Ein nichteheliches Kind in einem Bergdorf des 19. Jahrhunderts
Maria wächst Ende des 19. Jahrhunderts als nichteheliches Kind in einem bayerischen Bergdorf auf. Sowohl ihre Mutter, als auch der Vater sind unbekannt, das Findelkind wurde vor einer Kirche gefunden. Maria hat das große Glück bei einer für die damalige Zeit sehr engagierten Pflegemutter aufzuwachsen. Daher landet sie als junge Frau in München in einer der renommiertesten Hebammenschulen. Just mit dem Abschluss der Schule erhält Maria einen Brief ihres alten Kindheitsfreunds Max: Er bittet sie, als Hebamme in ihr Heimatdorf zu gehen. Maria kommt dieser Bitte nach, nichtsahnend, was sie erwartet.
Als Hebamme in der dörflichen Heimat geht Maria einen steinigen Weg
Marias Start als Hebamme gestaltet sich als äußerst schwierig. Ihre modernen Behandlungsmethoden werden von vielen kritisch beäugt. Zudem will die vorherige Hebamme Alma ihren Platz nicht räumen. Zudem vertrauen viele der Dorfbewohnerinnen Alma mehr, da sie ja bereits seit vielen Jahren die dortige Storchenfrau ist. Doch damit nicht genug, verteufelt auch der Dorfpfarrer Marias Behandlungsmethoden. Nach einigen unglücklichen Todesfällen bei Geburten, muss Maria um ihren Ruf kämpfen oder sich überlegen doch zurück nach München zu gehen. Diese Entscheidung wird erschwert, da Maria immer größere Gefühle für Max entwickelt, dessen Ehefrau allerdings aktuell schwanger ist.
Die Berghebamme weicht auch Konflikten mit dem Pfarrer nicht aus
Linda Winterbergs Roman „Die Berghebamme“ bietet keine nennenswerte Spannung, die Handlung plätschert größtenteils nur dahin. Als Leser*in begleitet man Maria bei zahlreichen Vorsorgeuntersuchungen und Geburten. Hier lernt man viele Frauen und deren Geschichten und Schicksale kennen, was dem Buch eine persönliche Note verleiht und weshalb man gerne weiterliest. Durch die Konflikte und zum Teil kritischen Dialoge von Maria mit dem Pfarrer oder der bisherigen Hebamme wird die Handlung immer wieder in andere Richtungen gelenkt und bleibt daher fesselnd.
Linda Winterberg gelingt ein Happy End, das nicht kitschig ist
Marias Gespräche mit Max lockern die gesamte Handlung etwas auf, ihr Charakter wird dadurch greifbarer und authentisch. Mir hat dieser Aufbau der Handlung sehr gut gefallen, da trotz niedriger Spannung der Lesefluss und die Neugier weiterzulesen stets hoch waren. Zudem fand ich das Ende gut gemacht, da sich zwar Marias Schwierigkeiten in Wohlwollen auflösen, aber dennoch kein kitschiges und unglaubwürdiges Happy End vorliegt.
„Die Berghebamme“ beschreibt die Schicksale der Frauen auf respektvolle Weise
„Die Berghebamme“ beschreibt viele Schwangerschaften und Entbindungen. Hier gefällt mir die große Bandbreite und Authentizität ausgesprochen gut. Nicht jede Frau kann schwanger werden und nicht jede Schwangerschaft endet in einer glücklichen Geburt. Es gibt Todesfälle, Behinderungen und schwerste Geburtskomplikationen. Zudem werden auf sehr respektvolle Weise auch Schwangerschaften durch Vergewaltigungen und die Not alleinstehender schwangerer Frauen beschrieben. Linda Winterberg hat diese zum Teil doch sehr schwierigen Themen mit dem nötigen Respekt beschrieben und doch so locker in die Handlung eingebaut, dass die Stimmung der Leser*innen dadurch nicht gedrückt wird. Alles in allem ist Linda Winterbergs „Die Berghebamme“ ein wirklich lesenswerter Unterhaltungsroman.