Das Hörbuch von Axel Milbergs „Düsternbrook“ lebt von seiner Stimme
Die Hörbuchfassung von Axel Milbergs halbautobiografischem Buch „Düsternbrook“ besticht durch ihn als Interpreten. Die Stimme des Kieler Tatort-Kommissars ist einfach unverwechselbar.
Er trifft Gert Fröbes Ton und Don Fernandos Überschwang
Die ersten Kapitel spielen in der frühen Kindheit. Dabei passt Axel Milberg seine Sprache den Erinnerungen an: Sie ist einfacher, es gibt keine komplexen Sätze und wenig Darstellerisches. Im weiteren Verlauf der Geschichte ändert sich dies deutlich. Manches Kapitel verrät Axel Milbergs schauspielerisches Talent, etwa wenn er den Schweizer von Däniken aus der Erinnerung nachspricht, Gert Fröbes Tonfall einfach wunderbar trifft oder Don Fernandos Überschwang lebhaft transportiert.
Das Kind Axel Milberg hat Fantasien, macht aber auch blutigen Erfahrungen
Der kleine Axel erzählt von seinen Fantasien, etwa dass jemand im Apfelbaum wohnt; er spricht über den verlorenen Ehering seiner Mutter oder seine blutige Erfahrung mit einem Nagel. Der größere Axel macht uns mit seinen Freunden bekannt, erwähnt Schulkameraden und was sie gemeinsam erleben, nimmt uns mit auf den Tennisplatz und beschreibt seine ersten, zarten Liebesgefühle.
Als junger Mann glaubt Axel Milberg an Außerirdische und spielt Theater
Der Axel auf der Schwelle zum Erwachsenenalter ist der Idee verfallen, die Erde sei von Außerirdischen bewohnt, entdeckt seine Leidenschaft fürs Theaterspiel, lässt uns an seiner Abiturrede teilhaben. Das Bruchstückhafte bleibt vorherrschend in der Erzählung. Extrem spannende Erinnerungen werden erst immer wieder aufgegriffen und dann niemals abgeschlossen. Wer außerdem mitbekommen hat, dass Axel Milberg selbst zugibt, dass es hinzugedichtete Teile gibt, wird ein bisschen kribbelig. Ist die Entführungsgeschichte um seinen Kumpel am Ende nur ausgedacht?
Axel Milbergs grundsätzliches Anliegen bleibt verborgen
Nicht immer wird klar, was Axel Milberg eigentlich gerade möchte: Will er einfach nur erzählen, wie es für ihn in Düsternbrook war? Will er in seine Erinnerungsfransen eine spannende Geschichte einflechten, um den Leser oder Hörer*in nicht zu verlieren? Warum hat er diese episodenartige Erzählweise gewählt statt der eines Romans?
Die Stimme des Tatort-Kommissars hält das Ganze zusammen
Im Verlauf der Geschichte knüpfen immer mehr Einzelkapitel an frühere an, doch sie bleiben scheinbar willkürlich hintereinandergestellt, als solle der Zusammenhang über den Lauf der Zeit von Leser*in und Hörer selbst gefunden werden. Zu Beginn sprenkeln sich Erinnerungen aneinander, später fügt sich einiges zusammen. Einen roten Faden findet man allerdings nicht, sodass der Hörgenuss vor allem durch Axel Milbergs Ausstrahlung und seine Stimme getragen wird, weniger durch seinen Roman, dem man nicht anmerkt, welche Teile erdacht sind.
Eines funktioniert mit „Düsternbrook“ übrigens richtig gut
Was aber wirklich gelungen ist: Als Leser bzw. Hörer*in lernt man den Kieler Stadtteil Düsternbrook ein bisschen kennen. Ja, man wird durch Axel Milbergs Erzählungen regelrecht dorthin mitgenommen!