ISBN 978-3-95669-171-3

400 Seiten

€ 15,95

Eine queere Piratin. Eine Schatzkarte. Und eine Menge Meeresmagie. Wir sprechen mit Anne Herzel über ihren queeren Fantasy-Roman „The Curse of Time and Taste“.

Anne Herzel im Interview über ihren Roman „The Curse of Time and Taste – Die göttlichen Artefakte“

Titelbild The Curse of Taste and Time

Frau Herzel, Ihr Fantasy-Roman „The Curse of Time and Taste – Die göttlichen Artefakte“ wagt ein spannendes Experiment: Sie erzählen ein Piratenabenteuer mit fantastischen Elementen, in dessen Mittelpunkt eine queere Heldin steht. Wie sind Sie auf diese überraschende literarische Mischung gekommen?

Eigentlich ist die Verbindung von Piraten und Queerness gar nicht so abwegig. Geschichtlich gesehen, waren Piraten nicht nur Mörder und Gesetzesbrecher, sondern alles andere als gesellschaftlichen Normen unterworfen. Der Begriff der „Matelotage“ bezeichnet beispielsweise eine Beziehung gleichgeschlechtlicher Seeräuber, die sich so gegenseitig absicherten. Ich persönlich fand die Verbindung hochinteressant. Die Grundideen für „The Curse of Time and Taste“ habe ich mir sehr schnell ausgedacht, denn ich finde die Vorstellung einer buntgemischten Crew mit magischen Elementen, wilden Abenteuern und mystischen Gottheiten nach wie vor sehr aufregend.

Ihre Heldin Vanelle startet als Piratenjägerin. Dies hat mit ihrer Familiengeschichte zu tun?

Vanelle ist eine Oceanshare, entstammt also einem Geschlecht aus Piratenjägern, das seit jeher das „Ungeziefer“ der Meere jagt. Vanelle sieht ihre Berufung ebenfalls in der Piratenjagd – zumindest zu Beginn der Geschichte. Sie ist überzeugt davon, dass Piraten „das Böse“ sind.

Als dann Vanelles Bruder von den Piraten erschossen wird, verfolgt Vanelle die Täterin auf das Seeräuberschiff und lernt deren Leben kennen. Das gefällt ihr gar nicht so schlecht?

Zunächst ist Vanelle natürlich in ihrem erlernten Denken gefangen. Sie versucht, das Schiff in einer gewaltvollen Auseinandersetzung zu verlassen, was aufgrund dessen, dass es sich auf hoher See befindet, mehr schlecht als recht gelingt. Erst nach und nach wird ihr bewusst, dass sie mehr vom Leben erwartet, als unter der Aufsicht ihres Vaters der Piratenjagd nachzugehen. Es geschieht langsam, doch nach einiger Zeit knüpft sie zarte Bande mit der Crew des Piratenschiffes. Sie findet Freunde und enge Vertraute.

Schon bald bemerkt Vanelle, dass der Piratenkäpt’n ein Geheimnis hütet. Verraten Sie noch mehr?

Rivay ist eine sehr komplexe Persönlichkeit, die Geheimnisse nicht ohne Weiteres preisgibt. Die harten Jahre auf See haben ihn gelehrt, dass Vertrauen ein wichtiges Gut ist – und das teilt er nur mit denjenigen, die es sich auch redlich verdient haben. Auch Vanelle sieht sich dieser Herausforderung gegenüber.

Es folgt eine Zeit wilder Abenteuer für Vanelle. Was alles macht sie durch?

Vanelle wird mit mehr konfrontiert, als sie zunächst erwartet. Wilde Piratenabenteuer im herkömmlichen Sinne natürlich, aber hinter den fernen Horizonten aus schäumenden Wellen verbirgt sich mehr. Legenden, Magie, göttliche Artefakte, unheimliche Wesen der Tiefe, die ganze Schiffe in ein nasses Grab befördern.

Ausgerechnet bei den „Outlaws“ findet Vanelle eine Heimat. Es scheint, dass Ihre Geschichte auch Symbolcharakter hat und in unsere gegenwärtige Gesellschaft hineinwirken soll. Haben Sie eine „Message“ für Ihre Leser:innen?

Menschen sind sehr vielfältig, das wird sehr gern übersehen, wenn man nur sich selbst und das engste Umfeld sieht. Ich möchte mit meinen Geschichten zeigen, dass das Leben bunt ist. Egal, wo wir hinsehen: Diversität überall. Das sollte und muss mehr in den Vordergrund gerückt werden, insbesondere betreffend dessen, was wir als „normal“ betrachten. Auch in „The Curse of Time and Taste“ setzt sich Vanelle mit dem Begriff der „Normalität“ auseinander. Wir alle glauben zu wissen, was normal ist – aber eigentlich kann das niemand von uns so genau definieren. Offenheit ist der Schlüssel, genauso wie Empathie und die Fähigkeit, andere Menschen Entscheidungen für ihr Leben treffen zu lassen, die man selbst vielleicht nicht treffen würde.

Am Schluss wird es noch richtig spannend, denn die Piraten befinden sich ja auf der Jagd nach geheimnisvollen Kartenteilen. Was hat es mit ihnen auf sich?

Um Rivay zu zitieren: „Die Karten führen zu einem Schatz, einer Sache, der ich bereits sehr lange hinterherjage.“ Was sich dahinter verbirgt? Die Geschichte der Meere. Alte Legenden, von denen niemand so recht weiß, ob sie der Wahrheit entsprechen. Mythologie spielt eine große Rolle in „The Curse of Time and Taste“.

„The Curse of Time and Taste“ ist der erste Band Ihrer Serie „Die göttlichen Artefakte“. Arbeiten Sie bereits am zweiten?

Die Reihe um die göttlichen Artefakte ist auf drei Bände angelegt. Tatsächlich sind der zweite und der dritte Band in der Rohfassung bereits abgeschlossen. Die Fortsetzung erscheint voraussichtlich im nächsten Jahr – und ich kann bereits jetzt versprechen, dass die Geschichte mit einem Feuerwerk weitergeht. Artefakte, Götterbiester, Intrigen, Seeschlachten – es wird viel geboten.

Was bedeutet Ihnen das Meer?

Das Meer ist für mich gleichbedeutend mit Urlaub. Schon als Kind haben mich meine Eltern immer als „Wasserratte“ bezeichnet, weil ich sehr früh schwimmen gelernt und es genossen habe. Auch mein nächster Urlaub geht ans Meer und ich kann es kaum erwarten, mir die Wellen über die Zehen spülen zu lassen und Sandburgen zu bauen.

Und was machen Sie jetzt gleich nach unserem Gespräch?

An meinem nächsten Projekt schreiben! Ich arbeite im Augenblick an einem weiteren Fantasy-Abenteuer über Diebesbanden. Wundervoll queer und geladen mit jeder Menge Magie!


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ISBN 978-3-95669-171-3

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<a href="https://buchszene.de/redakteur/joerg-steinleitner/" target="_self">Jörg Steinleitner</a>

Jörg Steinleitner

Geboren 1971, studierte Jörg Steinleitner Jura, Germanistik und Geschichte in München und Augsburg und absolvierte die Journalistenschule. Er veröffentlichte rund 25 Bücher für Kinder und Erwachsene. Steinleitner ist seit 2016 Chefredakteur von BUCHSZENE.DE und lebt mit Frau und drei Kindern am Riegsee.

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