Frau Bluhm liest „Das Café der kleinen Geheimnisse“: 2 von 5 Blu(h)men
Die vier Freundinnen waren ein unzertrennliches, vierblättriges Kleeblatt
Zwanzig Jahre ist es her, dass sich die vier besten Freundinnen Olivia, Jenny, Axelle und Gwénola zuletzt sahen. Damals waren die vier Abiturientinnen unzertrennlich, bezeichneten sich selbst als vier Blätter eines Glücksklees. Doch seither ist viel Zeit vergangen, und jede der Klassenkameradinnen hat sich in eine andere Richtung entwickelt, der Kontakt untereinander ist längst eingeschlafen. Im Jahr 2005 begegnen sie sich nun beim 20-jährigen Klassentreffen in Paris wieder. Auf den ersten Blick scheinen sich alle vier zu freuen einander wiederzusehen, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Nach und nach jedoch beginnt die Fassade, die eine jede von ihnen für die anderen drei erschaffen hat, zu bröckeln und dunkle Geheimnisse treten an die Oberfläche, die teilweise zwanzig Jahre lang verborgen blieben.
Das wunderschöne Cover hat mich sofort angesprochen
Angelockt von dem wunderschönen Cover und dem spannenden Klappentext vertiefte ich mich sehr schnell in die Geschichte der vier Freundinnen, was mir leichtfiel, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr zugänglich, malerisch und leichtfüßig. Der stetige Perspektivenwechsel ist stimmig, ausgewogen und spannend gestaltet, und relativ schnell folgte ich den vier Hauptpersonen von ihrem eigenen Leben aus in die Hauptstadt Frankreichs zum Klassentreffen.
Der Klappentext stimmt nicht mit dem Inhalt des Romans überein
Bereits auf den ersten 100 Seiten bemerkte ich allerdings die erste Unstimmigkeit: Es ist das Klassentreffen, das die vier Frauen zusammenführt, nicht die Initiation einer der Freundinnen, und es ist Olivia, die die vier in das einst so oft besuchte und titelgebende Café „Glücksklee“, einlädt, nicht Jenny. Auch wenn solche Klappentextfehler dramaturgisch gesehen nicht den großen Unterschied machen, empfinde ich sie als nervtötende Schlamperei. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch kleine, aber feine Übersetzungsfehler, die sich in den Fließtext eingeschlichen haben. Ich habe kein Problem damit, diverse Begriffe googeln zu müssen, weil sie beim Übersetzen in der Landessprache der Autorin stehengelassen wurden, immerhin lerne ich auch gerne mal was dazu, aber dann sollte der Ausdruck wenigstens korrekt verwendet werden.
Die Figuren sind eindimensional strukturiert, das Ende abstrus
Der abwechselnde Perspektivwechsel und die Einsicht in die Gedanken und Gefühle einer jeden der vier Hauptfiguren ist angenehm zu verfolgen und teilweise recht witzig. Leider bleibt die Darstellung der vier Hauptfiguren eher schablonenhaft. Auch gibt es keine Abweichungen des zu erwartenden Handlungsmusters. Axelle wird von Anfang an als Heimchen beschrieben, das es nur ihrem Mann recht machen will, sie bleibt es, trotz aller, teilweise sehr dramatischen Vorfälle, bis zum Ende. Olivia wird als matronenhafte, laute und dicke Selbstdarstellerin beschrieben, auch sie verändert sich bis zum Schluss nicht. Und so weiter und so fort. Jenny ist die wohl Unsympathischste von allen, sie ist es, die eine Bombe nach der anderen platzen lässt, und die Geheimnisse aus der Vergangenheit hervorzerrt. Hier ist wohl noch die größte Entwicklung zu erkennen. Leider schafft auch diese Figur am Ende keine wirkliche Wandlung, sondern verläuft sich in ihrer Storyline zu einem fast schon abstrusen Ende, das mir doch sehr an den Haaren herbeigezogen vorkommt. Was für die Protagonistinnen des Romans gilt, trägt sich natürlich in die gesamte Handlung weiter, und so bleibt auch diese flach wie eine Pfütze.
Mit „Das Café der kleinen Geheimnisse“ wurde Potential verschenkt
Eigentlich hatte Lorraine Fouchet eine wirklich gute Idee, doch diese schrumpfte durch die nicht sehr starke Umsetzung zur simplen Sonntagslektüre. Schade für die vergebenen Chancen, denn Potential wäre da gewesen.
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