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Wie stellt man als Selfpublisherin eine mehrbändige Fantasy-Saga auf die Beine? Anlässlich des Erscheinens von „Im Land der Nuria“, Band 3 der Eldrid-Saga, gewährt uns Annina Safran Einblicke in ihr Schaffen.

Die Fantasy-Autorin Annina Safran erzählt von der Entstehung des dritten Teils ihrer „Saga von Eldrid“

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Titelbild Die Saga von Eldrid Im Land der Nuria

© Refluo shutterstock-ID 1066114988

Eine 15-Jährige und ein Spiegel als Portal in eine fantastische Welt

Bei der Saga von Eldrid handelt es sich um eine Art modernes Märchen. Es geht um ein 15-jähriges Mädchen, das einen Spiegel im Haus ihrer Großmutter entdeckt, der wiederum ein Portal in eine fantastische Welt ist. Das Mädchen Ludmilla reist in diese Eldrid genannte Welt, muss jedoch ihr Spiegelbild in der Menschenwelt zurücklassen, so dass das Märchen von einer Rahmengeschichte im Hier und Jetzt umfasst wird. In Eldrid selbst begleitet der Leser nicht nur Ludmilla, sondern auch andere Figuren, meist Zauberwesen, so dass die Saga auf mindestens fünf verschiedenen Handlungsebenen spielt. Hinzu kommt ein Plot um Dunkelheit, Schatten und Licht, Gut und Böse, der es in sich hat.

Als intuitive Autorin widerstrebt es mir, einen Gesamtplot zu erstellen

Als intuitive Autorin mit einem Hang zum Perfektionismus wurde mir schnell klar, dass ich mich nun, im Herbst 2019 zu Beginn der Arbeit am dritten Band – „Im Land der Nuria“ – festlegen muss, wie die Geschichte endet. Dazu erschien es sinnvoll, einen Gesamtplot auszuarbeiten. Natürlich hatte ich den groben Ablauf im Kopf, aber ich liebe es, mich mit nur einer ungefähren Marschrichtung in Bewegung zu setzen und durch die Geschichte treiben zu lassen.

Die Vorarbeit war getan, doch plötzlich verließ mich die Schreiblust

Doch am Anfang von Band drei wurde mir klar, wenn ich mir jetzt nicht selbst „ein Ei legen“ möchte, sprich einen Fehler einbaue, den ich später nicht mehr begradigen kann, dann habe ich ein Problem. Schweren Herzens setzte ich mich also hin und plante die nächsten drei Bände der Saga – fünf Bände sollen es insgesamt werden – durch. Natürlich ließ ich mir das eine oder andere Hintertürchen offen, aber im Großen und Ganzen legte ich mich fest. Mit dem Ergebnis war ich dann zufrieden, aber plötzlich hatte ich keine Lust mehr, die Saga überhaupt noch weiter zu schreiben. Denn: Das Ende stand nun fest und ich war nicht davon überzeugt, dass ich mich selbst noch würde überraschen können.

Ich grübelte tatsächlich schon über neue Schreibprojekte nach

Also ließ ich Band 3 ruhen und konzentrierte mich auf meine nicht ganz unaufwendige Beschäftigung als Mutter und meinen Alltag. Ich versuchte, mich zu zerstreuen und grübelte tatsächlich schon über neue Schreibprojekte nach. Vielleicht hatte ich auch einfach meine Muse beleidigt, die gerne die Geschichte schreibt und nicht ich. Ein einschneidendes Erlebnis Anfang Dezember brachte dann aber meinen Schreibwillen zurück: In einer Kunstgalerie entdeckte ich eine Skulptur, es war ein kleiner dreiköpfiger Drache. Der Anblick faszinierte mich und versetzte mich zurück nach Eldrid. Bei einem Hundespaziergang, gemeinsam mit meinen Kindern, grübelten wir über die mögliche Rolle und Bezeichnung dieses Drachens in Eldrid. Das war die Geburtsstunde des Kobolddrachen Nouk – und meine Schreiblust war wieder erwacht.

Meine Arbeit an „Im Land der Nuria“ war geprägt von Corona

Das Schreiben von „Im Land der Nuria“ wurde geprägt von einem Familienalltag mit Homeschooling und Corona-Pandemie. Dennoch ging es flott voran und ich überraschte mich sogar bei einigen Wendungen selbst. Das Schreiben hat richtig Spaß gemacht! Der Anwesenheit meiner Kinder geschuldet und einem sehr aufwendigen Onlineunterricht von zwei verschiedenen Schulen, die den Tagesablauf zerschnitten, verlegte ich meine Schreibphasen auf den Abend und die Nacht. Normalerweise schreibe ich an den Vormittagen, wenn die Kinder in der Schule sind. Doch ich bin kein Morgenmensch, so dass ich mich dazu oft zwingen muss. Während der Zeit des Lockdowns und der Schulschließungen hatte ich nur abends die Zeit und die Möglichkeit zu Schreiben und das ging, obwohl ich müde und abgearbeitet war, ausgesprochen gut und war mein Anker in dieser so besonderen Zeit.

Musik inspiriert mich, aber einen Titel zu ändern finde ich blöd

Wie schon bei Band 1 und 2 brachte mich bestimmte Musik sofort an den Ort des Geschehens in Eldrid und schon flossen die Worte aus meinen Fingern in den Computer. Wenn ich mal hing, wechselte ich einfach den Handlungsstrang und schrieb an einem anderen weiter. Bei fünf Handlungssträngen ist die Auswahl groß und bei irgendeiner Figur läuft dann immer der Film vor dem inneren Auge ab. Kurzum: Der dritte Band, damals hatte er noch den Arbeitstitel „Im Land der Feuerreiter“, war schnell geschrieben. Zwischendurch begab ich mich auf Internetrecherche und stellte fest, dass der Begriff „Feuerreiter“ besetzt ist und ich mir einen anderen suchen musste. Solche Erkenntnisse sind, vor allem, wenn man sich schon festgelegt hat, nicht so einfach zu verdauen und anfangs sperrte ich mich gegen jeden anderen Namen, den ich fand und der hätte passen können. Wenn ich auf Namenssuche gehe, dann durchforste ich in der Regel Vornamen-Datenbanken. Für Eldrid suchte ich meist nach nordischen, alt-irischen Namen – und ich wurde mit „Nuria“ fündig. Zugegebenermaßen dauerte es noch eine Weile bis ich mich damit angefreundet hatte, aber am Ende war das der Titel: „Im Land der Nuria“.

Ein kleiner, frecher Kobolddrache ziert das Cover von „Im Land der Nuria“

Das Mädchen Ludmilla durchreist gemeinsam mit dem riesenhaften Unsichtbaren Eneas und dem Formwandler Lando das feuerdurchzogene Land. Mit diesen Gefährten trifft Ludmilla also auf das neu erfundene Wesen: den kleinen, frechen Kobolddrachen Nouk. Nachdem das Land der Nuria ausreichend beschrieben war und auch der Spiegelrahmen, der das Cover zieren sollte, setzte ich mich mit meiner Agentur in Verbindung. Sie unterstützt mich beim Coverdesign und der Umschlaggestaltung. Ich besprach mit der Illustratorin das Cover und schickte ihr zur Inspiration die relevanten Textpassagen. Dann bekam ich erste Entwürfe und Skizzen und so entstand nach und nach das Cover. Als besonderer Teaser für die Leser und Coverliebhaber landete Nouk schließlich sogar auf dem Cover und das kann sich sehen lassen.

Ich lege im Schreibprozess viel Wert auf die Meinung von Buchbloggern

Nachdem der erste Entwurf des Manuskripts fertig war und ich ihn nochmals überarbeitet hatte, schickte ich diesen als Ausdruck an zwei liebenswürdige, aber auch sehr kritische Buchblogger, die viele viele Bücher im Jahr lesen und als Fans meiner Saga bestens geeignete Testleser sind. Die Corona-Pandemie hatte mir viele Wochen meines Zeitplans gestohlen. Aber ich wollte den dritten Band unbedingt noch im Jahr 2020 veröffentlichen, so dass ich den Testlesern eine Rohfassung des Manuskripts schickte.

Tatsächlich hagelte es zunächst auch ganz schön Kritik

Ich war auf eine Menge Kritik gefasst – und die hagelte auch: „Wo sind die Emotionen?“ wurde ich immer wieder gefragt und „Du kannst die Leser nicht einfach so in ein Kapitel reinwerfen. Nur du weißt, wo sich gerade deine Figuren befinden, deine Leser wissen das nicht, du musst sie am Anfang des Kapitels abholen und an die Hand nehmen.“ Eine meiner Testleserinnen ist ein großer Fan der Rahmengeschichte, die von der älteren Generation der Eldrid-Reisenden handelt. Sie nennt das immer liebevoll „die Rentnerparty“ oder auch „Rentner-Bachelor“, weil sich unter ihnen ein besonders eitler, älterer Herr befindet, der stets gut gekleidet ist und auf sein Äußeres achtet. Bei den Kommentaren gab es immer viel zu lachen. Auch wurde ich von den beiden eiskalt ertappt: Ich hatte mir einen Twist in der Rahmengeschichte überlegt, wollte mich aber nicht so richtig festlegen, da ich selbst nicht genau wusste, wie dieser Teil der Geschichte weitergehen könnte. Meine beiden Testleserinnen fanden das aber unlogisch, statt mystisch, und warfen mir sogar einen Fehler im Plot vor. Erst als ich ihnen meine Pläne offenbarte, waren sie besänftigt. Allerdings bestanden sie auf einem extra Kapitel. Hmpf … Ich hatte wirklich viel zu tun und überarbeitete parallel, während die Testleserinnen lasen und kritisierten.

Zu meiner Erleichterung war mein Lektor begeistert

Im Juli hatte ich dann endlich ein fertiges Manuskript, das ich an den Lektor schicken konnte. Der Lektor arbeitet sowohl inhaltlich als auch sprachlich, aber nicht dramaturgisch. Auch fertigt er ein erstes Korrektorat an. Zu meiner Erleichterung war mein Lektor ganz begeistert von meiner Arbeit und hatte wenig zu mäkeln, so dass seine Arbeit nach vier Wochen abgeschlossen war (ein anderes Projekt war noch vor mir dran, so dass ich die Sommerferien mit meiner Familie tatsächlich „Eldrid-frei“ hatte). Nachdem ich das Manuskript vom Lektor zurückerhalten hatte, überarbeitete ich es und ließ es ein letztes Mal Korrektur lesen.

Auch als Selfpublisherin lasse ich das Buch von Profis setzen

Zwischendurch brütete ich immer wieder über dem Klappentext. Bei einem dritten Band ist das nicht so einfach, da der Leser abgeholt werden möchte, aber nicht zu viel verraten werden sollte. Lektor und Testleserinnen halfen mit und noch bevor das Manuskript an den Buchsetzer ging, stand der Klappentext und konnte in den Umschlag eingesetzt werden. Zum Buchsatz: Da ich Band 1 der Saga bei Books on Demand veröffentlicht hatte und diese mit dem Buchsatz beauftragt hatte, bin ich nun für diese Reihe an den Buchsatz von BoD gebunden, da ich möchte, dass die Bücher einheitlich aussehen. Leider sehe ich mich außerstande, den Buchsatz mit diesen Vorgaben selbst zu erstellen. Bei technischen Herausforderungen liegen meine Nerven in der Regel schnell blank, so dass ich diese Aufgabe lieber einem Profi überließ.

Vielleicht wirkt mein Kontrollimpuls paranoid, aber ich finde das wichtig

Als dieser, inzwischen war es Mitte September, die Druckfahnen schickte, ging ich das Manuskript noch einmal komplett durch. Dem Buchsetzer war ein „feuerspukender“ Drache aufgefallen, statt einem „feuerspuckenden“, so dass dies noch korrigiert werden musste. Obwohl ein spukender Drache sehr gut zu Nouk passte, nur das Feuerspucken konnte nicht wegfallen. Die Druckfahnen durchzugehen, macht vor allem wegen der Silbentrennung Sinn. Das muss gefallen und ich bin da sehr penibel. Außerdem erstelle ich immer von der ursprünglichen Datei zur Buchsatzdatei eine Vergleichsversion, um nach fehlenden Wörtern oder Sätzen zu schauen, die durch den Buchsatz versehentlich verloren gehen können. Das mag für die einen paranoid erscheinen, aber da ich Selfpublisherin bin und damit für alles verantwortlich, möchte ich, dass das Endprodukt perfekt ist. Parallel zum Buchsatz fertigte meine Illustratorin den Umschlag für das Buch an und mein Distributionspartner wies dem Buch eine ISBN zu. Es folgte ein Probedruck vom Drucker und dann ging das Buch endlich Anfang Oktober in den Druck. Ein Mammutprojekt, aber nun steht schon das nächste an. Denn es ist wieder November und Band 4 wartet. Das Problem beim Schreiben ist auch: Die Leser erwarten, dass der Autor sich steigert, von Band zu Band. Band 1 bis 3 sind gut aufgenommen worden, der Druck auf mich bezüglich Band 4 ist enorm, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Aber keine Sorge: Ich sitze bereits dran.

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