Ich bin genetisch mit eher mittelmäßigem Fernweh ausgestattet
Es gibt Menschen, die mit unbändigstem Fernweh ausgestattet sind. Wieder andere kommen ihr ganzes Leben nicht aus ihrem Geburtsort raus und sind damit mehr als zufrieden. Ich persönlich gehöre zu keiner der beiden Kategorien. Genetisch bin ich mit mittelmäßigem Fernweh ausgestattet, gehöre rein von meiner Generation her noch der „einmal-im-Jahr-fährt-die-ganze-Familie-mit-dem-Auto-nach-Italien-Generation“ an. Für die Auslandsreisen, die ich bisher unternommen habe, bräuchte man keinen Weltatlas. Und wenn ich tatsächlich einmal den Mut aufbrachte mich in ein Reiseabenteuer zu stürzen (was bedeutet, dass man statt mit dem Auto mit der Deutschen Bahn in ein Nachbarland fuhr), so war ich schon tagelang vorher gesegnet mit nächtlichen Schweißausbrüchen, ausgelöst durch Panik zwecks Kofferpacken (irgendwie hat man immer zu viel eingepackt, aber gerade das, was man braucht, ist nie dabei) und unüberblickbarer logistischer Ausbrüche aus der eigenen Komfortzone. Am Urlaubsort angekommen, packte mich tatsächlich so gut wie immer eine Dorothy-ähnliche Schwermut, die nur noch glitzerrote Schuhe gebraucht hätte. Nein, ein Globetrotter wird aus mir sicher nicht mehr.
Diese Fotos sind (fast) zu schön, um wahr zu sein!
Wie gut, dass Bildbände erfunden wurden! Kürzlich begegnete mir ein besonders hübsches Exemplar dieser Gattung. „Best of Erde“ schenkte mir Einblicke in die wundersamsten, einsamsten und bekanntesten Fleckchen der Welt. Der Bildband beinhaltet Fotografien, die beeindruckender nicht sein könnten (dem Himmel sei Dank gibt es Menschen, die gerne reisen und dies mit anderen teilen!). Fast zu schön, um wahr zu sein!
„Best of Erde“ zeigt Orte, die einsam sind – und monumental
Ich bin mir gar nicht sicher, welche mir besser gefallen: Die, die ich aus mir lieben Filmen wiedererkannt habe, wie zum Beispiel die Jurassic Coast in Großbritannien, oder die bekannte Phang-Nga Bucht, deren unvergleichliche Schönheit schon James Bond zu würdigen wusste. Oder jene, die mir unberührte, unbekannte Fleckchen dieser Erde zeigten. Orte, die so schön, einsam und monumental sind, dass man fast schon wieder an die Erschaffung durch höhere Mächte glauben will.
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Ein Buch, aus dem man viel lernen kann
Unterstützt werden diese Bilder mit kleinen Texten, die unterhaltsam und lehrreich zugleich sind. Es ist ein Buch, aus dem man viel lernen kann; der Text selbst ist dabei nicht so dominant, dass man die volle künstlerische Vielfalt der Fotografien nicht mehr genießen könnte. Man kann!
Mich befällt ein Gedanke, der wunderbar ist – und schrecklich zugleich
Ich wanderte mit diesem Bildband einmal rund um den Erdball. Kam an Orte, die unberührt und friedlich aussehen. Manche der im Buch vertretenen Fotografen haben allerdings auch Momentaufnahmen tierischer Bewohnern eingefangen. Was man allerdings auf keiner Aufnahme sehen kann, sind Menschen. Ich finde den Gedanken wunderbar und schrecklich zugleich: Die Erde gab es schon vor uns, und sie wird uns hoffentlich um mehr Zeit überdauern, als sie einer von uns ausrechnen könnte.
Also, wer bei dem Bild auf Seite 29 kein Fernweh bekommt …
Schon Franz Kafka sagte einst: Bücher müssen die Axt sein, für das gefrorene Meer in uns. Recht hat er, der Mann! Denn wer bei dem Bild auf Seite 29 kein Fernweh kriegt, der muss erst noch geboren werden. Bei mir hat’s funktioniert. „Best of Erde“ ist ein wunderschön gestalteter Bildband, für alle Fernwehgeplagten – oder solche, die es werden wollen.
P.S.: Auf Seite 29 sieht man die Polarlichter über dem Fischerdorf Reine in Norwegen. Atemberaubend!