Frau Bluhm liest: „Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts“ 5 von 5 Blu(h)men
Eine Mischung aus „Narnia“ und „Alice im Wunderland“
Ich habe eine Entdeckung gemacht: ein Jugendbuch, das das Zeug zum Klassiker hat! Im Gespräch mit meiner sehr freundlichen Buchhändlerin kam heraus, dass das eher triste Cover einen Inhalt verbirgt, der farbenfroher, lebenslustiger und fantasievoller nicht sein könnte. Sie verglich die Geschichte von „Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts“ mit einer Mischung aus „Narnia“ und „Alice im Wunderland“. Klar, dass ich „Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts“ kaufen musste!
Wie Jonas zu seinem Nachnamen „Nichts“ kam
Das Beste aber ist: Die Buchhändlerin hat recht! Das Buch über Jonas, der seinen Nachnamen deshalb bekam, weil der Bote, der ihn als Baby bei seinem Vormund abgeliefert hat, auf die Frage, wie der der Junge denn außer Jonas weiter heiße, mit „nichts weiter“ geantwortet hat, bringt schon auf den ersten 10 Seiten etwas in mir zum Schwingen, das ich zwar nicht genau benennen, aber auch als Erwachsener genießen kann.
Jonas macht eine ziemlich überraschende und sehr große Erbschaft
Zwölf Jahre, nachdem er abgegeben wurde, kommt wieder ein Bote auf den Hof. Jonas soll sofort mitkommen, er habe ein Anwesen beachtlicher Größe geerbt. Und so macht Jonas sich mit Advokat Peregrin auf zum Anwesen Wunderlich. Hier ist der Name Programm, denn Baronin Clara Fink zu Wunderlich hat Jonas ihren gesamten Besitz hinterlassen, ohne ihn überhaupt zu kennen. Die einzige Bedingung: Das Spielzimmer im Südflügel darf nie betreten werden. Es kommt wie es kommen muss: Im Spielzimmer befindet sich ein Schrank, durch den Jonas Nichts zum ersten Mal rein zufällig in Kanaria landet: Grüne Wiesen, wohin das Auge auch reicht und allerhand unwahrscheinliche und wahrscheinliche Bewohner. Die böse Königin mag nämlich die fantastischen Wesen nicht, die ihr Land bevölkern und sie hasst und verbietet alles, was unrealistisch ist. Doch Jonas entdeckt schon bald, dass in Kanaria eigentlich nichts wirklich realistisch ist – doch was will man schon von einem Land erwarten, das man durch einen Kleiderschrank betreten hat?
Jonas Nichts auf seinem Abenteuer zu begleiten, macht richtig Spaß
Natürlich denkt man beim Thema „verborgenes Land im Kleiderschrank“ sofort an die „Chroniken von Narnia“, aber ganz ehrlich: Diesen kleinen Umstand darf und muss man verzeihen, denn die Möglichkeiten, ein Zauberland zu betreten sind nun mal begrenzt. Beim Kaninchenbau hätte man ja auch sofort Lewis Carroll im Kopf gehabt. Ansonsten haben die beiden Geschichten wirklich nichts gemeinsam. Wieland Freund hat es geschafft, aus bekannten und neu erfundenen Elementen eine Welt zu zaubern, die dazu einlädt sich zurückzulehnen, und Jonas Nichts einfach nur entspannt zu begleiten.
Meine Lieblingsfigur ist der Räuber Wieflinger, der mal ein Kieselstein war
Apropos Begleiter: Die sind zahlreich vorhanden. Und auch wenn es sehr, sehr viele sind, sind sie alle so unverwechselbar und eindringlich beschrieben, dass der innere Film sofort die passenden Bilder dazu liefert. Wunderschöne Figuren, alle fantastisch und alle sehr individuell. Meine Lieblingsfigur, die keine große, aber eine sehr wichtige Rolle einnimmt, ist die des Räubers Wieflinger, ursprünglich mal ein Kieselstein war, doch durch Jonas Macht der Fantasie ein waschechter Bösewicht wurde, samt Hut und manchmal vielleicht etwas unflätiger Ausdrucksweise.
Was du träumen kannst, das kann natürlich auch passieren
Dieses Buch bietet eine wunderschöne Möglichkeit seine eigene Fantasie wieder zu entdecken. Und das ist auch das Grundthema dieses Jugendbuches, dessen Lektüre uns Erwachsenen nur mehr als guttun kann. Was du träumen kannst, kann auch passieren. Deshalb meine Empfehlung: Kuschelt euch mit euren Kindern auf die Couch und geht mit Jonas auf diese wirklich unwahrscheinliche, aber nicht unmögliche Reise. Ich bin mir sicher, auch die Ernstesten unter euch werden das Schmunzeln nicht unterdrücken können. Spätestens bei Ole Mond oder Peregrin und seinem Kampf in Unterhosen.