Lahn, seine Entdeckungsreisen und schließlich seine Entscheidung, sich im Norden Europas niederzulassen und eine neue Siedlung zu gründen. Eine Entwicklungsgeschichte eines Ritters, der zum sesshaften Individuum wird und dessen Wertevorstellungen sich im Verlauf der Geschichte wandeln. Aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Mehr sei noch nicht verraten.

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ISBN 978-3-384-08861-1

300 Seiten

€ 20,00

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/simone-lilienthal/" target="_self">Simone Lilienthal</a>

Simone Lilienthal

Geboren und aufgewachsen in München, studierte Simone Lilienthal, Jahrgang 1984, in Frankfurt Deutsch und Französisch aufs Lehramt. Nach dem Referendariat entschloss sie sich aber für die Freiheit und ein Leben als Autorin. Simone Lilienthal schreibt für verschiedene Magazine und arbeitet im Café.

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