1996 – Ein Schriftsteller verschwindet, hinterlässt aber eine Blutlache
Zackarias, Adrian, Betty und Fredrik studieren gemeinsam Literatur und freunden sich bereits im ersten Kurs an. Da Adrian wie besessen von der Dozentin Li ist und diese auch nicht abgeneigt scheint, schließt sich die junge Lehrerin schnell der Clique an. Li ist mit dem gefeierten Schriftsteller Leo Stark befreundet. Leo leidet an einer Schreibblockade und ist daher auf der Suche nach einer neuen Muse. Da kommt ihm Betty wie gerufen und die Studentin verbringt von da an viel Zeit bei dem Schriftsteller. Sie wirkt zunehmend verängstigt und verstört, aber erzählt niemandem, was tatsächlich bei den Treffen mit Leo passiert. Auch ihre Freunde begegnen Leo, welcher brutal, aggressiv und cholerisch wirkt, immer öfter. Eines Tages verschwindet der Schriftsteller spurlos. Einzig eine Blutlache in seiner Villa deutet auf ein Gewaltverbrechen hin. Aufgrund unterschiedlicher Indizien wird Adrian inhaftiert.
2008 – Zackarias sucht die Wahrheit und gerät selbst in Verdacht
Zwölf Jahre später hat Adrian seine Haftstrafe abgesessen und wird entlassen. Just zu dieser Zeit verliert Zackarias seine Arbeit und ist aus finanziellen Gründen gezwungen zurück zu seiner Mutter zu ziehen. Zackarias zweifelt an Adrians Schuld und beschließt ein Buch zu schreiben, das die damaligen Geschehnisse rund um Leos Verschwinden und den wahren Täter enthüllt. Auf der Suche nach der Wahrheit nimmt er Kontakt zu seinen früheren Freunden auf und muss sich bald die Frage stellen, ob seine subjektiven Erinnerungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Als dann auch noch Leos Leiche auftaucht und sich daran DNA-Spuren von Zackarias finden, gerät er selbst unter Mordverdacht.
Mattias Edvardsson arbeitet raffiniert mit einem Buch im Buch
Die Handlung ist wirklich raffiniert aufgebaut und bietet ein psychologisches Verwirrspiel auf zwei Zeitebenen. Einerseits werden Zackarias aktuelle Recherchen in der Gegenwart relativ nüchtern, aber detailliert beschrieben. Mit diesen Kapiteln wechseln sich immer wieder Zackarias‘ Buchkapitel ab, in denen er detailverliebt, stellenweise sogar poetisch, von den Erlebnissen während der Studienzeit schreibt. Die Schilderung dieser Geschehnisse ist sehr subjektiv und unterscheidet sich oftmals stark von den Berichten seiner damaligen Kommilitonen. Durch diesen Romanaufbau gelingt es Mattias Edvardsson in „Der unschuldige Mörder“ ein weitreichendes Verwirrspiel aufzubauen, welches sich durch das gesamte Buch zieht. Als Leser beginnt man die Objektivität und den Wahrheitsgehalt von Zackarias Schilderungen anzuzweifeln und zu hinterfragen. Aber auch die anderen Protagonisten wirken oftmals nicht vertrauenswürdig und scheinen teilweise ein Interesse am Verschleiern der Wahrheit zu haben.
„Der unschuldige Mörder“ ist kein typischer Krimi, aber sehr spannend
Dieser Roman lebt von den Figuren und den Geheimnissen sowie dem Verwirrspiel, das den Leser bis zum Ende der Geschichte und auch darüber hinaus an der Wahrheit zweifeln lässt. Als Leser beginnt man mit zunehmender Seitenzahl immer mehr Szenen in Frage zu stellen und zweifelt an jeder neuen Offenbarung. „Der unschuldige Mörder“ ist – übrigens genauso wie sein Vorgänger „Die Lüge“ ein Meisterwerk, das mit der subjektiven Wahrnehmung und dem Wahrheitsgehalt unterschiedlicher Perspektiven spielt und dadurch große Spannung aufbaut. Mich hat die Suche nach der Wahrheit gefesselt und in den Bann der Handlung gezogen. Zudem schafft es Mattias Edvardsson ein rundes Ende zu verfassen und eine Auflösung zu präsentieren, deren Wahrheitsgehalt vom Leser allerdings angezweifelt werden kann. Obwohl – oder gerade weil – „Der unschuldige Mörder“ kein typischer Kriminalroman ist, bin ich restlos begeistert.