ISBN 978-3-550-20155-4

544 Seiten

€ 25,99

Zwei hübsche tote Frauen, ein hochintelligenter Killer und ein Milliardär ohne Gewissen. Jo Nesbøs Thriller „Blutmond“ hält einige Überraschungen bereit.

Jo Nesbøs schickt in „Blutmond“ seinen Kultermittler Harry Hole zum 13. Mal ins Rennen

Harry Hole lernt in Los Angeles eine abgehalfterte Schauspielerin kennen

In „Blutmond“, dem dreizehnten Fall für Jo Nesbøs Kultermittler Harry Hole, befindet sich dieser in Los Angeles. In einer Bar lernt er die 72-jährige Lucille kennen. Sie hat als Schauspielerin in Hollywood mal eine große Rolle – die Julia in „Romeo und Julia“ – gespielt, doch jetzt ist sie dem Alkohol verfallen. Außerdem hat Lucille ein Problem: Bei einem Filmprojekt hat sie sehr viel Geld in den Sand gesetzt und so warten draußen vor der Bar in einem weißen Sportwagen drei Geldeintreiber. Es sind solche von der gefährlichen Sorte. Harry gelingt es, Lucille vor den mexikanischen Geldhaien zu retten. Doch das sorgt nur kurz für Entspannung, denn die Gläubiger bestehen auf der Begleichung von Lucilles Schuld. Es handelt sich um 960.000 Dollar. Das Geld muss in zehn Tagen da sein, fordern die Mexikaner, sonst wollen sie Lucille erschießen.

Ein Osloer Milliardär wird verdächtigt, zwei junge Frauen ermordet zu haben

In dieser Situation kommt es gerade recht, dass in Harry Holes Heimatstadt Oslo der Milliardär Markus Røed verdächtigt wird, zwei junge Frauen – Susanne und Bertine – getötet zu haben und sein Anwalt Johan Krohn ihm empfiehlt, Harry Hole als Privatermittler zu engagieren. Hole soll die Unschuld des Milliardärs beweisen. Harry Hole fordert für den Auftrag 960.000 Dollar. Obwohl die Summe aberwitzig hoch ist, bekommt er den Job und fliegt zurück nach Europa. Dort erwartet ihn nicht nur sein an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankter Ex-Kollege, der Psychologe Ståle Aune, sondern auch ein Kind namens Gert, das ihm nähersteht als jedes andere Kind auf der Welt. Warum, verraten wir nicht.

Harry Hole verlangt eine Million für seinen Einsatz als Privatermittler

Die beiden ermordeten Frauen waren auf einem von Røed veranstalteten Nachbarschaftsfest eingeladen. Der Milliardär hat ein Alibi für die Tatzeiten, das jedoch zumindest von den Medien angezweifelt wird. Und er hat sich geweigert, eine DNA-Probe abzugeben. Harry Hole verlangt für seinen Vertrag als Privatdetektiv einen Zusatz: „Mein Honorar wird auch dann ausgezahlt, wenn die Polizei – mit oder ohne mein Zutun – den Schuldigen im Laufe der nächsten neun Tage dingfest macht.“ Harry Hole macht sich an die Arbeit.

Jo Nesbøs Thriller „Blutmond“ stellt einen Ausgestoßenen in den Mittelpunkt

Es macht Freude, Jo Nesbøs Thriller „Blutmond“ zu lesen. Der norwegische Schriftsteller versteht sein Handwerk. Zwischen die Passagen, in denen er seiner Hauptfigur Harry Hole folgt, schaltet er Episoden, in denen wir einen verstörenden Mann namens Prim kennenlernen. Prim heißt so, weil er ein Ausgestoßener ist. „Ein Mensch, mit dem niemand zusammen sein will. Jemand, der nur durch eins und sich selbst zu teilen ist. Eine Primzahl eben.“ Und dann sind da noch die Plotelemente, in denen wir zu Harry Holes altem Team vom Osloer Dezernat für Gewaltverbrechen stoßen, allen voran Katrine Bratt. „Das einzige, das sie hatten, waren die Schuhabdrücke von zwei Personen in dem weichen Boden, von denen das eine Paar zu den Schuhen passte, die Susanne getragen hatte. Die anderen Abdrücke stammten von einer deutlich schwereren Person, Schuhgröße 42, vermutlich von einem Mann. Die Spuren zeigten, dass beide dicht nebeneinander gegangen waren.“ Warum sind Täter und Opfer so nah beieinander gegangen?

Der Mörder skalpiert sein Opfer und näht den Skalp danach wieder an

Mysteriös ist, dass das Opfer Susanne skalpiert und der Skalp dann wieder festgenäht worden ist. Wie in einem Frankenstein-Film. Doch die Story wird noch wesentlich unglaublicher: Im Laufe der Ermittlungen taucht nicht nur ein Torso ohne Kopf auf, es wird auch klar, dass der Täter über eine ungeheuerliche Manipulationsmöglichkeit verfügt, mit der er seine Opfer in Arglosigkeit wiegen kann. Der Täter hat es auf den Willen der Menschen abgesehen, ihre Köpfe. Um was es sich genau handelt, soll hier nicht verraten werden. Nach und nach gelingt es Harry Hole, seine alten Kontakte bei der Polizei wieder aufleben zu lassen. Doch bis der Fall aufgeklärt ist, wird es noch weitere Todesopfer geben.

So gut ist Jo Nesbøs Thriller „Blutmond“ wirklich – der Bestseller-Check

Jo Nesbøs „Blutmond“ ist ein raffiniert aufgebauter Thriller, der mehrere Überraschungen bereithält: Zum einen ist es erstaunlich, wie es dem Autor gelingt, den roten Faden in der Hand zu behalten, obwohl seine Geschichte ganz schön komplex ist. Zum anderen dürften die meisten Leser*innen von der Manipulationstechnik, die sich der Killer zunutze macht, noch nie gehört haben. Zum dritten erfahren wir viel über das Privatleben von Harry Hole und der anderen Ermittler, ohne dass es – wie bei vielen anderen Krimis – nervt. Und schließlich gelingt es Jo Nesbø sehr gut, die verschiedenen Handlungsstränge weiterzuerzählen, ohne dass man ihre Verbindung untereinander durchschaut. Diesen Durchblick bekommt man tatsächlich erst am Ende dieses packenden Thrillers. Möchte man unbedingt Kritik äußern, so wäre es die Tatsache, dass ein Mörder der so mordet wie jener in „Blutmond“ in der Realität wohl eher nicht vorkommen wird. Funktionieren aber würde seine Methode vermutlich schon. Und auch die Motive der einzelnen Beteiligten – Mörder und Ermittler – sind nachvollziehbar. Harry Holes dreizehnter Fall ist nicht absolute Spitzenklasse, aber durchaus lesenswert.

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ISBN 978-3-550-20155-4

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Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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