Ein prominenter Fotograf wird in einer Galerie ermordet
Der prominente Fotograf Ralph wird im schwedischen Fjällbacka brutal in seiner Galerie ermordet. Er war gerade dabei seine neueste Ausstellung über eine Transgenderfrau vorzubereiten. Kommissar Patrik und sein Team übernehmen die Ermittlungen, stoßen zunächst aber weder auf einen Tatverdächtigen, noch ein Motiv. Währenddessen werden der Sohn und die Enkel des nobelpreisnominierten Schriftstellers Henning ebenfalls auf äußerst gewaltsam hingerichtet. Schnell steht fest, dass die beiden Fälle zusammenhängen und es gibt auch schon bald einen Tatverdächtigen, der allerdings vehement seine Unschuld beteuert.
Die Schriftstellerin Erica begibt sich auf die Spur einer Transgenderfrau
Patriks Partnerin Erica ist Schriftstellerin und möchte zu der Transgenderfrau aus der Ausstellung mehr erfahren. Damit widmet sich Camilla Läckberg – nach ihrem Thriller „No mercy – Rache ist weiblich“ einmal mehr einem aktuellen Thema zu. Doch zurück zu „Kuckuckskinder“: Erica findet heraus, dass Lola als Mann geboren wurde, aber sich stets als Frau fühlte und auch als Frau lebte. Daher erfuhren die alleinerziehende Lola und ihre Tochter zu der damaligen Zeit viel Ausgrenzung und Intoleranz, selbst aus der eigenen Familie. Eines Tages starben sowohl Lola, als auch das Kind bei einem Wohnungsbrand, der seinerzeit als tragischer Unfall eingeordnet wurde.
Die Ermittler übersehen das entscheidende Puzzleteil
Bei ihren Recherchen stößt Erica allerdings auf einen Zusammenhang zwischen der toten Lola und den aktuellen Mordopfern sowie zu einem weiteren mysteriösen Todesfall in Hennings Familie. Alles scheint zusammen zu hängen, aber die Ermittler sehen das entscheidende Puzzleteil nicht – und das bringt Erica in höchste Lebensgefahr.
Die Auflösung von Camilla Läckbergs „Kuckuckskinder“ ist leider vorhersehbar
Bislang war ich ein großer Fan von Camilla Läckbergs Fjällbacka-Krimis, da sie meist mit einem unvorhersehbaren Paukenschlag-Finale enden. Dies ist in dem aktuellen Band „Kuckuckskinder“ aber leider nicht der Fall. Mir war sehr schnell klar, wer hinter den Morden steckt und was das Motiv ist. Diese Vermutung hat sich leider auch bestätigt. Ganz am Ende gab es zwar noch eine zusätzliche überraschende Auflösung, aber diese konnte die zuvor so vorhersehbare Handlung auch nicht mehr retten. Durch die absehbare Auflösung leidet die Spannung deutlich. Auch empfand ich die ausführlich beschriebenen Ermittlungen und Befragungen, die in eine offensichtlich falsche Richtung führen sollten, als etwas langweilig und zäh.
Die Transgenderfrau Lola ist eine faszinierende Protagonistin
Die Rückblenden zu Lolas Leben in den Achtzigerjahren hingegen sind sehr spannend. Die Einblicke in die damalige Gesellschaft und deren Umgang mit Transgenderpersonen ist gelungen und lesenswert. Die eine oder andere Szene sorgt für Gänsehaut – dass sie das Spiel mit der Spannung beherrscht, hat Camilla Läckberg auch bereits in ihren Thrillern „Sweet Goodbye – Rache ist tödlich“ und „Wings of Silver – Die Rache einer Frau ist schön und brutal“ bewiesen. Tatsächlich würde man in „Kuckuckskinder“ aber gerne mehr über Lola und ihre Tochter erfahren. Hier hätte Camilla Läckberg meiner Meinung nach noch ausführlicher schreiben können.
Im Entwerfen glaubwürdiger Charaktere ist Camilla Läckberg stark
Die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz von Lolas Lebensstil wird authentisch beschrieben. Dadurch wird Lola als Löwenmama und bemerkenswerte Kämpferin dargestellt, mit der man einfach mitfühlen und mitfiebern muss. Gerade in Bezug auf Lola kann Camilla Läckberg ihre ganze Stärke beim Zeichnen glaubwürdiger und liebenswerter Protagonist*innen ausspielen. Lola ist nicht nur sympathisch, sie hat auch nachvollziehbare Ängste, Sorgen und Wünsche. Als Leser kann man sich beinahe vorstellen, dass Lola tatsächlich gelebt hat. Alles in allem ist „Kuckuckskinder“ ein solider und lesenswerter Krimi, welcher aber nicht ganz an den einen oder anderen Vorgänger aus Camilla Läckbergs Feder herankommt.