Der erst 24-jährige Autor Jan Nieswandt ist ein Newcomer in der Spannungsliteratur. Im Interview spricht er über sein Thriller-Debüt „Dein Kind gehört mir“, in dem er die Geschichte einer Entführung und den Kampf eines Vaters um sein Kind erzählt. Außerdem verrät er uns Details zur Entstehung seines Buchs und zu möglichen Fortsetzungen.
Herr Nieswandt, worum geht es in Ihrem Thriller?
Ausgangspunkt ist eine Entführung. Der Vater des Opfers heißt Jens, ist über fünfzig Jahre alt, geschieden seit fast einem Jahrzehnt, aber immer noch in seine Exfrau verliebt. Als er eines Tages nach Hause kommt, erwartet ihn die Nachricht des Entführers: Sein Sohn Tim wurde entführt. Damit beginnt eine Schnitzeljagd, die allerdings anders verläuft, als es sich der Vater erhofft.
Damit verraten Sie ja schon einiges.
Keine Sorge, Tim wird schon nach etwa 20 Seiten entführt. Brisanter ist da die Frage, wer der Täter ist. Ganz abgesehen von der verheerenden Entscheidung, die immense Folgen auf alle Beteiligten hat. Welche das ist, verrate ich an dieser Stelle aber nicht. Wer wirklich schon vor dem Lesen den Täter kennen will – solche Leser soll es ja geben –, kann einfach die hinteren Seiten aufblättern.
In Ihrem Buch geht es um eine Entführung. Was unterscheidet Ihren Thriller von anderen Kidnapper-Krimis?
Meiner ist einfach besser! – Nein, Spaß beiseite. „Dein Kind gehört mir“ wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen haben wir die klassische Suche nach dem Täter. Das ist sozusagen der Krimi-Part, weil es jede Menge Verdächtige gibt, wobei trotzdem nicht der Thrill zu kurz kommt. Auf der anderen Seite wird die Geschichte auch aus Tims Sicht erzählt. Wir werden Zeugen seiner Entführung und erleben, was ihm in seiner Gefangenschaft widerfährt. Und zwar nicht in zweiseitigen Abschnitten ohne Inhalt, die nur Spannung erzeugen sollen. Seine Perspektive ist so wichtig für die Geschichte wie die seines Vaters. Tim ist nämlich nicht das einzige entführte Kind. Und natürlich hat der Entführer einiges mit ihnen vor.
Das klingt spannend. Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?
Aus eigenen Erfahrungen. Nicht, dass ich schon einmal ein Kind entführt hätte. Es sind eher viele kleine Erlebnisse, die eine Idee und schließlich eine komplette Geschichte erzeugen. Sehr wichtig bei diesem Thriller war zum Beispiel mein halbjähriges Praktikum in einer Suchtstation. Eine solche ist nämlich ein wichtiger Schauplatz der Geschichte. Dass meine Eltern auch aus dem Pflegebereich kommen, hat mir diesbezüglich natürlich sehr weitergeholfen.
Sie klingen begeistert. Das war also nicht Ihr letztes Buch?
Tatsächlich ist es auch nicht das erste Manuskript, das ich geschrieben habe. Die anderen waren bloß noch nicht reif für die Veröffentlichung. Und am nächsten Thriller arbeite ich derzeit auch schon.
Woher nehmen Sie sich die Zeit?
Zeit hat jeder Mensch gleich viel, nämlich 24 Stunden pro Tag. Man setzt bloß Prioritäten, was man damit anfangen möchte. Ich bin zwar erst 24 Jahre alt, aber Bücher sind schon lange meine Passion. Mein erstes Manuskript habe ich mit 17 geschrieben.
Und was machen Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben?
In meinem früheren Leben war ich Privatkundenberater in einer Bank. Ich weiß, in meinem Alter klingt es komisch, von einem früheren Leben zu sprechen, aber es war schon ein großer Schritt, sich einzugestehen, dass es nicht das ist, was ich mein Leben lang machen möchte.
Und stattdessen möchten Sie nur noch schreiben?
Schreiben ja, aber nicht nur. Mein Leben ist in dem Sinne zweigeteilt. Zur einen Hälfte bin ich Autor, zur anderen mache ich gerade meine allgemeine Hochschulreife, um Lehramt studieren zu können. Natürlich bleibt abzuwarten, inwieweit ich den Schülern meine brutalen Fantasien präsentieren kann.