ISBN 978-3-7099-8136-8

224 Seiten

€ 19,90

Er ist aus der Schweiz nach Berlin geflohen und tanzt sich im Beat der Stadt ins Leben. Bis Mira vor ihm steht und sein Trauma weckt. Flurin Jeckers „Ultraviolett“ ist ein rauschhafter Roman.

Flurin Jeckers „Ultraviolett“ ist ein Roman über Berlin, Techno und die Liebe

Ultraviolett

Mira lässt sich küssen und eine Pille im BH verschwinden

Unser Held heißt „Held“, lebt in Berlin vom Plakatieren und von Nachhilfe. Außerdem schreibt er unter dem Titel „Heldenhaft durch die Nacht“ eine Kolumne für ein Techno-Magazin, das sich früher vor allem um Techno dreht, heute aber eher um Klamottenläden. Weil er gerne tanzt und den Rausch mag, wirft er immer mal wieder eine Pille ein. Doch eines Nachts begegnet er Mira. Sie stammt – wie er selbst – aus der Schweiz. Anstatt sich die Pille, die er ihr anbietet, in den Mund zu schieben, lässt sie sie in ihrem BH verschwinden. Mira schreibt an einem Buch, jobbt als Buchhändlerin – und direkt, nachdem Held den Fleck an ihrer Wange berührt, darf er sie küssen.

Ein vermisster Freund, Drogen, Sex und großer Hunger

Dennoch will Mira dann nicht mit ihm nach Hause kommen. Dabei bräuchte Held eine Begleitung: Seit sein bester Freund Eule abgetaucht ist, weil ihn die Polizei wegen Dealens sucht, fällt er immer wieder in schwarze Löcher. Auch Helds Freunde Dave, Sveni und Sara experimentieren regelmäßig mit Drogen. Am nächsten Tag steht Mira vor der Tür. Es ist eine Überraschung, mit der Held nicht gerechnet hat. Und irgendwann, so formuliert es Flurin Jeckers Ich-Erzähler, „stand sie in Unterhosen neben mir, und fragte, ob wir was kochen könnten, sie habe nach dem Ficken immer Hunger wie ein Bär.“

Geflohen aus einer Welt, in der der Vater Literaturprofessor ist

An einem der Folgetage geht Held an der Buchhandlung vorbei, in der Mira Geld verdient. Durch die Schaufensterscheibe beobachtet er sie. „Als ich sie sah, kam es mir vor, als würde sie auf einer anderen Welt stehen als ich. Es war die Welt, in der ich aufgewachsen, und aus der ich geflüchtet war.“ Eine Welt mit einem Vater, der Literaturprofessor ist und erwartet, dass der Sohn auch Germanistik studiert. Trotzdem fahren die beiden zum Zelten an einen See. „Nun hatte ich sie ja schon ein-, zweimal nackt gesehen, doch sah sie unter freiem Himmel mit ihrer gefleckten Haut noch viel schöner aus als sonst. Und ich muss dir ja nicht sagen, wie schön Frauen sind. Doch als sie aufstand, und Richtung Sonne ins Wasser stieg, und sich um ihre Knöchel Kreise zogen, sah ich zum ersten Mal, wie schön sie wirklich sind.“

Kann man sich für den Beat, den Tanz, das Glück entscheiden?

„Ich war ein Held, weil ich daran glaubte, dass man sich für das Glück entscheiden kann“, hält der Erzähler einmal für sich fest. Doch da gibt es ein dunkles Trauma, das mit seiner Kindheit und der Geschichte seiner Eltern zusammenhängt. Die Medizin gegen dieses Trauma glaubt Held in Berlin gefunden zu haben: „Als Eule mich in die Bucht einlud, und ich dastand und tanzte, und die Lichter blitzten, und der Bass wummerte, fühlte ich mich, wie sich wahrscheinlich meine Mutter in Cinque Terre gefühlt hatte. Ich war im Paradies. Eule zeigte mir die Stadt, stellte mich unzähligen Leuten vor, und nahm jede Nacht als ein Abenteuer, das uns an einen schönen Ort bringen würde. Ich wusste, dass mir nichts passieren konnte, solange ich nur hierbliebe.“

„Ultraviolett“ ist ein Berlin-Roman der diesen Namen verdient

Die Frage ist, ob Mira an diesem Paradies etwas verändern wird. Held ist verliebt in sie. Aber er spürt, dass ihre Existenz seine mühsam gefundene Lebenskonstruktion ins Wanken bringt. Und was ist mit dem verschwundenen Eule? Das Rätsel, dem sich Held stellen muss, bringt er in einfachen Worten auf den Punkt: „Jemand bringt dich aus dem Takt – aber hörst du deshalb auf zu tanzen?“ „Ultraviolett“ von Flurin Jecker ist ein Berlin-Roman, der diesen Namen verdient. Ein Stück Literatur, das mit dem Beat einer rotzig-realistischen Sprache seine Leser*innen entführt in die Nachtwelt der deutschen Metropole, an ihre euphorischen Orte, aber auch in ihre sehr finsteren Seelenräume.

ISBN 978-3-7099-8136-8

224 Seiten

€ 19,90

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Tim Pfanner

Nach der Schule jobbte Tim Pfanner in einer Druckerei und einer Tankstelle. Weil er Bücher liebt, begann er irgendwann, Buchrezensionen zu schreiben und stellte begeistert fest, dass dies ein Beruf ist. Tim Pfanner spielt Basketball und geht gerne in die Berge. Sein Lieblingsgetränk ist Cuba Libre.

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