Frau Bluhm liest „Die schönste und die traurigste aller Nächte“: 3 von 5 Blu(h)men
Victor glaubt, dass seine große Liebe Amanda tödlich verunglückt ist
„Die schönste und die traurigste aller Nächte“, das ist für Victor die seines Abschlussballs. Die schönste, weil er endlich einen Kuss von seiner großen Liebe Amanda bekommt, die traurigste, weil sie schon kurz darauf mit ihrer Familie von Brasilien nach Afrika auswandert. Als Amandas Familie wenige Wochen später durch einen Terroranschlag ums Leben kommt, wähnt Victor sie mit im verunglückten Auto und eine Welt bricht für den 17-Jährigen zusammen.
Beim Klassentreffen 20 Jahre später erfährt er eine Überraschung
Auch 20 Jahre später ist Victor sich sicher, nie wieder eine Frau so lieben zu können wie Amanda. Auf seinem Weingut im ländlichen Brasilien versucht er sich einzureden, dass man auch alleine glücklich sein kann. Glücklichsein ist für Victor sowieso relativ, denn der Winzer versucht, auf Grund einer merkwürdigen Besonderheit seiner Person, jegliches überschwängliche Gefühl zu vermeiden. Sein Geheimnis: Ist Victor glücklich, dann reist er in der Zeit zurück, um die glücklichen Momente der Vergangenheit noch einmal zu erleben. Ist er traurig, verliert er bis zu mehrere Tage Lebenszeit. Man kann sich ausmalen was geschieht, als Victor auf seinem 20-jährigen Klassentreffen erfährt, dass Amanda am Leben ist.
Maurício Gomydes Roman ist eine romantische Verwechslungsgeschichte
Angelockt vom wunderschönen Äußeren, überzeugte mich der Klappentext von Mauricío Gomydes Roman „Die schönste und die traurigste aller Nächte“ und ließ mich ziemlich schnell nach diesem Buch greifen. Grundsätzlich ist die Geschichte von Amanda und Victor eine relativ vorhersehbare Verwechslungsgeschichte mit hohem Romantikanteil. Richtig interessant wird es allerdings durch die kleine mysteriöse Gabe, er selbst würde sagen „Fluch“, die Victor zu eigen ist. Durch seine unsteuerbare Fähigkeit als Zeitreisender, ergeben sich einige spannende und teilweise auch witzige Twists, die dem Plot ihre besondere Würze geben.
Was ich von den schnellen Perspektivwechsels halte
Die Geschichte selbst wird aus wechselnder Perspektive jeweils von Amanda und Victor erzählt. Wenngleich es schön zu sehen ist wie dadurch die Erlebnisse der beiden Protagonisten aufeinander zulaufen, so stört es doch ganz empfindlich den Aufbau der emotionalen Anbindung an die Story. Die Kapitel sind nämlich sehr kurz. Ist man auf Victor eingestimmt, muss man beim Lesen fast augenblicklich wieder zu Amanda wechseln.
Und es gibt noch ein weiteres Problem mit der Story
Auch grundsätzlich hat Maurício Gomydes Roman ein kleines Problem mit der Emotionalität. Es mag der Übersetzung aus dem brasilianischen Portugiesisch geschuldet sein, aber des Öfteren war mir die Geschichte an den falschen Stellen zu schmalzig und an anderen Stellen zu knapp und oberflächlich abgehandelt. Den ein oder anderen Verwechslungsmoment hätte man beiseitelassen und durch ausführlicheren Charakteraufbau ersetzen können.
Dennoch ist mein Fazit unterm Strich durchaus positiv
Doch natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Letzen Endes hält das Buch genau was es verspricht: eine gut lesbare, romantische Geschichte, mit einem Hauch Mystik. Das Ende würde ich sogar als „fabelhaft rührend“ bezeichnen. Alles in allem ist „Die schönste und die traurigste aller Nächte“ eine schöne Geschichte für die kalte Jahreszeit.
Über Maurício Gomyde
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