Sie entscheidet über unsere Liebespartner und schützt uns vor Gift
Die Nase entscheidet, in wen wir uns verlieben, sie schützt uns vor Krankheiten und giftigen Substanzen und sie beeinflusst massiv unsere Stimmungen. Warum haben wir uns so lange nicht mit ihr beschäftigt? In ihrem lesenswerten Sachbuch „Die Lust am Duft“ öffnen uns Hanns Hatt und Regine Dee die Augen zu einem größeren Verständnis für eines unserer wichtigsten und dabei am meisten unterschätzten Organe: Es ist die Nase, die als unser empfindlichstes Sinnesorgan tief in unser Leben hineinschnuppert.
Was der Geruch von frisch gebackenem Apfelkuchen auslöst
Die Lektüre von „Die Lust am Duft“ versetzt ins Staunen – Sie glauben nicht, was die Nase alles kann! Hanns Hatt und Regine Dee nennen ein anschauliches Beispiel: Die Nase erinnere „uns an ferne Tage der Kindheit, als das Glück begann, wenn die Großmutter einen Kuchen backte. Für immer wird der Geruch eines frisch gebackenen Apfelkuchens mit einem Gefühl von Zufriedenheit und Freude verbunden sein. Aus heiterem Himmel fühlen wir uns dann glücklich, ohne zu wissen, warum.“
Wenn Frauen Männerschweiß riechen, hat das erstaunliche Wirkung
Dass Hunde feine Nasen haben, wissen wir. Auch, dass sie ihre Duftmarke setzen – zur Markierung des Reviers, aber auch als sexuellen Lockstoff. In Experimenten suchten Forscher – vorzugsweise in den Achselhöhlen von Männern – nach Antworten auf die spannende Frage: Kann es sein, dass auch Menschen über Verführungskräfte, ähnlich wie Hunde, verfügen? Tatsächlich fanden die Forscher heraus: „Wenn Frauen Männerschweiß riechen, werden Hirnareale aktiviert, die mit Sexualität und Partnerwahl in Verbindung gebracht werden. Offenbar reagieren sie auf den männlichen Individualgeruch, um den besten Vater für ihre Kinder zu finden. Und dabei entscheiden sie nicht nach Schönheit oder Intelligenz, sondern ausschließlich nach seinem Genpool.“
Die Nase ist ein Frühwarnsystem und Düfte können verführen
Männern ist die Genausstattung der Frau übrigens ziemlich egal. Bei ihnen wirken andere Verführungstechniken. Aber natürlich können Düfte auch als Heilmittel wirken. Dies besonders, weil wir nicht nur mit der Nase riechen – auch die Haut und unsere Haare sind Riechorgane, die auf Düfte reagieren. Genial ist die Funktion der Nase als Frühwarnsystem: Jeder Mensch hat ca. 400 Typen von Riechzellen, die mit Duftsensoren ausgestattet sind. Jede dieser Zellen ist spezialisiert auf eine Gruppe von Duftmolekülen, wie z.B. Vanillin, Moschus oder Buttersäure. Trifft ein Geruch auf die Duftrezeptoren, ergibt dies sofort eine Reaktion im Gehirn. Riechen kann man übrigens auch üben. Und wer dies tut, kann seinen Alterungsprozess verlangsamen.
Hanns Hatts und Regine Dees „Die Lust am Duft“ ist eine überraschende Lektüre
Zudem können wir sogar im Schlaf riechen. Forscher haben Schlafende unterschiedlichen Gerüchen ausgesetzt und festgestellt: Wer in Gestank schläft, träumt schlecht. Männer, die den Duft der geliebten Partnerin riechen, aber haben positive Träume. „Das ist die gute Nachricht für Frauen“, schreiben Hanns Hatt und Regine Dee in genau dem humorvollen Ton, der auch den Rest ihres Buchs prägt. Die schlechte aber sei: „Orangenduft erzeugt die gleichen Effekte.“ Wenn die Frau verreist, sollte sie also eine Orange aufs Kopfkissen legen, um dem Mann weiterhin zumindest angenehme Träume zu bescheren. „Die Lust am Duft“ ist eine erhellende und überraschende Lektüre, geschrieben mit einer für ein Sachbuch angenehmen Lockerheit.
