„Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist inspiriert von britischen Krimimeistern
Seishi Yokomizos Kriminalroman „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist vor allem aus zwei Gründen eine Lektüre für Krimi-Feinschmecker: Zum einen lässt uns der Autor, der zu den berühmtesten seines Genres in Japan zählt, in eine faszinierende Kultur eintauchen. Zum anderen hat Seishi Yokomizo ganz offensichtlich die klassische, insbesondere die englischsprachige, Kriminalliteratur intensiv studiert und ließ sich hinsichtlich der Finesse der Fallkonstruktion von Größen wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle inspirieren.
Ein Doppelmord in der Hochzeitsnacht versetzt eine feine Familie in Aufruhr
Der Krimi versetzt uns ins Jahr 1937, in dem die angesehene Familie Ichiyanagi Opfer eines furchtbaren Verbrechens wird: Just in der Hochzeitsnacht finden die Familienmitglieder den frischvermählten jungen Sohn und seine Frau tot im Schlafzimmer auf. Das Blutbad und die Verletzungen deuten auf ein Messer oder Schwert als Tatwaffe hin.
Seishi Yokomizio entwirft ein klassisches Locked-Room-Murder-Mystery
Doch stellen sich die Umstände als äußerst rätselhaft dar: So scheint es, als sei der Teil des Hauses, in dem das Verbrechen stattfand, zur Tatzeit von innen her verriegelt gewesen. Jedenfalls müssen die Familienmitglieder – nachdem sie entsetzliche Schreie und rätselhafte Klänge der Koto, einer 13-saitigen Zither, hörten – die Tür mithilfe einer Axt öffnen, um herauszufinden, was geschehen ist. Und im in der Nacht frisch gefallenen Schnee finden sich zudem keine Spuren eines Flüchtigen. Wir haben es mit einem klassischen Locked-Room-Murder-Mystery zu tun.
Kult-Detektiv Kosuke Kindaichi ist ein sehr spezieller Typ
Um den Kriminalfall in den Griff zu bekommen, zieht die Familie Ichiyanagi den Detektiv Kosuke Kindaichi zu Rate. Der Charakter, den sich Seishi Yokomizo mit ihm ausgedacht hat, ist ein in jeder Hinsicht aus dem Rahmen fallender Ermittler: Kosuke Kindaichi ist jung, er stottert, er kleidet sich nachlässig, er trägt eine wilde Frisur und ist damit alles andere als ein seriöser Fallanalytiker. Allerdings zeichnet ihn eine hohe Intelligenz aus. Mit Scharfsinn und außergewöhnlicher Kombinationsgabe klärt er den Fall Schritt für Schritt auf.
Mit Kosuke Kinaichi startete Seishi Yokomizo seine einzigartige Karriere
Es ist kein Wunder dass der Autor Seishi Yokomizo mit der Erfindung des genialischen Privatdetektivs Kosuke Kinaichi im Jahr 1973 seinen Ruhm als einer der bedeutendsten Kriminalschriftsteller seines Landes begründet hat. „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist ein kriminalistisches Denkspiel, das erst durch die Kombinationsgabe des Ermittlers aufgelöst werden kann. Entsprechend ausführlich ist auch die Erklärung des Verbrechens am Ende.
Der Roman wurde mit dem ersten Preis für Krimiautoren ausgezeichnet
Auf „Die rätselhaften Honjin-Morde“, für die Seishi Yokomizo mit dem ersten Preis für Kriminalautoren Japans ausgezeichnet wurde, folgten übrigens 76 weitere Kosuke-Kinaichi-Krimis. Dass das Buch in seiner deutschen Ausgabe – sowohl hinsichtlich des verwendeten Materials, als auch hinsichtlich seiner künsterlischen Gestaltung – zudem noch äußerst bibliophil daherkommt, steigert das Lektürevergnügen.