Jessie Greengrass‘ Roman ist ein Buch, das aufrüttelt
Was auf den Rückseiten der Bücher steht, die wir lesen, stimmt allzu oft nicht mit dem überein, was uns dann in den Büchern erwartet. Aber auf der Rückseite von Jessie Greengrass‘ Roman „Und dann verschwand die Zeit“ steht vor allem eine Wahrheit über dieses Buch: Der Roman zeige, „was auf dem Spiel steht“. Damit ist ganz gut umrissen, was diese literarische Geschichte über die Klimakatastrophe leisten kann: Sie kann uns wachrütteln und dazu bringen, unseren weltzerstörenden Lebensstil zu überdenken.
Die Welt geht unter, aber eine Handvoll Menschen überlebt
Jessie Greengrass erzählt von den Überlebenden einer großen Flut, die in Folge des Klimawandels über die Erde gekommen ist. Zunächst sind es die junge Caro und ihr Halbbruder Pauly sowie die erwachsene Sally und ihr Großvater Grandy, die in einem etwas höher gelegenen Haus abseits des Dorfes leben, während überall sonst bereits die Welt untergeht.
Die Umweltaktivistin Francesca hat alles vorausgesehen und vorgesorgt
Dass ihnen dieses Überleben möglich ist, verdanken sie der Umweltschützerin Francesca, Mutter von Pauly und neue Partnerin von Caros Vater. Sie, die Expertin für die Klimakrise, hat vorausgesehen, dass der Mensch die Natur längst unumkehrbar zerstört hat und vorgesorgt: Sie hat das High House zu einer Überlebensinsel ausgebaut – mit Selbstversorgergarten, einer einfachen Stromversorgung, die auf dem Wechsel der Gezeiten beruht und indem sie alles unbedingt Lebensnotwendige in dem Haus verstaute.
„Und dann verschwand die Zeit“ ist eine zutiefst traurige Geschichte
Es ist eine zutiefst traurige Geschichte, in die Jessie Greengrass uns mitnimmt. Denn leider ist alles sehr realistisch und auch nicht so übertrieben, dass man es von sich schieben könnte. Traurig ist aber in diesem Roman nicht nur der Zustand der Welt, sondern auch diese Familienkonstellation, in die die Unvorhersehbarkeit des Todes immer wieder Lücken reißt.
Was passiert, wenn uns die Zivilisation plötzlich im Stich lässt?
Zugleich ist es eine tröstliche und eine wissensreiche Geschichte. Tröstlich, weil diese zusammengewürfelte Halbfamilie dank der Umweltaktivistin Francesca inmitten des Klimadramas in einer Idylle lebt. Allerdings einer, die immer mehr erodiert. Wissensreich, weil Jessie Greengrass uns viel mitzuteilen hat darüber wie das Überleben aussieht, wenn uns die Selbstverständlichkeiten der Zivilisation plötzlich im Stich lassen.
Jessie Greengrass‘ Roman steckt voller kluger Gedanken
„Und dann verschwand die Zeit“ ist ein Roman, dessen Lektüre nicht fröhlich macht. Allerdings ist es auch ein Buch, über das man noch lange nachdenken kann und das voller kluger Gedanken steckt. Nicht nur über die Natur, das Klima und das Überleben, sondern auch über Familie und uns Menschen ganz allgemein. Zum Beispiel schreibt Jessie Greegrass, „dass wir, wenn wir sagen, dass jemand uns braucht, in Wahrheit meinen, dass wir jemanden brauchen, oder es brauchen, von ihm gebraucht zu werden.“ Womit sie ziemlich genau den Kern der Wahrheit trifft.