ISBN 978-3-667-11268-2

160 Seiten

€ 22,90

Rafael Fuchsgruber ist Deutschlands erfolgreichster Wüstenläufer. Auf BUCHSZENE.DE erklärt er das Ding mit der Motivation und erzählt, wie ihn jüngst beinahe der innere Schweinehund fertiggemacht hätte.

Ultraläufer Rafael Fuchsgruber erzählt, wie ihn eines Tages der innere Schweinehund aufs Kreuz legen wollte

Der innere Schweinehund

© www.4deserts.com

Ich bin hochneugierig und möchte gerne zu den Grenzen

Ich bin mit diesem Thema schon immer unterwegs. Nicht erst, seit ich Sport mache. Ich bin hochneugierig und möchte gerne zu den Grenzen. Um sie zu erreichen und zu überschreiten. Das ist nicht ungewöhnlich und ich habe es leicht: meine Motivation ergibt sich aus der überbordenden Neugier.

Ansonsten bin ich gar nicht so der Freund von Motivations- und Krisensprüchen, wie “Nur die Harten kommen in den Garten …” oder “Krisen sind die Chancen des Lebens”. In Wirklichkeit ist es doch so: Valley deep – mountain high – Basta! Krisen sind Krisen. Laut Wikipedia ist “die Krise eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation”. Gut so! Aber nun auch nichts Schlimmes. Wir sind ja am Wendepunkt. Die Richtung ist entscheidend – bei der Wendung. Danach geht es wieder stetig weiter.

Der Satz, den ich viele Jahre lang gar nicht so einfach über die Lippen brachte

“Da bin ich hart im Nehmen.” Diesen Satz über die Lippen zu bringen, für mich selber glaubhaft aufzuschreiben, hat 30 Jahre gedauert. Ich war Alkoholiker, an Depressionen erkrankt und meine Gesundheit war im Eimer. Ich stand mit Anfang 40 am Abgrund, konnte tief blicken und das sah nicht gut aus. Ich komme aus einer Kindheit, die eine ständige Krise beinhaltete. Mein Vater war Alkoholiker und dabei leider sehr gewalttätig. Da es keine erkennbaren Muster gab, wusste ich als Kind nie, wie der nächste Tag mit ihm werden würde. Man lernt, man kommt durch und man kann dies später immer wieder anwenden. Dies funktioniert im Sport, aber auch im täglichen Leben oder – im Transfer – sogar im beruflichen Alltag.

Über die Jahre hat mein Umgang mit Motivation und Krisen beim Laufen einen erstaunlichen Weg genommen. Anfangs gab es eine sehr komplexe Struktur mit unterschiedlichen Mechanismen, um aufkommenden Krisen zu begegnen und sie durch Motivation zu ersetzen. Heute komme ich mit ganz einfachen Mitteln klar. Der erste Schritt, der Anfang mit der richtigen Richtung zählt. Manchmal kann man das Ende des Weges noch nicht sehen. Schön so.

Letztes Jahr hatte ich Ärger – mit meinem inneren Schweinehund

Die Büchereien dieser Welt sind voll mit Literatur und guten Tipps zur Motivation oder Krisenbewältigung und das Internet ist voller Weisheiten. Aber was hilft einem das am Ende? Letzten November zum Beispiel begab ich mich auf ein 230 Kilometer langes Rennen in Mozambik. Nach zehn Jahren intensivstem Laufen hatte mich aber im Herbst das erste Mal ein Riesenexemplar von innerem Schweinhund erwischt! Ich spielte mit dem Gedanken, mit dem wettbewerbsmäßigen Laufen aufzuhören, sollte Mosambik nicht gut werden. Im Ernst.

Dieses schöne Tier – der innere Schweinhund – lag also im Herbst schon unter dem Bett und sagte: “Geh’ nicht raus, Rafael. Es regnet, Du könntest krank werden … weiß man doch. Es ist kalt und windig – und hier ist es doch so warm und schön!” Und tatsächlich: Wenn ich mich dann nicht schnell vom Acker gemacht habe, wurde es mit dem Laufen an dem Tag auch nichts mehr. Dieses Motivationsding hat mich lange beschäftigt und erst in Mosambik hat sich das Ganze aufgelöst. Denn während ich am ersten Tag am Indischen Ozean entlanglief, kam mir plötzlich die Idee: Ich will wieder 10-Kilometer-Rennen laufen, wenn ich zurück bin – wie früher. Nichts Sensationelles, wenn man die Idee hinterfragt, aber für mich eine Lösung. Kurz darauf lief es in dem Rennen wieder wunderbar.

Was das Geheimnis der Motivation ist? Es ist unglaublich einfach

Was war passiert? Ich hatte einfach ein paar Ultraläufe zu viel gemacht und musste nur das System ändern. Nicht die Sportart. Und der, dem ich sehr dankbar bin, ist der schöne innere Schweinehund. Ohne seine zweifelsohne massive Unterstützung wäre ich nicht draufgekommen. Wir beiden haben dann auch noch zu einem guten Deal gefunden. Er gehört ja dazu, der innere Schweinehund! Er hat jetzt seinen Platz bei mir bekommen, aber wir dealen miteinander. Er hat mich gewarnt und mir damit sehr geholfen. Feiner Hund. Platz!

Um auf den Kern mit dem Motivationsding zu kommen: Manchmal sind wir im falschen Thema unterwegs. Motivation und sich “zu etwas zwingen” sind vollkommen verschiedene Themen. Das mit dem “Zwingen” wird auf Dauer nie funktionieren. Wir lesen viel und sprechen viel über Motivation, ich finde aber, dass wir uns viel zu wenig darum kümmern. Ich bin sicher, dass alles, was wir mit Freude machen, am Ende gut wird. Und finden wir etwas, das wir mit Liebe tun wollen? Ja, auf jeden Fall. Jeder hat so etwas. Wir müssen nur richtig intensiv danach suchen. Also Leudde! Sucht euch was Tolles … and here we go!


Über Rafael Fuchsgruber

ISBN 978-3-667-11268-2

160 Seiten

€ 22,90

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Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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