Im Sternbild der Hydra

ISBN 978-3-95441-630-1

350 Seiten

€ 14,00

eBook: € 9,99

Eine Abiturientin findet bei einer Recherche für einen Artikel eine Leiche. Marc Friedrich erzählt, wie sein Retro-Krimi „Im Sternbild der Hydra“ entstand.

Die Hauptfigur von Marc Friedrichs „Im Sternbild der Hydra“ ist ein weiblicher Nerd

Titelbild Im Sternbild der Hydra

Willkommen im Retro-Land!

Wer definiert, was Retro ist? Wieso sind die 80er und 90er Jahre derzeit so beliebt und wann sind die frühen 2000er an der Reihe? „Wir haben ausschließlich Geräte, die mindestens 20 Jahre alt sind“, habe ich mir kürzlich bei einer Führung durch einen unter der Oberfläche in einer ehemaligen Großraumdiskothek beheimateten Retro-Club im Münsterland erklären lassen. 20 Jahre sind eine Grenze, die beim Sammeln von Unterhaltungselektronik sehr einfach zu befolgen ist.
Natürlich ist aber auch diese Grenze auf ihre Art dynamisch, denn was heute modern ist, wird in naher Zukunft eben jene zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben und könnte somit ins Repertoire eines Retro-Clubs aufgenommen werden. Reicht diese Grenze also aus, um meinen Roman „Im Sternbild der Hydra“, der im Jahr 2001 spielt, als Retro-Krimi zu legitimieren?
Da fehlt noch etwas. Ich bin kein Freund von „One Trick Ponys“, sondern mag es, wenn Geschichten aus mehreren Ebenen bestehen. Somit habe ich unterschiedliche Materialien in meiner Schreibwerkstatt mit allerhand gedanklichem Schmiedewerkzeug miteinander zu einem Roman verwoben, der deutlich aus der breiten Masse hervorsticht.

„Harry Potter“ und „Der Exorzist“ im Rausch des Codes

Ich selbst liebe popkulturelle Verflechtungen in Romanen und Filmen. Manchmal von der Art einer offensichtlichen Hommage, manchmal eher subtil als dezent versteckter Code für Insider. Deswegen habe ich mich für ein Setting im Jahr 2001 entschieden, das stark von der Populärkultur der damaligen Zeit (und älteren Kultklassikern), also von Videospielen, Filmen, Kleidung, Technologie usw. geprägt ist.
In meinem Roman „Im Sternbild der Hydra“ gibt es unzählige Anspielungen, die manchmal an der Oberfläche liegen und manchmal stark chiffriert sind. Wenn meine Hauptfigur im „Harry Potter“-T-Shirt herumläuft, wird es nahezu jeder Leser verstehen. Andererseits gibt es im echten Neuenkirchen im Münsterland beispielsweise keine Pater-Merrin-Straße, an der mein Hochhaus errichtet worden ist. Zentral ist jedoch: Der Code muss nicht zwingend verstanden werden, um das Buch zu lesen. Aber er ist da und wartet auf jeden Hobby-Robert-Langdon, der tiefer eintauchen möchte.

Eingebettet in die Popkultur

Historisch gesehen bewegt sich meine Heldin in einer Zeit des radikalen Umbruchs. Da wäre die Ankunft der neuen Währung namens „Euro“, eine Jugend, die exzessiv das Jugendmagazin „Bravo“ konsumiert, oder ein Phänomen, das damals seine absolute Hochzeit hatte: der Handel mit illegal gebrannten Raubkopien. Vor einem halben Jahrhundert hätte man als „Rohling“ einen besonders groben Menschen bezeichnet und ein „Brenner“ hat in der Produktion von Spiritus und Branntwein gearbeitet. Aber im Jahr 2001 dachte man bei diesen Begriffen vornehmlich an CD- und DVD-Rohlinge und Computer-Hardware, um ebendiese mit Datenmaterial zu beschreiben. Und meine Protagonistin ist die Königin der Raubkopien.

Nerds gibt es auch in weiblich

Was uns zu einer unkonventionellen Hauptfigur bringt. Wenn man an Nerds denkt, also solche Menschen, die (meist) in jungen Jahren in die Popkultur eintauchen und sie leben, dann denkt man meistens an dicke männliche Computerfreaks. Dabei kann ein Nerd im positivsten Sinne durchaus eine schlanke junge Frau sein, die das Nosferatu-Syndrome ablegt, sich aus der abgedunkelten Bildschirmbude ans Sonnenlicht wagt und in ihrer ländlichen Heimat Neuenkirchen auf dem Fahrrad unterwegs ist. So wie meine Paulina oder besser gesagt Polly, wie sie von allen genannt werden möchte.

Der tote Katzenmann in der Messiewohnung

Nicht zu vergessen natürlich die letzte Zutat, denn – Überraschung! – jeder Krimi braucht einen Kriminalfall. Aber wie sollte eine 19-jährige Abiturientin im idyllischen Münsterland mit einer Leiche in Kontakt kommen? Die Lösung liegt im Nebenjob, denn Polly arbeitet als freie Journalistin bei der Lokalzeitung und findet per Zufall bei einem Pressetermin den toten Katzenmann, der in seiner Messiewohnung unter der Decke hängt.
Aber im Gegensatz zu jedem Ermittler, der aktiv Hinweisen nachgeht und die allerbesten Kontakte hat, beschäftigen Polly mit ihrem Wunsch an einer Universität aufgenommen zu werden und Astronomie zu studieren, eigentlich ganz andere Gedanken. So geschieht es, dass sie mehr oder minder unfreiwillig von einer Spur in die nächste stolpert, bis sie plötzlich merkt, dass sie der Lösung des Kriminalfalles näher ist als die Dorfpolizei.
Damit wären die wichtigsten Zutaten beisammen, die ich zu meinen Coming-of-Age-Retro-Regio-Krimi „Im Sternbild der Hydra“ unbedingt vermischen wollte. Es heißt immer: Schreib, was du selber gerne lesen möchtest. Und wie oben erwähnt bin ich nicht nur als Autor sondern auch als Leser großer Fan von Geschichten, die in der jüngeren Vergangenheit spielen und am besten noch popkulturell aufgeladen sind.

ISBN 978-3-95441-630-1

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Syndikat

Das Syndikat ist der Verein der deutschsprachigen Kriminalschriftsteller*innen. Gegründet 1986 zählen zu seinen Mitgliedern berühmte Autoren wie Sebastian Fitzek und Ingrid Noll. Das Syndikat organisiert jedes Jahr die CRIMINALE und vergibt bei dieser Gelegenheit den Glauser-Preis für den besten Kriminalroman.

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