Frau Bluhm liest „Wohin das Meer uns trägt“: 4 von 5 Blu(h)men
Ein ungleiches Trio auf Roadtrip entlang der dänischen Küste
Henrik kommt mit Büchern weitaus besser klar, als mit Menschen. Dementsprechend entsetzt ist er, als er von seiner Chefin dazu verdonnert wird, mit dem Bücherbus die dänische Küste entlangzufahren, um Leser mit Büchern zu versorgen. Erschwerend hinzu kommt, dass er auch noch eine zu Sozialstunden verurteilte Praktikantin mit an Bord hat. Von der blinden Passagierin Else ganz zu schweigen. Gemeinsam macht sich das ungleiche Trio auf zu einem Roadtrip in die Vergangenheit und letzten Endes zu sich selbst.
Tabea Petersen findet einen geschickten Aufbau für ihren Roman
In 17 gut aufgeteilten Kapiteln kommen die drei Protagonisten Henrik, Elina und Else abwechselnd zu Wort. Elses Passagen sind dabei in die Gegenwart und die Vergangenheit während des Zweiten Weltkrieges aufgeteilt. Diese sich verändernde Struktur lockert den Erzählfluss auf, für jede einzelne Geschichte bleibt genügend Raum. Am Ende fügen sich die drei Geschichten sehr harmonisch zusammen.
Das Drama der im Zweiten Weltkrieg aus Deutschland Geflüchteten
Ich finde es sehr interessant, diesen Teil der historischen Zusammenhänge zu entdecken, denn bisher war mir kaum etwas über die Flüchtlingsthematik der im Ausland lebenden Deutschen zu dieser Zeit bekannt. Tabea Petersen findet sich dabei sowohl in der alten, als auch in der modernen Zeit sprachlich gut zurecht, man kann beim Lesen den ganz klaren Unterschied zwischen beiden Zeitebenen erkennen.
Eine 90-Jährige und ein junger Mann, der die Einsamkeit vorzieht
Ich mag die subtilen Veränderungen, die Elena während dieser wenigen Tage erfährt. Für die 90-jährige Else ist es natürlich eine Reise in die Vergangenheit. Leider bleibt aber die Persönlichkeitsentwicklung von Henrik recht oberflächlich. Von dem einsiedlerischen und wortkargen jungen Mann ist bereits nach der Hälfte des Romans überhaupt nichts mehr übrig. Wie es dazu kam, blieb mir unklar.
„Wohin das Meer uns trägt“ ist eine Urlaubslektüre für den Sommer
Ansonsten erzählt Tabea Petersen mit ihrem Roman „Wohin das Meer uns trägt“ aber eine wunderschöne Geschichte, die sich mit ihrem maritimen Setting auch sehr gut als Urlaubslektüre für den Sommer eignet.
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