Viel Sex, viel Geld, viel Luxus – und eine zu allem entschlossene Frau. Camilla Läckbergs Kriminalroman „Wings of Silver“ ist spektakulär. Aber unsere Rezensentin ist nicht durchwegs überzeugt.

Warum „Wings of Silver“ von Camilla Läckberg Lust auf eine Fortsetzung macht

Titelbild Wings of Silver

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Ein Leben in Schweden, von dem viele Frauen träumen

Im ersten Teil der Reihe „Golden Cage – Trau ihm nicht. Trau niemandem“ führt Faye ein Leben, von dem viele Frauen träumen: Sie ist mit Jack verheiratet, gemeinsam haben sie eines der erfolgreichsten schwedischen Unternehmen gegründet, sie haben eine gemeinsame Tochter und zudem führt die Familie aufgrund ihre Vermögens ein Luxusleben. Doch alles ist nur Schein, denn Jack betrügt seine Frau, setzt sie psychisch unter Druck und behandelt sie wie Dreck. Faye lässt sich den Psychoterror nicht weiter gefallen und schmiedet einen weitreichenden Racheplan, der Jack ins Gefängnis bringen und Faye zu einer der einflussreichsten und erfolgreichsten schwedischen Unternehmerinnen machen soll.

Anscheinend trägt ihr neuer Mann sie auf Händen

In „Wings of Silver – Die Rache einer Frau ist schön und brutal“ genießt Faye ihr neues Leben in Italien in vollen Zügen. Ihr Unternehmen macht Millionenumsätze und derzeit arbeitet sie an einer Expansion auf den amerikanischen Markt. Einzig der passende Mann fehlt in ihrem Leben, doch dann trifft sie auf den reichen, kultivierten und gutaussehenden David, der Faye auf Händen trägt und ihr Glück komplett macht. Für Faye könnte es nicht besser laufen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse.

Als Jack aus dem Gefängnis flieht, wird es für Faye gefährlich

Jack flieht aus dem Gefängnis und Faye weiß, dass ihr Leben in Gefahr ist, wenn er sie findet. Zudem kauft ein Unbekannter viele Anteile an Fayes Unternehmen und wird somit Mehrheitsteilhaber. Als sie seine Identität aufdeckt, ist dies für Faye wie ein Schlag ins Gesicht. Dann tritt auch noch eine Person aus Fayes Kindheit in ihr Leben – ihre Vergangenheit droht sie einzuholen. Doch Camilla Läckbergs Hauptfigur will auf keinen Fall kampflos aufgeben. Sie verbündet sich mit anderen Frauen und schmiedet einen Plan, wie Jack aus dem Weg geräumt werden und sie ihre Firma zurückzugewinnen kann. Dabei ist ihr jedes Mittel recht – und Faye schreckt wirklich vor nichts zurück.

Für mich hätte es keine Fortsetzung von „Golden Cage“ gebraucht

Der erste Teil „Golden Cage – Trau ihm nicht. Trau niemandem“ ist ein raffinierter Thriller, der die Abgründe der menschlichen Psyche und Fayes Rachepläne temporeich darstellt. Allerdings ist die Handlung in sich abgeschlossen und ich dachte, dass es sich um ein einzelnes Buch handelt. Umso überraschter bin ich, dass es beinahe eineinhalb Jahre später eine Fortsetzung gibt. Ich persönlich finde diese allerdings nicht so gelungen wie den Vorgänger und die Handlung etwas zu gewollt und konstruiert.

Was mich alles an Camilla Läckbergs Krimi stört

Obwohl die Handlung nahtlos auf dem ersten Band aufbaut und die Geschehnisse und Protagonisten nicht noch einmal näher erläutert werden, braucht es lange bis sie Fahrt aufnimmt. Dies liegt vor allem an den ausführlichen, detailreichen und über mehrere Seiten beschriebenen Sexszenen, diversen Nebensächlichkeiten und den breitgetretenen Beschreibungen von Fayes Jetset- Luxusleben, den Designertaschen und ihrem ausführlich beschriebenen Alkoholkonsum. Diese Beschreibungen der reichen und schönen Hauptprotagonistinnen, die in ihren Designerkleidern in Szenelokalen sitzen, Champagner schlürfen und die Blicke der Männer auf sich ziehen, wirken zwar authentisch, erinnern aber teilweise mehr an „Sex and the City“ als an einen Krimi.

Der letzte Teil ist an Spannung kaum zu übertreffen

Nachdem die Handlung zunächst über weite Strecken eher zäh ist und wenig passiert, kann Camilla Läckberg im letzten Teil ihre ganze Stärke ausspielen. Wie Faye ihre Rachepläne in die Tat umsetzt, das erzählt die Autorin sehr spannend, temporeich und raffiniert. Als Leser*in muss man hier einfach mitfiebern und wird dadurch komplett in den Bann der Handlung gezogen. Dies liegt vor allem daran, dass man über die gesamte Geschichte hinweg immer wieder Einblicke in Fayes Kindheit erhält und man sich dadurch mit ihr zu solidarisieren beginnt. Es ist eine von Gewalt, Missbrauch, Alkohol und Vergewaltigung geprägte Zeit. Sie musste schon früh lernen sich durchzusetzen und nicht an ihrem Schicksal zu zerbrechen. In diesen Kapiteln spürt man als Leser*in Fayes Todesängste am eigenen Leib und ihre Auswegs- und Hilflosigkeit wird mit jeder Seite unfassbar glaubwürdig transportiert. Dies hat zur Folge, dass man Faye ins Herz schließt und sich wünscht, dass sie ihren Kampf um Gerechtigkeit gewinnt. Das Beste an diesem Krimi ist allerdings der Cliffhanger am Ende, welcher an Genialität kaum zu übertreffen ist. Obwohl mich „Wings of Silver – Die Rache einer Frau ist schön und brutal“ nur bedingt begeistern konnte, warte ich aufgrund seines Endes schon jetzt ganz gespannt auf die Fortsetzung.

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/stephanie-pointner/" target="_self">Stephanie Pointner</a>

Stephanie Pointner

Geboren 1992 in Traunstein, zog Stephanie Pointner nach dem Abitur nach Innsbruck, studierte und arbeitet seit 2014 als Sozialarbeiterin in der Behindertenhilfe. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Partner und ihrer gemeinsamen Tochter in Tirol. Stephanie Pointner mag Sport, die Berge und natürlich: Bücher!

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