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Lena, Ende 20, fällt in einen Spiegel und findet sich im Hamburg des Jahres 1941 wieder. Dort stößt sie auf ein düsteres Geheimnis. Frau Bluhm ist hin und weg von Marit Schalks „Außerhalb der Zeit“.

Frau Bluhm liest Marit Schalks Zeitsprung-Roman „Außerhalb der Zeit – Über raue Pfade“

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Frau Bluhm liest „Außerhalb der Zeit“: 5 von 5 Blu(h)men

 5 Blumen Frau Bluhm liest


Leider war dieses Buch irgendwann zu Ende!

Als ich dieses Buch kennenlernte, war ich zunächst abgeschreckt vom schieren Umfang und der kleinen Schrift. Bereits beim Lesen bereute ich, dass die Schrift nicht noch kleiner, und die Seitenzahl nicht noch höher war, dann hätte ich nämlich mehr von dieser wundervollen Geschichte lesen können.

Ein Missgeschick katapultiert Lena von heute ins Hamburg von 1941

Eine kurze Zusammenfassung: Lena ist Ende zwanzig, hat ihr Psychologiestudium abgebrochen, hält sich mit einem langweiligen Gelegenheitsjob über Wasser und wohnt mit ihrem Freund Johannes, von dem sie sich aus Bequemlichkeit nicht trennt, in Hamburg Altona. Ihr Zwillingsbruder Gregor hat einen neuen Freund und in dessen Antiquitätenladen passiert das Missgeschick, das Lenas Schicksal von einer Sekunde auf die andere verändert: Sie stürzt durch einen der berühmten Lohrer Spiegel und findet sich unversehens im Hamburg von 1941 wieder. Ihr Aufprall wird abgefedert von den Kaufmännern Eduard und Henry Sieveking, die nicht wissen, woher diese merkwürdige junge Dame unversehens kommt, und was sie von ihr und ihren überaus modernen Ansichten halten sollen. Ist Eduard nett und aufgeschlossen, so erweist sich Henry als missmutiger Stoffel, und doch ist er es, der Lena eine Bleibe und Arbeit gibt, sie mit all seiner Kraft unterstützt, ihr aus der Klemme hilft und bald ein lieber Freund wird. Doch schon bald stellt sich heraus, dass Henry ein düsteres Geheimnis mit sich trägt …

Ich konnte den Roman nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen

Die Handlung springt im Roman immer zwischen den Zeiten hin und her. Auf der einen Seite erleben wir Lenas Alltag im 19. Jahrhundert, auf der anderen Seite Gregors Bemühungen, Lena wieder ins Jahr 2017 zu bekommen. Die Autorin Marit Schalk schafft es mühelos diese beiden Handlungsstränge sinnvoll und authentisch zu verbinden. Die Spannung, die im einen Handlungsstrang aufgebaut wird, setzt sich im anderen fort. Beide Storylines ergänzen sich dabei aufs Trefflichste, so dass man nach kürzester Zeit das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.

Die Figur der Lena wäre im echten Leben eine beste Freundin

Alle Protagonisten, und damit meine ich wirklich alle, von den Hauptprotagonisten Lena und Henry, über die ganze Familie Sieveking bis zur letzten Randfigur hat Marit Schalk mit vollständigen und authentischen Persönlichkeiten ausgestattet, und so genau beschrieben, dass man denkt, sie schon immer gekannt zu haben. Man könnte jetzt meinen, das würde schnell langatmig, doch ist Marit Schalks spritzige und humorvolle Schreibweise bewirkt das genaue Gegenteil: Ich konnte mich komplett in dieser Geschichte verlieren und gerade in die Figur der Lena konnte ich mich durch die Darstellung ihrer überaus lustigen und ungeheuer menschlichen Gedanken total einfühlen. Würde sie nicht nur aus Tinte und Papier bestehen, wäre sie wahrscheinlich eine meiner besten Freundinnen.

Die schwierige Balance zwischen Authentizität und Märchen gelingt

Das wunderschöne und gut recherchierte Lokalkolorit des jetzigen und damaligen Jahrtausends tragen außerdem noch dazu bei, sich vollkommen in der Geschichte zu Hause fühlen zu können. Mir als Aschaffenburgerin gefallen natürlich die Stellen, die in Lohr am Main spielen, besonders gut, und ich werde höchstwahrscheinlich an Lena und Henry denken, wenn ich mal wieder im Spessart unterwegs bin.

Historische Persönlichkeiten tauchen wie selbstverständlich auf

Ein weiterer toller Coup der Autorin ist es, bekannte historische Persönlichkeiten auf humorvolle und unaufdringliche Weise in die Geschichte einzuflechten. Man wird dazu verleitet nachzurecherchieren und besonders die Figur des Heinrich „Harry“ Heine, brachte mich des Öfteren zum Schmunzeln. Geschichte zum Anfassen entsteht.

Wir begegnen Alice im Wunderland und Schneewittchen

Auch bekannte Märchenfiguren hat sie in die Geschichte eingebaut. Man erkennt eindeutig Rumpelstilzchen und Schneewittchen wieder. Alice im Wunderland, keine Frage, aber auch Mary Poppins ist mit von der Partie. Für mich als Erzieherin sind die damaligen Erziehungsmethoden und Lenas Umgang damit natürlich total interessant.

Am Ende wünschte ich mir fast selbst in den Spiegel zu fallen

Was mich doch, bei allem Lob, welches ich für dieses Buch übrig habe, am allermeisten verblüfft, ist, dass die Autorin es geschafft hat, eine dermaßen komplexe Geschichte so realistisch zu erzählen, dass wirklich absolut gar nichts zu unrealistisch oder märchenhaft klingt. Zum Ende des Buches war ich fast schon selbst drauf und dran an Zeitreisen durch Spiegel zu glauben, ja, sie mir zu wünschen.

Dieses Buch hätte zehn Bluhmen verdient!

Denn diese Geschichte lädt dazu ein, die Welt von Marit Schalk immer wieder und wieder bereisen zu wollen. Die lustige Hetty, Alex‘ super Opa, die stoffelige Tante Sophie und natürlich Lena und Henry. Ich bin froh, sie alle kennengelernt zu haben und hoffe es dauert nicht allzu lange, bis ich sie im nächsten Teil wiedersehe, der laut Marit Schalk Mitte nächsten Jahres erscheinen soll. Könnte ich zehn Bluhmen geben, ich würde es tun. Leider gibt es nur fünf, aber die gebe ich sehr gerne, für das beste Buch dieses Genres, das ich seit langer Zeit gelesen habe.

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Frau Bluhm

Geboren 1984 in Aschaffenburg, studierte Katharina Bluhm Psychologie und arbeitet seither als Erzieherin. Sie liebt Bücher und Filme. Seit 2017 bewertet sie in ihrer Kolumne „Frau Bluhm liest“ für BUCHSZENE.DE mit Begeisterung, aber auch kritisch Bücher jeden Genres. Sie lebt mit ihrer Familie in Aschaffenburg.

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