Ein junger Mönch trifft beim Schwimmen auf eine Schauspielerin
Lukas ist ein junger Mönch in einem Benediktinerkloster. Eben hat sein Mitbruder Andreas den Konvent verlassen, um eine Familie zu gründen. Nun arbeitet es in Lukas: Hat er die richtige Entscheidung getroffen? Soll er wirklich für den Rest seines Lebens im Kloster bleiben? Just während Lukas diese Gedanken beschäftigen, tritt die Schauspielerin Sarah in sein Leben. Sie besucht in unregelmäßigen Abständen Gottesdienste im Kloster, manchmal fünf an einem Tag. Lukas ist ein begeisterter Schwimmer. Eines Abends, beim Schwimmen, begegnen Lukas und Sarah einander am klösterlichen Badesteg.
In Lukas wächst eine schüchterne Sehnsucht nach der Frau
„Wir sahen uns an. Das Haar hattest du hinten zusammengebunden. Dass so viel so wenig sein kann. Deine Augen wirkten damit noch intensiver, dein Blick, ich glaube, das wolltest du gar nicht, aber er zielte wie eine Waffe auf mich.“ Fortan treffen sich der Mönch und die Besucherin regelmäßig. Sie tauschen sich aus über das Leben, den Glauben. Und in Lukas wächst eine schüchterne Sehnsucht nach mehr Nähe.
Moritz Heger reflektiert klösterliche und gesellschaftliche Phänomene
Moritz Heger findet einfühlsame Worte für das, was sich zwischen seinen Hauptfiguren entwickelt. Dazu lässt er seinen Ich-Erzähler Lukas in Form von inneren Monologen viele mönchische Rituale und gesellschaftliche Phänomene reflektieren. Auf diesem Weg erfährt man interessante Details über die hinter Klostermauern gepflegten Regeln und Gebräuche.
„Aus der Mitte des Sees“ ist mit feiner literarischer Feder gezeichnet
Die Figuren zeichnet Moritz Heger mit feiner literarischer Feder. Seine Sprache ist klar und sorgfältig gewählt. Dennoch plätschert die Geschichte ein wenig richtungslos vor sich hin. Dabei steht ja eigentlich schon sehr bald fest, dass alles auf die entscheidende Frage zusteuern wird: Soll Lukas – wie sein ehemaliger Mitbruder Andreas – sich aus dem Kloster verabschieden? Oder soll er das Angebot, das ihm irgendwann von den Mitmönchen gemacht wird, annehmen und Prior zum Prior aufsteigen?
Es gibt auch Kritik an Moritz Hegers „Aus der Mitte des Sees“
Ab dem Zeitpunkt, als die Frage “Liebe oder Karriere im Kloster” im Raum steht, nerven die gelehrten Ausführungen über Gott und die Welt zunehmend. Zumal Moritz Hegers Erzählweise – die das Räsonieren dem Handeln vorzieht, das Reflektieren und Monologisieren dem Dialog – etwas Statisches mit sich bringt. Je länger man liest, umso mehr wünscht man sich, Moritz Heger möge das ganze Potential heben, das in dieser unglaublich spannenden Grundkonstellation „junger Mönch verliebt sich in Frau und muss ich entscheiden“ steckt.
„Aus der Mitte des Sees“ ist ein Roman, aus dem man Früchte ziehen kann
Nichts desto trotz ist „Aus der Mitte des Sees“ ein Roman, aus dem man Früchte ziehen kann: Zum einen wirkt alles, was Moritz Heger über das Leben im Kloster erzählt, glaubwürdig und gut recherchiert. Der Autor liefert viel interessantes Hintergrundwissen über das Leben als Mönch. Zum Zweiten gelingt es ihm sehr gut, den emotionalen Zwiespalt zu beschreiben, in den einen das Leben als dem Zölibat verpflichteter Geistlicher treiben kann. Und schließlich hat die Lektüre etwas Meditatives an sich. Man nimmt tatsächlich Ruhe mit aus diesem Roman – und denkt noch eine Weile lang darüber nach, wie man sich an Lukas‘ Stelle entscheiden würde.