Orna lernt den Mann über ein Dating-Portal kennen
Zweiundvierzig, einmal geschieden, zwei Kinder, Akademiker, selbständig, wirtschaftlich gut gestellt, stand über ihn auf dem Dating-Portal. „Würde mich freuen, dich kennenzulernen“, schrieb Orna ihm. Erst chatteten sie. Orna erklärte ihm, dass sie auch geschieden sei, als Gymnasiallehrerin arbeite und einen neunjährigen Sohn habe. Sie erfuhr, dass er Anwalt war, mit einer kleinen, aber eigenen Kanzlei. Ornas Freundinnen hatten sie gewarnt: Man dürfe nicht alles glauben, was Leute auf Dating-Portalen von sich erzählten.
Das erste Treffen in einem Café in Tel Aviv fühlt sich befremdlich an
An einem Donnerstagabend Anfang April trafen sie sich zum ersten Mal. Sie wählte das Café Landwer am Platz vor dem Habima-Nationaltheater in Tel Aviv. In den ersten Minuten des Beisammenseins überkam sie ein Gefühl: „Es war weitaus befremdlicher, als sie gedacht hatte, auf einmal wieder mit dem Daten anzufangen, sich mit einem wildfremden Mann zu treffen.“ Aber Gil begegnete ihr mit souveräner Freundlichkeit.
So ist das, wenn dein Mann dich sitzen lässt, wenn du Trost suchst
Er hatte schon Erfahrung mit Online Dating. Offen erzählte er von seiner Scheidung. Orna fühlte sich dazu nicht in der Lage. Noch nicht. Als sie sich um kurz nach elf trennten, war sie erleichtert. „Von mir aus können wir weiter chatten, wenn du Lust hast. Du hast ja meine Nummer.“ So verabschiedete er sich von ihr. Eine Woche später nahm sie erneut mit ihm Kontakt auf. So ist das, wenn dich dein Mann mit einem kleinen Kind sitzen gelassen hat. So ist das, wenn du Trost suchst.
Dror Mishanis „Drei“ war monatelang Platz 1 der Bestsellerliste
Die Trost suchende Orna ist lediglich eine der drei Heldinnen von Dror Mishanis fulminantem Roman. Emilia, die zweite Hauptfigur von „Drei“, wünscht sich ein neues Zuhause und eine eindeutige Richtung für ihr Leben. Ella, die dritte, sucht noch einmal etwas völlig anderes. Doch alle drei finden denselben Mann: Gil. Er hat Anziehungskraft, er ist sympathisch, aber er ist ein Lügner. Allerdings weiß auch er nicht alles über die drei Frauen. Weshalb sich Dror Mishanis Überraschungsbestseller aus Israel – der Roman lag monatelang auf Platz 1 –gegen Ende hin zu einem wahren Krimi entwickelt. Geschrieben in einer stillen, klaren, soghaften Sprache, der man nur schwerlich widerstehen kann. Es ist kein Wunder, dass diese faszinierende Geschichte demnächst verfilmt wird.