Das Ende der Welt Gerald Hoffleit

ISBN 979-8862352948

254 Seiten

€ 11,99

Vom Sturm der Mongolen, von mutigen Frauen und von kühnen Kreuzzügen erzählt Gerald im Interview über sein neues Mittelalterepos „Das Ende der Welt“.

Gerald Hoffleit spricht im Interview über seinen historischen Roman „Das Ende der Welt“

Das Ende der Welt interview

Herr Hoffleit, erst im Oktober 2021 veröffentlichten Sie Ihren historischen Roman „Unter dem Heiligen Kreuz“. Nun setzen Sie die Serie mit „Das Ende der Welt“ fort. Können wir kurz noch einmal zurückblicken auf das, was in „Unter dem Heiligen Kreuz“ geschieht?

„Unter dem Heiligen Kreuz“ beginnt damit, dass die alte Eleonore Plantagenet Prinzessin Berengaria von Navarra zu Fuß über die Pyrenäen bringt, um sie mit ihrem Sohn Richard Löwenherz zu verheiraten. Tatsächlich ging Eleonore einige Jahre später den gleichen Weg noch einmal, um Blanka von Kastilien als Braut für Ludwig VIII. abzuholen, da ihr Sohn Johann Ohneland mit dem französischen König Philip August eine Heirat zur Friedenssicherung ausgemacht hatte – Blanka war Eleonores Enkelin.

Wie geht es nun in „Das Ende der Welt“ weiter?

In das „Ende der Welt“ tritt Berengaria von Navarra zu Beginn noch einmal auf, um ihrer Nichte Blanka aus der Patsche zu helfen. Als Königin von Frankreich muss diese sich gegen die Intrigen der Barone um ihren Erzfeind Peter Mauclerc zur Wehr setzen. Auch aus dem Krieg der Inquisition gegen die Katharer kann die Königin sich nicht heraushalten, sie muss ihren Onkel Raimund zur Vernunft bringen, der sich auf die Seite der Ketzer gestellt hat und gegen Kirche und Papst Krieg führt.

Welche Rolle spielt Ludwig IX., der Sohn Blankas?

Ludwig IX., der später zum „heiligen Ludwig“ – Saint Louis – verklärt wurde, wird erwachsen, heiratet die Adlige Margarethe, die Blanka nicht leiden kann und setzt sich in den Kopf, einen weiteren Kreuzzug anzuführen. In Ägypten gerät er nach anfänglichen Siegen auf dem Schlachtfeld gemeinsam mit seinen drei Brüdern in Gefangenschaft.

Sie beschreiben Ludwigs IX. Frau Margarethe insbesondere auf dem Feldzug in Ägypten als starke Person. Ist es historisch so verbrieft, dass Margarethe das Kommando über die verbliebenen Soldaten übernahm?

Ja, das ist es tatsächlich. Als Hochschwangere und sogar unter der Geburt hat sie militärische Entscheidungen treffen müssen.

Wie geht es Blanka zu jener Zeit?

Blanka, die in Frankreich geblieben ist, verzweifelt, weil sie denkt, alle ihre Söhne seien getötet worden.

Ihr Roman spannt aber einen weit größeren Bogen. Bis ins Reich der Mongolen greifen Ihre Erzählstränge. Was passiert dort?

Im dreizehnten Jahrhundert breiten die Mongolen das Reich, das Dschingis Khan vereint hat, unter seinem Sohn Ugedei immer weiter aus. Dessen Frau Turakina flüstert ihrem Mann weise Ratschläge ins Ohr. Er soll die Mongolen immer weiter nach Westen führen, nach Europa, wo reiche Beute zu warten scheint.

Die Mongolen werden in der christlich-europäischen Welt als Dämonen und „Ausgeburten des Tartaros“ wahrgenommen. Warum sind sie militärisch so erfolgreich?

Mit den „Tartaren“ kann man nicht verhandeln, sie kennen keine Gnade, sie kümmern sich nicht um die alten Regeln der Kriegsführung. Ihre Truppen bewegen sich mit scheinbar überirdischer Geschwindigkeit. Mit Pfeilhageln, Brand- und Giftgasangriffen, grausamen Massakern und Kriegstaktiken wie der Scheinflucht mit anschließendem Überraschungsangriff terrorisieren sie ihre Gegner. Ihr Vormarsch scheint unaufhaltsam.

Die Mongolen greifen nicht nur die Europäer an, sondern auch arabische Länder. Aber zu einer Zusammenarbeit zwischen Kaiser Friedrich II. und den Arabern kommt es nicht?

Die Araber schicken Gesandte zu Friedrich II., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, um die christliche Welt um Beistand und Zusammenarbeit gegen die „Tartaren“ zu bitten, aber der Kaiser kann sich nicht mit den alten Erzfeinden der Christenheit verbünden. Und der Papst sieht die Mongolen gar als mögliche Verbündete gegen den Kaiser, sowie die islamische Welt.

Der Tod Ugedeis ändert die Situation.

Erst als Ugedei stirbt, kommt der Mongolensturm zu einem Halt. Nach den Gesetzen der Mongolen muss ein neuer Khagan, ein neuer Großkhan, gewählt werden. Und auf einmal sitzt Turakina als „Khatun“ auf dem Thron des Mongolenreichs, das sich mittlerweile vom pazifischen Ozean bis ans Mittelmeer erstreckt.

Ihr neuer Roman „Das Ende der Welt“ wirkt komprimierter als „Unter dem Heiligen Kreuz“. Ist das eine bewusste schriftstellerische Entscheidung oder hat sich das so ergeben?

Das Buch ist kürzer geworden als „Unter dem Heiligen Kreuz“, obwohl die Handlung sich über eine längere Zeitspanne erstreckt. Ich habe versucht die Ereignisse so zu verdichten, dass sich eine dramatische Handlung ergibt. Geschichte ist oft nicht dramatisch, sondern repetitiv.

Sie lassen auch philosophische Gedanken in Ihr Werk einfließen. Was hat es mit dem Gespräch des christlichen Priesters auf sich, in dem dieser die Schrift „de libertate arbitrii“ Anselms von Canterbury erläutert?

Anselm vertritt in dieser Schrift die These, dass man nur so lange frei ist, wie man Gutes tut, da der Sünder sich dem Bösen unterwirft. So gibt er eine Antwort auf die „Theodizee-Frage“ (wenn Gott allgütig und allmächtig ist, warum gibt es dann das Böse?), welche immer wieder von Theologen und Philosophen diskutiert worden ist. Gott erschuf den Menschen mit freiem Willen und obwohl er möchte, dass die Menschen Gutes tun, zwingt er sie nicht dazu. Das Böse kommt also in die Welt durch die Menschen, welche ihren freien Willen vom Bösen korrumpieren lassen. Als „Sklaven der Sünde“ büßen sie ihre Freiheit ein. Gut zu sein ist nach Anselm also mit beständiger Willensanstrengung verbunden.

Auch Ihr neues Werk ist wieder sehr detailreich. Wie nahe bewegt sich Ihre Erzählung an der Wahrheit?

Ich habe mir diverse Freiheiten bei der Wiedergabe der historischen Ereignisse genommen, dort wo die Überlieferung lückenhaft oder widersprüchlich ist. Im Index gehe ich auf diese Abweichungen ein, für diejenigen mit einem ausgeprägten historischen Interesse. Andere wollen vielleicht nur eine spannende Geschichte lesen. Auch Anekdoten, deren Wahrheitsgehalt in der Forschung umstritten sind, wie die von der „nackten Königin“ haben daher Eingang in den Roman gefunden.

Es geht mitunter auch ziemlich brutal zu in „Das Ende der Welt“. War das Mittelalter eine derart gewaltgeprägte Zeit?

Definitiv. Ich habe erneut versucht ein realistisches Bild der mittelalterlichen Welt und eine zumindest grob historisch korrekte Ereignisfolge darzustellen. Dies hat dazu geführt, dass eher leichtherzige und durchaus humorvolle Szenen sich mit recht drastischen Beschreibungen von Gewalt abwechseln. Das Mittelalter war eine gewalttätige Zeit, es schaudert einen, was sich die Menschen damals gegenseitig angetan haben.

Ihre Geschichte spielt vor Hunderten von Jahren. Denken Sie beim Schreiben dennoch auch an die Gegenwart? Gibt es Verbindungen, die Ihnen diesbezüglich wichtig sind?

Auch heute noch ringen wir um Wege in die friedliche Koexistenz der verschiedenen Völker und Religionen.

Die einzelnen Bände Ihres Buchs sind mit SALIGIA, ABYSSUS und IUDICIUM überschrieben. Was hat es damit auf sich?

Der erste Band des Buches heißt SALIGIA, ein Akronym der lateinischen Bezeichnungen der sieben Todsünden Neid, Hochmut, Völlerei, Zorn, Habgier und Trägheit. Blanka von Kastilien soll gesagt haben, sie würde lieber sterben, als zuzulassen, dass einer ihrer Söhne eine der sieben Todsünden begeht. Die sieben Todsünden sind keine direkten Handlungen, sondern Schatten der Seele, die sich auf die Taten der Menschen auswirken und die sieben Kapitel handeln jeweils von einer dieser Sünden. Der zweite Band des Buches beschreibt den Mongolensturm, deshalb heißt er ABYSSUS, was so viel bedeutet wie „die Hölle“ und hat neun Kapitel nach den neun Kreisen der Hölle. Der Titel des dritten Bandes IUDICIUM bedeutet „das Jüngste Gericht“ und handelt vom Kreuzzug nach Ägypten und dem Zerfall des mongolischen Reiches. Die sieben Kapitel sind nach den vier platonischen Tugenden und den drei christlichen Ur-Tugenden benannt.

Und wie geht es nun weiter mit Ihrer Schriftstellerei? Arbeiten Sie bereits an einem neuen Projekt?

Ich habe schon wieder einen neuen Stoff gefunden, die Herrschaft von Kaiser Justinian und Kaiserin Theodora im sechsten Jahrhundert nach Christus. Er schließt also nicht chronologisch an „das Ende der Welt“ an, so wie dieses Buch an „Unter dem Heiligen Kreuz“, es wird aber wie die anderen beiden Bücher um eine Frau gehen, welche in der Männerdomäne der Politik mitgemischt hat.

Wer sich das Warten auf diesen neuen historischen Roman verkürzen möchte …

… interessiert sich vielleicht für meine anderen Bücher, die ich vor längerer Zeit geschrieben und zwischen „Unter dem Heiligen Kreuz“ und „Das Ende der Welt“ publiziert habe. Ich habe in diesem Jahr den Anti-Bildungsroman „Ontogenese (partiell)“ veröffentlicht, den ich im Jahr 2005 geschrieben habe und die beiden Science-Fiction Geschichten „Methusalems Erben“ und „Panic Island“, die in den Jahren 2017-2019 entstanden sind.

Das Ende der Welt Gerald Hoffleit

ISBN 979-8862352948

254 Seiten

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Bernhard Berkmann

Geboren 1982, studierte Bernhard Berkmann Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Romanistik. Als Autor interessiert er sich vor allem für Kriminalromane und Wirtschaftsthemen. Bernhard Berkmann pendelt zwischen Berlin und dem schwedischen Båstad. In seiner Freizeit geht er gerne schwimmen.

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